An der Deutschen Bahn scheiden sich die Geister: Die einen lieben das entspannte Reisen mit dem ICE. Viele Pendler dagegen fluchen über die Unzuverlässigkeit der Bahn. Und dann der Tarif-Dschungel und die teuren Tickets. "Preise wie im Puff", so der Kommentar eines Bahnfahrers im Interview.
Wie steht es um die Bahn wirklich? Das ZDF wollte es genauer wissen und zeigte am Dienstagabend zur Hauptsendezeit den großen Bahn-Check. In den 45 Minuten dreht sich alles um Verspätungen, Sauberkeit, Essen, Ticketpreise und den Service – immer aus Kundensicht.
Wie pünktlich ist die Deutsche Bahn?
Der ZDF-Beitrag beginnt mit einer "Pünktlichkeitstesterin", die von Frankfurt nach Köln fahren möchte. Gleich gibt es die erste Panne: Der ICE kommt auf der Rheinstrecke nicht weit. Schon hinter dem Frankfurter Flughafen ist Schluss. Wegen eines Unfalls ist die Strecke blockiert, der Zug fährt zurück zum Abfahrtsbahnhof. Mit einem anderen ICE erreicht die Testerin beim zweiten Versuch abends endlich Köln.
Für das Verschulden "von außen“ kann die Bahn nichts. Doch einen Verspätungsmelder, den das ZDF für zwei Monate im Sommer online hatte und jeder Bahnkunde auch per Handy seine Erfahrungen eingeben konnte, kommt zu einem vernichtenden Ergebnis: "Zwei Drittel aller im Verspätungsmelder angezeigten Fahrten waren unpünktlich" so die Bilanz. Das steht im Widerspruch zu den offiziellen Angaben der Bahn mit einer Pünktlichkeitsrate von 93,7 Prozent, die die Tester als "verwirrend" bezeichnen, zumal verpasste Anschlüsse von der Bahn nicht mitgezählt werden.
Fazit Pünktlichkeit: 3 von 5 Punkten.

Wie gut ist das Essen im Zug?
Beim Thema Speisewagen setzt der Bahn-Check zunächst auf das Urteil bei einer Blindverkostung in der Versuchsküche und auf die Kompetenz von Sternekoch Nelson Müller vom Restaurant Schote in Essen. Im ICE probiert er vier Angebote von der Speisekarte: Für ihn sind die Matjesfilets "ein wunderbares Gericht“, auch an der Gazpacho hat er "nichts auszusetzen".
Er besucht sogar die Großküche des Produzenten in Hamburg und zeigt sich beeindruckt: 3000 Liter werden von der andalusischen Suppe angesetzt, die anschließend in Portionsbeutel verschweißt und später in der beengten Küche des Speisewagens in die Teller gegossen werden. Für den Profikoch sind die Gerichte des Speisewagens besser als ihr Ruf.
Fazit Essen im Zug: 4 von 5 Punkten
Wie sauber sind die Züge?
Um eine Antwort auf diese Fragen zu erhalten, hatte die Redaktion sieben Personen auf Sternfahrt nach Marburg geschickt. Dabei wurde die Sauberkeit der Züge von ICE bis Regionalbahn geprüft. Zwar gab es einige Ausreißer auf Toiletten ("unerträglich", "unzumutbar", "unterirdisch"), doch die Auswertung der 300 genommenen Wischproben von Tischen, Sitzen und WCs durch das biomedizinische Institut der Universität Marburg sorgte für eine handfeste Überraschung: Es wurden nur "niedrige Keimzahlen" festgestellt. Die Züge sind "viel hygienischer als angenommen", so lautet das Urteil von Prof. Reinier Mutters.
Fazit Sauberkeit: 5 von 5 Punkten
Wie steht es mit den Bahn-Preisen?
Auf der Strecke von Hamburg nach Düsseldorf kam es zum großen Verkehrsmittelvergleich: Vier Personen starteten zum selben Zeitpunkt an der Elbe und stiegen in einen Intercity, in ein Auto, Reisebus und in die Privatbahn HKX. Der Bahnfahrer kam nicht nur als erster in Düsseldorf an, sondern schlug auch die Konkurrenz beim Stresstest. Denn alle Probanden trugen ein Pulsmessgerät bei sich.
Wermutstropfen für den Bahn-Kunden: Das Ticket war mit 80,30 Euro am teuersten. Die Autofahrt wurde durch Staus am stressigsten (plus zwei Stunden), und fast doppelt so lange wie im IC dauerte die Fahrt im Flixbus, der sich aber mit 26 Euro als besonders preiswert erwies. Die Nutzerin des HKX-Zugs notierte in Düsseldorf eine Verspätung von 50 Minuten. Das Ergebnis für die Bahn lautete: "Beim Preis ist die Bahn letzter, aber wer rechtzeitig bucht, kann mehr als die Hälfte sparen."
Fazit Bahn-Preise: 2 von 5 Punkten
Wie gut ist der Service?
Verkehrsverbände beklagen seit Langem die unübersichtliche Preisgestaltung der Bahn. Wer blickt da noch durch? Der Bahn-Check wollte wissen, ob die Bahn-Mitarbeiter am Schalter durch den Tarifdschungel noch durchblicken. Bei den Testkäufen ließ das Ergebnis mehr als zu wünschen übrig: "Die Bahn rückt das wirklich günstigste Ticket nur auf intensive Nachfrage heraus", heißt es. Zu hoch seien die Differenzen zwischen dem Standardangebot und dem preiswertesten Ticket bei einer persönlichen Beratung. "Durch Nachfragen haben wir fast 300 Euro gespart", hießt es bei einer Stichprobe.
Im zweiten Teil des Service-Checks wendete sich ein Student aus Tunesien in gebrochenem Deutsch an einen Service-Mitarbeiter am Bahnhof: Wie gut ist der Umgang mit Ausländern? Freundlich wurden ihm Bahn-Begriffe wie "Zugbindung" erklärt. Doch unterwegs musste eines der Kamerateams mitansehen, wie eine türkischstämmige Bahnkundin aus dem Zug geworfen und ihr angeblich ungültiges Ticket eingezogen wurde. Da hilft auch kein Schönreden des Bahn-Pressesprechers über diesen Zwischenfall.
Fazit Service: 2 von 5 Punkten
Bei 37.000 Zugfahrten täglich wird bei den Bahnkunden viel gemeckert, oft allerdings unberechtigt. Die Sendung fällt deshalb ein zweischneidiges Urteil über die Deutsche Bahn: Die Pünktlichkeit "könnte besser sein". Das Essen im Speisewagen war "besser als erwartet". Die Sauberkeit "überraschend gut". Normale Tickets sind allerdings teuer, und der Service ist "ausbaufähig".
Den 45-minütigen Beitrag "Bahn-Check" finden Sie in der Mediathek des ZDF und auf YouTube.