Was ist ein Baramundi? Der Name für einen Berg, ein australisches Klamotten-Label oder eine Aborigines-Sprache? Falsch, keine der drei Antworten ist richtig. Baramundi bezeichnet einen in Australien sehr beliebten Speisefisch, der in den tropischen Gewässern des Nordens vorkommt. Das nach kurzem Braten weiße, feste und fast fettfreie Fleisch gilt als äußerst schmackhaft. Deshalb wird der Barsch auch als Nationalfisch Australiens bezeichnet.
Doch der Baramundi gehört nicht zu den einzigen kulinarischen Neuentdeckungen, die Australien seinen Besuchern bietet. Wer zum ersten Mal nach Down Under kommt, wird überrascht sein, welche sinnliche Vielfalt das Land auf dem Teller bietet. Neben Delikatessen aus den Ozeanen, wie Garnelen aus Exmouth oder Hummer aus Geraldton zum Beispiel in Westaustralien, kommen Meeresfrüchte aus den kühleren Gewässern der Südküste wie Austern und Southern Rock Lobster auf den Tisch.
Natürliche Zutaten
Auch an Land könnte die Auswahl an Produkten kaum größer sein. Da finden Europäer Ungewöhnliches auf dem Speisezettel. Beginnen wir mit dem Fleisch: Neben bestem Beef von Rindern, die in den endlosen Weiten des Outbacks gehalten werden, sollte man auch das leckere Känguru- oder Wallaby-Fleisch probieren oder einmal ein Gericht mit Emu-, Kamel- oder Krokodilfleisch bestellen. Letzteres erweist sich als angenehm und erinnert im Geschmack etwas an Hühnchen und Fisch.
Ein weiterer und wichtiger Bestandteil der natürlichen Speisekammer des fünften Kontinents sind die Spezialitäten aus dem Busch: Gewürze und Früchte, die von den Ureinwohnern schon seit Jahrtausenden gesammelt werden. Dazu gehören die Bunya Nut, die Samen der Araukarie, einer Konifere in Queensland. Oder die Roselle, einer knallroten Frucht, und der Wüstenpfirsich Quandong, einer sehr Vitamin-C reichen Frucht aus Southern Australia. Inzwischen haben sich kreative Köche von speziellen Feinschmecker-Restaurants in Sydney und Melbourne die Lebensmittelkenntnisse der Aborigines zu eigen gemacht und Bush-tucker-Gerichte auf ihre Speisekarten gesetzt.
Mutige Winzer und unkonventionelle Weine
Einen weiteren Vorteil bietet Australien beim Essengehen: Man kann nicht nur vorzüglich speisen, sondern ebenso trinken. Längst hat es sich herumgesprochen, dass in mehreren Bundesstaaten Weine auf Weltklasse-Niveau angebaut werden. Weniger bekannt ist, dass beim Bestellen eines Glas Sektes nicht mehr auf prickelnde Importware zurückgegriffen werden muss. Die besten Sparkling Wines kommen von Produzenten aus Tasmanien, der 250 Kilometer südlich vom Festland vorgelagerten und größten Insel Australiens. Dort engagierte sich bereits in den 80er Jahren das französische Champagnerhaus Louis Roederer beim Weingut Jansz, in dem heute Schaumweine nach der "Méthode Tasmanoise" hergestellt werden.
Schon seit 200 Jahren werden in Australien Reben kultiviert, wie im Barossa Valley in Südaustralien, wo sich einst Auswanderer aus Deutschland niederließen und Pionierarbeit in Sachen Weinbau geleistet haben. Gerne fahren heute Urlauber von Adelaide aus mit dem Leihwagen in die Region und statten Weingütern inklusive Verkostung einen Besuch ab. Es muss nicht immer eine Großkellerei wie Penfolds sein.
Viel interessanter sind die Entdeckungen in den kleineren Weinanbaugebieten des Südens, wie im Clare Valley oder in McLaren Vale. Hier trifft man auf unkonventionelle Kellermeister, die oft ihr Handwerk in Europa oder Kalifornien gelernt haben. Häufig handelt es sich um mutige Quereinsteiger, die als Ein-Mann-Betriebe mit ihrer Experimentierfreudigkeit den hiesigen Winzern zu einem Innovationsschub verpassten.
Authentisches Ambiente
Da es sich bei Australien um ein Einwandererland handelt, spiegelt sich die ethnische Vielfalt auch in der breiten Palette von Restaurants und kulinarischen Gepflogenheiten wieder. Zur Erinnerung: Fast die Hälfte der australischen Bevölkerung ist im Ausland geboren. Daher gibt es eine typisch australische Küche eigentlich gar nicht, eher ist das Essen geprägt von den Vorlieben und dem Ideenreichtum der Menschen, die in Australien ihre neue Heimat gefunden haben.
Viel präsenter als bei uns ist im Alltag die asiatische Küche, von Vietnamesisch über Thailändisch und Malayisch bis Chinesisch, schon bedingt durch die geografische Nähe von Asien zum fünften Kontinent. In der letzten Zeit sind Tapas-Restaurants zum großen Renner avanciert. Meist sind die Bars von jungen spanischen Einwanderern begründet, die ihre Heimat wegen der dortigen Wirtschaftskrise verlassen haben. Und die Dichte der so unterschiedlichen Geschmäcker und Nationen hat in den Städten eine Fusionsküche geschaffen, wie sie anregender nicht sein kann.
Delikatessen auf Rädern
Aber zu einem gelungenen Essen gehören nicht nur Rezepte, fein aufeinander abgestimmte Zutaten und Getränke. Auch das Ambiente muss stimmen. In Australien reicht die Palette vom rustikalen Picknick über Garküchen und Feinschmeckerlokale bis zu Open-Air-Restaurants unterm Sternenhimmel inmitten eines Nationalparks.
Ausgeprägt wie in kaum einem anderen Land ist die Kultur des Grillens. Den Reisenden erwartet eine Vielzahl von öffentlichen Grillständen mit Münzeinwurf. Selbst in Grünanlagen und in den Naturparks im Outback sind die überdachten Grillplätze tadellos gepflegt. Da heißt es, das in der Kühltasche mitgebrachte Grillgut auszupacken und den Grill per Münzeinwurf anzuwerfen. Schon beim Brutzeln lernt man schnell Leute vom Nachbargrill kennen, denn in Australien köchelt man selten nur vor sich hin - Outdoor-Grillen ist eben hoch kommunikativ.
Jüngster Trend in den Großstädten sind Food Trucks, kleine Lieferwagen mit preiswerten Delikatessen auf Rädern, die täglich ihren Standort wechseln. Dank Social Media und Apps auf dem Smartphone lassen sich die aktuellen Standorte der "Foodies" in der unmittelbaren Umgebung sekundenschnell ausfindig machen - guten Appetit.
Lesen Sie auch:
- Keine Auslandstrips: Australien wirbt für Reisen in der eigenen Heimat
- Traum-Trekking in Tasmanien: Entlang der Bay of Fires - Weitwandern am Ende der Welt