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Londons größter Flughafen hat einen chaotischen Ruf. Mit dem neuen Terminal 2 soll alles besser werden. Wir haben T2 drei Wochen vor der Eröffnung durch die Queen besucht und eine Weltneuheit entdeckt.

Labyrinthische Korridore, viele Treppenstufen und Ebenenwechsel, lange Warteschlangen vor den Sicherheitskontrollen und den Toilettentüren, zu wenig Sitzgelegenheiten bei den Gates und beim Terminalwechsel kurvt der Shuttle-Bus um Dauerbaustellen. Deshalb bin ich ein Heathrow-Hasser. Wenn irgendwie möglich, meide ich Europas verwirrendsten Flughafen.

Ob auf dem Weg nach Australien oder nur nach Irland, längst war mein Anschlussflug weg, nachdem ich noch einen weiteren Security-Check über mich ergehen lassen musste. Eine Ausnahme jedoch ist der 2008 eröffnete Terminal 5, der ausschließlich Passagieren von British Airways vorbehalten ist. Doch die meisten Reisenden aus Deutschland landen im Terminal 1, einem der unübersichtlichsten Flughafengebäude Europas, in das seit Jahren kaum noch ein Penny investiert wurde. Damit soll bald Schluss sein: Am 23. Juni eröffnet Queen Elizabeth II. in Heathrow den neuen Terminal 2.

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Der komplette Neubau T2 wird zur Heimat von 23 Fluglinien der Star Alliance wie Lufthansa, Swiss und Austrian sowie von Germanwings und Aer Lingus, die vorher auf drei verschiedene Terminals verteilt waren.

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Das Besondere am neuen Terminal 2 ist die Architektur mit ihrer beispielhaften Übersichtlichkeit. Das geschwungene Dach besteht aus drei Wellen, die die drei Schritte des Fluggastes auf dem Weg zum Abflug auch räumlich verdeutlichen: Check-in, Sicherheits-Zone und der Wartebereich an den Gates.

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Eine Weltneuheit bietet der Check-in-Bereich: Hier müssen die Passagiere nicht mehr ihre Fluggesellschaft suchen, sondern können jeden der 66 Self-Service-Kioske benutzen oder zu einem der 56 Counter gehen, wo das Personal sich um den Check-in kümmert - für alle Gesellschaften der Star Alliance. Das erfordert einen hohen IT-Aufwand, um die Reservierungssysteme zu koordinieren, erhöht aber die Geschwindigkeit und die Effizienz, was weniger Check-in-Inseln und Personal zur Folge hat. Ob das Kofferaufgeben reibungslos funktionieren und schneller gehen wird, bleibt abzuwarten.

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Entworfen hat den Terminal der in Barcelona geborene Architekt Luis Vidal, der sich mit seinem Büro auf Verkehrsbauten spezialisiert hat. Der 45-Jährige (Foto) hat bereits den Terminal 4 am Madrider Flughafen gebaut und die neuen Abfertigungsgebäude an den Airports von Warschau und Zaragoza.

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Gleich hinter den Sicherheitskontrollen öffnet sich die Piazza, ohne dass man zuvor durch Duty-Free-Shops Spießruten laufen muss, wie es inzwischen auf vielen Flughäfen der Fall ist. "Hier wird man nicht zum Shopping genötigt", betont Vidal. Der riesige Raum, der dieselbe Größe wie Covent Garden in der Innenstadt Londons hat, ist der Treffpunkt mit Restaurants und vielen Sitzgelegenheiten.

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"Bei diesem Gebäude dreht sich alles um den Fluggast", sagt Vidal beim Rundgang durch den fast fertigen Terminal. Er legt Wert auf wenige Farben, klare Beschriftung und Tageslicht, das durch Oberlichter des nur nach Norden geöffneten Daches fällt. Daher blendet kein direktes Sonnenlicht, das das Terminal aufheizen könnte. Außerdem dämpfen die hellen Stoffbahnen an der Unterseite des Daches störende Geräusche.

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Zwei Ebenen sorgen für eine klare Trennung: Abflug im oberen Level, eine Etage tiefer der Ankunftsbereich (Foto). Der neue Terminal ist für 20 Millionen Passagiere ausgelegt. Pro Jahr passieren also mehr als doppelt so viele Menschen das Gebäude wie London Einwohner hat.

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Die Mindestumsteigezeit reduziert sich zukünftig von 120 Minuten auf nur eine Stunde. Für deutsche Verhältnisse fast ein Wunder: T2 wird nach vier Jahren Bauzeit pünktlich eröffnet. Zuvor wurde an dieser Stelle das alte Queens Building, der 1955 von Queen Elizabeth II. eingeweihte Bau, abgerissen und 90 Prozent des Betons für den neuen Terminal 2 recycelt.

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Bei dem drei Milliarden Euro teuren Neubau bleibt auch Geld für Kunst am Bau übrig: Im Bild die überdimensionale und 77 Tonnen schwere Skulptur des britischen Künstlers Richard Wilson über dem Eingangsbereich zum Terminal.

Die Eröffnung von Terminal 5 wurde 2008 zum Desaster. Tausende von Koffern blieben stehen und mussten noch Wochen später mit dem LKW quer durch Europa verfrachtet werden. Ein Gepäckarbeiter sagte mir später. "Wir wussten schon beim Probebetrieb, dass es zum Eröffnungstermin niemals klappen konnte. Doch niemand wollte auf uns hören. Denn der Eröffnungstermin für die Queen stand schon lange fest."

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Aus den Fehlern hat Heathrow gelernt. Jetzt erfolgt die Inbetriebnahme behutsam. Anfang Juni zieht United als erste Airline mit nur einem guten Dutzend Abflügen pro Tag ein. Ende des Monats kommt Queen Elizabeth II. zur offiziellen Eröffnung. Als eine der letzten Fluglinien wird im Oktober Lufthansa vom T 1 in den T2 umziehen. Kinderkrankeiten, die es bei jedem Großprojekt zunächst gibt, dürften dann der Vergangenheit angehören.

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