Reportage Im Dickicht der Riesenstädte

Sie strömen Faszination aus, bergen tausend Gefahren und schwellen stetig an: Megacitys. Das sind urbane Räume mit mehr als zehn Millionen Einwohnern - für manche Moloche, für andere glitzernder Fortschritt.

Jährlich leben immer mehr Menschen nicht nur in Großstädten, sondern in Riesenstädten wie Tokio, New York oder Saõ Paolo. Es gibt weltweit bereits 22 Megacitys, die insgesamt 300 Millionen Menschen beherbergen. Ob die Einwohner dort im Rausch der Metropole treiben oder in Slums dahinvegetieren, hat viel mit Glück, Initiative und sozialem Hintergrund zu tun. Und damit, wie gut Transport und medizinische Versorgung funktionieren, Wohn- und Arbeitsplätze vorhanden sind und wie die hygienischen Zustände sind.

Mutter der Megastädte

New York, die Mutter der Megastädte, ist heute so packend und bunt, dekadent und dynamisch wie gestern. Uwe Kröger, ZDF-Auslandskorrespondent in Manhattan, stellt sie heute Abend um 22:15 Uhr im ZDF vor, als Hauptstadt der Welt, in der es zu allem ein Gegenteil gibt: "Glamour neben Schäbigkeit, Reichtum neben krasser Bedürftigkeit, Eleganz neben Abgerissenheit, Barmherzigkeit neben arroganter Kälte, blitzblanke Fassaden neben bröckelndem Putz, 5-Sterne-Restaurant neben schmuddeliger Garküche".

Das Symbol für Freiheit und Toleranz ist gleichzeitig auch die Hauptstadt des schnellen Geldes, amerikanische Medienhochburg, Herz des Kunstmarktes und Schmelztiegel unterschiedlichster Völker. Kröger begegnet den Menschen, die in ihr leben, und versucht so der Faszination New Yorks auf die Spur zu kommen. Seit drei Jahren berichtet er über den Big Apple, und zieht in seinem Film Bilanz: "Anfangs hämmert diese Stadt fast bis zur Besinnungslosigkeit auf einen ein: mit Tempo, Krach und Gedränge, aber man verfällt ihr dann zunehmend. New York ist fast jeden Tag eine Achterbahnfahrt um den Globus und quer durch die Menschheit, mit Boxen-Stops in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich."

Gefräßige Stadt

Die nächste Station der dreiteiligen Dokumentationsreihe "Megacitys" ist am kommenden Donnerstag Kairo, die Stadt des haarsträubenden Verkehrs, der majestätischen Pyramiden und der verstopften Gassen. Wie viele Menschen dort tatsächlich durcheinander wohnen, beten und Wasserpfeife rauchen, weiß niemand genau, denn eine Volkszählung oder Meldepflicht gibt es nicht.

Doch es werden immer mehr, so viele, dass die Pyramiden in Gizeh mit einer Betonmauer eingezäunt wurden, damit die Stadt sie nicht langsam verschlingt. Touristen, die in klimatisierten Bussen von den Pyramiden zum Ägyptischen Museum chauffiert werden, entdecken den Charme Kairos meistens nicht. Dietmar Ossenberg und Luc Walpot haben versucht ihn einzufangen in ihrer Reportage über die größte Stadt Afrikas.

Stadt der Zukunft

In zwei Wochen präsentiert Joachim Holtz seinen Streifzug durch Shanghai, die "Stadt der geplanten Zukunft". Hier entfaltet sich der Größenwahn eines erfolgshungrigen Landes, hier wachsen glitzernde Türme in ungekannte Höhen, während sogar dem Meer neuer Lebensraum abgerungen wird.

"Es gibt nur eine Zeit für Shanghai, die Zukunft", sagt Joachim Holtz "Die Vergangenheit ist eher lästig, tauglich nur mit ein paar ausgewählten Überbleibseln. Die Gegenwart wird nur als Durchgangsstrecke angesehen, zum Auftanken und Beschleunigen, nicht zum Verweilen."

Heike Sonnberger

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