Flugkapitän Gerhard Müller fliegt auf einem Dornier 328-Jet bei der dänischen Sun Air regelmäßig die Strecken von Friedrichshafen nach Düsseldorf und Hamburg. Zuvor saß der 55-jährige Pilot im Cockpit von Maschinen wie Fokker 50, Dash 8, ATR und Business-Jets verschiedener Regionalfluggesellschaften.
Wieso ist Fliegen in diesem Sommer unruhiger als sonst?
Es gibt in Deutschland zwei Lufträume, den unteren und den oberen. Seit April 2019 bekommen wir von der Deutschen Flugsicherung für innerdeutsche Flüge nur noch Freigaben für den unteren Luftraum, um den oberen zu entlasten.
Und Sie müssen durch die Wolken?
Im oberen Luftraum überfliegen wir fast jedes Unwetter. Aber in tiefen Lagen türmen sich gerade im Sommer die Gewitterwolken auf. Eigentlich wäre es recht einfach, etwas höher zu fliegen und ruhig und komfortabel die Schlechtwetterzonen zu überfliegen. Oft fragen wir das bei der Flugsicherung an. Aber das bedeutet für die Lotsen dann erhöhte Aufmerksamkeit, und meist gibt es eine Absage.
Dann wird Ihre Maschine richtig durchgeschüttelt?
Die Turbulenzen speziell im unteren Luftraum haben sich verdreifacht. Das ist nicht nur für die Passagiere unangenehm, sondern auch für uns vorn im Cockpit. Das macht uns Angst.
Sind weiter unten nicht auch viele Kleinflugzeuge unterwegs?
Die meisten Propellermaschinen nutzen natürlich den unteren Luftraum und bremsen aufgrund ihrer deutlich niedrigeren Geschwindigkeit so manchen Jet aus. Unser automatisches Kollisionswarnsystem schlägt da viel häufiger an.
Gibt es weitere Probleme durch die geringe Flughöhe?
Ja, wir verbrauchen jetzt in tiefen Lagen bis zu 30 Prozent mehr Kerosin und erzeugen einen viel höheren Schadstoff.