A. Afrikahaus: Stigmatisierung mitten in Hamburg
Das Afrikahaus wurde von dem Hamburger Architekten Martin Haller entworfen und diente als Sitz der Firma C. Woermann GmbH & Co. KG. Das Kontorhaus steht seit 1972 unter Denkmalschutz. Den Eingang des Gebäudes ziert eine leicht bekleidete Kriegerskulptur mit Schild und Speer. Im Innenhof begrüßen die Besucher*innen zwei lebensgroße Elefanten-Statuen. Kritiker*innen sagen, die Statuen verkörpern ein klischeehaftes Bild von wilden Tieren und vermeintlich genauso wilden Menschen. Das reduziere den Kontinent und sei rassistisch. Auch der Handel der Firma Woermann während der Zeit des europäischen Kolonialismus in Afrika wird kritisch bewertet: Der Sohn des Unternehmensgründers Adolph Woermann war ein großer Verfechter des deutschen Kolonialismus. Die Schiffe der Woermann-Linie transportierten nicht nur Waren aus den Kolonien nach Europa, sondern auch deutsche Schutztruppen, die im damaligen Deutsch-Südwestafrika für den Tod von bis zu 100.000 Menschen verantwortlich waren.
Infos: Große Reichenstraße 27, www.afrika-haus.de
B. Fuck Yeah Sexshop: Ein Kollektiv räumt mit Klischees auf
Hamburg wird häufig mit dem Rotlichtviertel auf St. Pauli assoziiert. Wo sich Sexshop an Lustkino an Stripclub reiht, wird meist eine männlich geprägte Perspektive auf Lust dargestellt. Ganz anders im Gängeviertel: Seit 2018 gibt es dort das "Fuck Yeah Sexshop-Kollektiv" - den ersten feministischen Sexshop Hamburgs. Hier werden alle Spielarten einvernehmlichen Sexes respektiert und verstaubte Ansichten beiseite geräumt, so die Betreibenden. Sextoys werden nicht nach Geschlecht, sondern Funktion sortiert; feministische Literaturklassik steht neben Erotikmagazin und Menstruationscup neben Brustprothese. Mehrmals im Monat finden im Shop zudem Veranstaltungen und Workshops rund um Sex statt – Termine sind auf der Website des Kollektivs zu finden. Auch horizonterweiternde Souvenirs können bei Fuck Yeah eingekauft werden.
Infos: Caffamacherreihe 43, https://fuckyeah.shop
C. Café in guter Gesellschaft: Genuss mit gutem Gewissen
Das erste Zero-Waste Café Deutschlands: Die Inhaberinnen vom Café in guter Gesellschaft setzen mit der Philosophie ihres Cafés ein Zeichen gegen unnötigen Abfall und Verschwendung. "Wir vermeiden in unserem Café Müll soweit es geht – unsere Ware ist frisch, meist regional, teilweise biologisch und immer unverpackt. Dafür nutzen wir Mehrwegbehälter, Papier oder wiederverwendbare Verpackungen", schreiben Alana und Ina auf ihrer Webseite. Sie verwenden so viel wie möglich wieder, recyclen Papier-Abfälle oder verarbeiten abbaubaren Müll zu Dünger weiter. Das Café bietet auch Workshops zu Zero Waste an. Kursteilnehmer*innen lernen dabei, wie müllfreie Körperpflege, ressourcenschonendes Putzen oder Essen funktionieren kann.
Infos: Sternstraße 25, https://in-guter-gesellschaft.com
D. Green Kayak: Paddeln für die Umwelt
Die Alster mit dem Kajak erkunden und dabei noch etwas Gutes für die Umwelt tun? Die Organisation Green Kayak macht genau das für alle Umweltbewussten möglich: In Hamburg und weiteren Städten bietet sie ihre Kayaks zur kostenlosen Nutzung an. Die Bedingung: Paddel-Begeisterte sollen während ihrer Fahrt Müll aufsammeln, der in den Gewässern gelandet ist und ihren Ausflug unter dem Hashtag #GreenKayak in den sozialen Medien festhalten. An den Anlegestellen Bootshaus Bergedorf, Paddel-Meier, SUP Club Hamburg und zur Gondel können die Kajaks ab Mai 2021 für zwei Stunden ausgeliehen werden. Über Green Kayak können bereits ab April Termine für Alster-Touren (vor-)gebucht werden.
