Nach dem coronabedingten Ausfall im vergangenen Jahr und der Verschiebung wegen der Pandemie im Februar sind beim weltberühmten Karneval von Rio de Janeiro wieder die besten Sambaschulen der Stadt durch das Sambodrom gezogen. "Das ist ein wunderbares Gefühl, zurück zu sein", schwärmte João Paulo Damasio von der "Mangueira", einer der beliebtesten Sambaschulen Rios, am Freitagabend (Ortszeit). "Spezieller als in anderen Jahren, die doppelte, dreifache Emotion."
Seit zwei Jahren der erste Karneval in Rio de Janeiro
Die Karnevalsmetropole hatte unter dem Fehlen der größten Party der Welt sehr gelitten. Die Bewohner der Stadt und die Mitglieder von Sambaschulen sind froh, dass es nach zwei Jahren nun wieder Umzüge gibt und Rio wieder Samba tanzt. "Ich habe es sehr vermisst, mit den Leuten zusammen zu sein, Spaß zu haben. Brasilianer brauchen diese menschliche Wärme", erzählte Damasio der Deutschen Presse-Agentur.
Der Karneval ist für die "Cidade Maravilhosa", die wunderbare Stadt, wie ihre Bewohner sie nennen, auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bei dem Spektakel werden umgerechnet rund 794 Millionen Euro umgesetzt. Mindestens 45.000 Jobs hängen nach offiziellen Angaben von den Feierlichkeiten ab. Für das Karnevalswochenende rechnen die Hotels in der Metropole dieses Jahr mit einer Auslastung von 85 Prozent.
Den Anfang der ersten sechs Teilnehmenden in der Spezialgruppe machte am Freitagabend die "Imperatriz Leopoldinense". Sie würdigte den Regisseur Arlindo Rodrigues, der die Imperatriz im Jahr 1980 zu ihrem ersten von acht Siegen bei der Meisterschaft der Sambaschulen geführt hatte. Die "Mangueira", die den Wettkampf der Sambaschulen beim letzten Karneval 2020 mit einer Neuauslegung des Lebens Jesu gewonnen hatte, wählte diesmal die Geschichte der eigenen Schule als Thema ihrer Parade. Am Samstagabend stehen die Auftritte der anderen sechs Sambaschulen der ersten Liga an.
Zehntausende von der Tribüne aus sowie Millionen vor den Fernsehschirmen in Brasilien und auf der ganzen Welt verfolgten die Umzüge im Sambodrom. Bürgermeister Eduardo Paes hatte zwar das größte Karnevalsfest der Geschichte angekündigt. Erwartet wurde aber ein Karneval der Überraschungen. Die Pandemie hatte auch die finanziell stärksten Sambaschulen getroffen. Die Karten waren neu gemischt.
In Brasilien war im März und April vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie das Gesundheitssystem zusammengebrochen. Jetzt ist Südamerika dem Statistik-Portal "Our World in Data" zufolge Impfvorreiter und die Region mit dem höchsten Prozentsatz an Geimpften. "Ich habe gedacht, dass ich in der Pandemie sterben werde und beschlossen, vieles zu machen, was ich noch nicht gemacht habe", erklärte Ana Paula Varca der DPA, warum sie bei einem der Umzüge mitmacht. "Im Karneval ist es in den Straßen anders, alle sind verkleidet. Diese Freude. Schrecklich ohne Karneval." So ganz hat sich Rio laut Varca aber noch nicht erholt: "Selbst dieser Karneval jetzt ist nicht der, den wir kennen."