Benzin-Mangel und mehr Hochrisikogebiet und Brexit-Folgen: Was Reisende nach Großbritannien jetzt wissen müssen

Big Ben Clock Tower und ein typischer Doppeldeckerbus: Vor Corona war London ein beliebtes Städtreiseziel.
Big Ben Clock Tower und ein typischer Doppeldeckerbus: Vor Corona war London ein beliebtes Städtreiseziel.
© Getty Images
Wer in diesen Wochen nach Großbritannien reist, muss mit viel administrativem Aufwand rechnen. Nicht nur mit Einreisebeschränkungen und steigenden Inzidenzahlen hat das Land zu kämpfen.

Schlangen vor Tankstellen und Lücken in Supermarktregalen – der Alltag ist nicht nur für die Briten komplizierter geworden, sondern auch für Reisende. "An Häfen, am Eurotunnel und an Flughäfen ist mit zum Teil langen Wartezeiten zu rechnen", schreibt das Auswärtige Amt in Berlin auf den Seiten mit den Reise- und Sicherheitshinweisen für Großbritannien und Nordirland.

Zwar sind die Beschränkungen durch die Pandemie seit Mitte August stark gelockert worden, dennoch gelten das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland laut dem Robert Koch-Institut seit dem 7. Juli 2021 weiterhin als Hochrisikogebiet. So wurden zum Beispiel am 1. November 40.000 neue Covid-19-Infektionen registriert, und die Inzidenz liegt bei mehr als 430 Fällen je 100.000 Einwohnern.

Das britische Gesundheitssystem leidet ebenfalls unter einem massiven Personalmangel. Hinzukommen Versorgungsengpässe von Gütern des täglichen Bedarfs, die auf eine Verschärfung der Einwanderungsregeln durch mehr Zölle und Bürokratie zurückzuführen sind. Es fehlt an Lastwagenfahrern, die Supermärkte mit Lebensmittel und Tankstellen mit Kraftstoff versorgen, was auch Reisende mit dem eigenen Pkw zu spüren bekommen. Und in den Hotels und dem Dienstleistungsgewerbe mangelt es an Arbeitskräften, die bis vor Kurzem noch problemlos aus EU-Ländern rekrutiert werden konnten.

Ende September starteten die Hamsterkäufe an Tankstellen, weil die Versorgung mit Benzin und Diesel knapp wurde.
Ende September starteten die Hamsterkäufe an Tankstellen, weil die Versorgung mit Benzin und Diesel knapp wurde.
© Ben Stansall / AFP

Premierminister Boris Johnson sieht die Ursache für die gegenwärtigen Probleme nicht im EU-Austritt, sondern eher als eine Folge der Pandemie. Experten schätzen, dass sich das Bruttoinlandsprodukt wegen der Abspaltung von Europa um vier Prozent verringern wird. "Der Brexit hat lang- und mittelfristig schlimmere Folgen für die Wirtschaft des Landes als die Pandemie", erklärte Richard Hughes, der Chef des britischen Rechnungshofes in einem Interview mit der BBC.

Nur mit gültigem Reisepass

Schon eine kleine formale Änderung kann Reisenden ein großes Problem bereiten: Seit dem 1. Oktober 2021 wird für die Einreise nach Großbritannien der Personalausweis nicht mehr anerkannt. Selbst für Transitreisende, die zum Beispiel am Flughafen Heathrow zu einem Weiterflug nach Irland umsteigen, ist nun der Reisepass erforderlich. Diese Anforderung gilt für alle Bürger der Europäischen Union und ist eine Folge des Brexit.

Durch die Pandemie gibt es weitere Hürden bei der Ankunft auf der Insel. Alle Ankommenden müssen vorab ein Online-Formular, die Public Health Passenger Locator Form, mit ihren Reise- und Kontaktdaten unter www.gov.uk ausfüllen. Anschließend folgt eine Bestätigung per E-Mail. Bei der Grenzkontrolle wird der übermittelte QR-Code gescannt und überprüft. Grundsätzlich wird von den Behörden zwischen "vollständig geimpften" und "nicht oder nicht vollständig geimpften" Personen unterschieden.

Vollständig Geimpfte, die über das digitale Covid-Zertifikat der EU verfügen und deren letzte Impfung mindestens 14 Tage zurückliegt, unterliegen keiner Testpflicht vor der Einreise und keiner Quarantäne. Diese Personengruppe muss sich jedoch einem Covid-19-Test innerhalb von zwei Tagen nach Einreise unterziehen. Dieser Test muss vorab registriert, bezahlt und im Passenger Locator Formular eingetragen werden. Seit Ende Oktober muss es kein PCR-Test mehr sein, es reicht ein Schnelltest (Lateral Flow Test). Diese Regelungen gelten auch für Kinder unter 18 Jahren.

Nicht oder nicht vollständig geimpfte Personen benötigen neben der Online-Anmeldung einen Covid-19-Test vor der Einreise und zwei weitere Tests nach der Einreise: vor/am Tag 2 und am/nach Tag 8. Eine häusliche Quarantäne von 10 Tagen mit Möglichkeit einer Freitestung am Tag 5 nach Einreise ist obligatorisch.

Reisende nach Schottland müssen beachten, dass im Gegensatz zu den englischen Regelungen dort eine Freitestung zur Verkürzung der häuslichen Quarantäne für nicht oder nicht vollständig geimpfte Personen nicht möglich ist.

Länder auf der Roten Liste

Diese Dame fühlt sich durch ihren zehntägigen Quarantäneaufenthalt in einem Hotel am Heathrow Airport ihrer Freiheitsrechte beraubt.
Diese Dame fühlt sich durch ihren zehntägigen Quarantäneaufenthalt in einem Hotel am Heathrow Airport ihrer Freiheitsrechte beraubt.
© Jonathan Brady/PA Wire / DPA

Komplizierter wird es, wer nach England oder Wales einreisen möchte, der sich in den letzten zehn Tagen in einem Land oder einer Region aufgehalten hat, die auf der "Red List" aufgeführt wird. Neben einem Covid-19-Test vor Einreise muss eine zehntägige Hotelquarantäne eingeplant werden. "Während des Hotelaufenthalts finden am 2. und 8. Tag nach Einreise weitere Tests statt", heißt es auf den Infoseiten des Auswärtigen Amtes. "Das Hotel ist vorab über eine Website der britischen Regierung zu buchen. Aufenthalt, Verpflegung und die Tests während der Quarantäne kosten 1750 Britische Pfund."

Verstöße gegen die Quarantänepflicht oder falsche Angaben hinsichtlich des Aufenthalts in einem Land auf der Roten Liste kann eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren zur Folge haben. Die gute Nachricht: Zur Zeit (Stand 2. November) sind auf der Roten Liste keinerlei Länder aufgeführt.

Die Bedingungen für den einst so beliebten Städtetrip nach London sind im Moment alles andere als günstig. Generell hat das Auswärtige Amt sogar eine Covid-19-bedingte Reisewarnung ausgesprochen. "Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland, die britischen Überseegebiete einschließlich Gibraltar, die Isle of Man und die Kanalinseln wird derzeit gewarnt."

Bitte beachten Sie, dass sich die Einreisebestimmungen täglich ändern können. Informieren Sie sich über den aktuellen Stand auf den Seiten mit den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes. Die aktualisierte Länderliste mit allen Risiko- und Virus-Variantengebieten des RKI finden Sie hier.

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