E. Mietergruppe Hayn-/Hegestraße: Bezahlbarer Wohnraum in Eppendorf
Auf günstigen Wohnraum kann man in Eppendorf normalerweise nicht hoffen – eine Ausnahme bildet das Jugendstilhaus in der Haynstraße/Ecke Hegerstraße: 1970 zogen dort dutzende Studierende über die Wohnungsvermittlung der Universität Hamburg ein. Seitdem haben mehr als 250 Menschen in dem Haus gelebt, schreibt das Wohnprojekt auf seiner Homepage. Die Bewohner*innen leben in einer Gemeinschaft mit dem politischen Ziel, den Abriss und Mietprofit des Hauses zu verhindern. Dabei setzten sie auf einen unbefristeten Mietvertrag aus den 70ern, nach dem das Gebäude zu einem günstigen Kurs nicht an einzelne Personen, sondern die gesamte Gruppe vermietet ist. Ein Großteil der insgesamt 24 Wohnungen gehört heute dieser Mietergemeinschaft. Die Bewohner*innen sind als Teil der Mietergruppe ihre eigenen Mieter*innen. Die Eigentümer*innen der übrigen Wohnungen klagen immer wieder gegen das Mietverhältnis – bis heute erfolglos.
Infos: Haynstraße 1, https://hayn-hegestr.de
F. St. Georg: Vielfalt entlang der Langen Reihe
Von Eppendorf aus führt der Weg der Tour an der Außenalster Richtung Südosten entlang; denn direkt hinter dem Hamburger Hauptbahnhof beginnt Hamburgs buntestes Viertel: St. Georg. Entlang der Langen Reihe, wo jedes Jahr der Christopher-Street-Day beginnt: In der Danziger Straße sind Cafés, Läden und Bars, die sich an queere Menschen richten. Wer auf der Suche nach leckeren Kuchen und Torten ist, wird im Café Gnosa fündig, das seit den 80er Jahren als queerer Treffpunkt gilt. Augen auf an der Kreuzung der Langen Reihe zur Kirchenallee: Hier stehen Fußgängerampeln mit gleichgeschlechtlichen Paaren. Wem nach Shopping ist, der sollte Brunos Shop in der Danziger Straße nicht verpassen. Er ist der größte Laden Hamburgs mit einem Angebot rund um einen schwulen Lebensstil. Den Abend kann man dann in einer der zahlreichen Locations wie der Bellini Bar, der Contact Bar, der Generation Bar oder dem Kyti Voo ausklingen lassen.
Infos: Lange Reihe, www.hamburg.de/sehenswertes-st-georg
G. Die Rote Flora: Ein Ort des Protests Nur wenige hundert Meter weiter liegt die wohl bekannteste Straße der Schanze: Das Schulterblatt. Dort führt kein Weg an der Roten Flora vorbei. 1888 gebaut, war die Flora zunächst ein Café, später Theater, Kino und Heimwerkergeschäft. Ende der 80er-Jahre soll sie dann zur Bühne des Musicals "Phantom der Oper" werden. Eine Stadtteilinitiative protestiert gegen den Umbau des Gebäudes. Nach monatelangen Auseinandersetzungen wird die Rote Flora im November 1989 von Aktivist*innen für besetzt erklärt. Der Ort entwickelt sich zu einem autonomen Kulturzentrum, einem "beliebten politischen Störfaktor im Stadtteil und darüber hinaus", wie das Projekt heute auf seiner Homepage schreibt. 2001 nimmt die Geschichte eine neue Wendung: Der Senat verkauft das Gebäude an einen Kulturinvestor – und erwirbt es 2014 wieder zurück, als gegen den Investor ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet wird. Die Rote Flora ist bis heute besetzt und vor allem an Tagen wie dem 1. Mai oder den G20-Demonstrationen ein Zentrum des Protests.
Infos: Schulterblatt 71, www.rote-flora.de
H. Alma-Wartenberg-Platz: Prost auf eine bedeutende Frauenrechtlerin
"Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Frauen und Mädchen der arbeitenden Klasse über die Verhütung des Kindersegens aufzuklären", sagte Alma Wartenberg im Jahre 1913. Diesem Satz gehen Jahre an politischem Engagement für Frauenrechte voraus, wegen derer heute ein beliebter Platz in Ottensen nach ihr benannt ist. Wartenberg wurde 1871 ganz in der Nähe des Platzes geboren, der damals noch Friedenseichenplatz hieß, und schaffte es im Jahr 1925 als erste Frau in den schleswig-holsteinischen Provinziallandtag. Wartenberg hatte sich das Ziel gesetzt, insbesondere Arbeiterfrauen sexuell aufzuklären – sie verärgerte damit Justiz, Kirchen und die Beamtenärzteschaft des konservativen Kaiserreichs. Der Vorwurf: Vergehen gegen das sittliche Empfinden. Heute gibt es rund um den Platz Cafés, Bars, Restaurants, Kinos oder Boutiquen. Ob in der Aurel-Bar oder dem Familieneck: Es lässt sich hier hervorragend auf eine bedeutende Frauenrechtlerin anstoßen.
Infos: Alma-Wartenberg-Platz