Folgen der Corona-Pandemie New Yorks weltberühmte "Yellow Cabs" könnten verschwinden

Yellow Cab in New York
Gehören zum Stadtbild von New York: die gelben Taxis
© batuhanozdel / Getty Images
Fahrdienste wie Uber und Co setzten den berühmten gelben Taxis in New York schon vor Corona zu. Nun lässt die Pandemie die Nachfrage nach den "Yellow Cabs" weiter einbrechen.

Tag und Nacht waren sie allgegenwärtig auf den Straßen von New York, standen für die Metropole wie das Empire State Building - die weltberühmten gelben Taxis. Doch weil viele New Yorker nun zu Hause arbeiten, die Schulen geschlossen sind und kaum Touristen kommen, könnte die Pandemie die ikonischen Fahrzeuge nun aus dem Stadtbild verschwinden lassen.

Am Flughafen La Guardia warten an einem Morgen ein paar Dutzend "Yellow Cabs" in klirrender Kälte auf Kunden. "Früher war dieser Parkplatz voll mit hunderten Taxis, und sogar draußen gab es noch eine Schlange", sagt der 65-jährige Fahrer Joey Olivo. "Jetzt sind es nur rund 50 und man wartet zwei Stunden, während man früher nur 20 Minuten warten musste."

Taxifahrer Joey Olivo sitzt in seinem Yellow Cab
Taxifahrer Joey Olivo, 65, muss einen Umsatzrückgang von 80 Prozent verkraften
© Angela Weiss / AFP

Sein Verdienst sei um 80 Prozent zurückgegangen, sagt Olivo. "Früher verdiente ich 1000 Dollar (828 Euro) die Woche, heute 200 oder 300 Dollar." Würde seine Frau nicht als Krankenschwester "gutes Geld verdienen", dann wüsste er nicht weiter.

Konkurrenz durch Uber und Co

Früher konnten New Yorks Taxifahrer, die meisten Einwanderer der ersten Generation, mit Überstunden und Sieben-Tage-Woche monatlich 7000 Dollar oder mehr verdienen. Doch dann reduzierte bereits die Konkurrenz von Uber, Lyft und anderen Fahrdiensten ihr Einkommen drastisch. Mit der Pandemie sei es nun "im freien Fall", sagt der 62-jährige Taxifahrer Richard Chow, der aus Myanmar stammt.

Chow hat Glück, er kaufte seine Taxikonzession - in New York Medallion genannt - bereits 2006 für 410.000 Dollar. In den folgenden Jahren stiegen diese Lizenzgebühren - angeheizt von einem Geflecht aus Bankern, Investoren und Anwälten - immer weiter an. 2009 zahlte sein jüngerer Bruder Kenny Chow schon 750.000 Dollar für sein Medallion, 2014 erreichte der Preis eine Million Dollar.

Der Erfolg von Uber und Co. brachte die Blase dann zum Platzen und trieb Tausende, die die Lizenz auf Kredit gekauft hatten, in den Ruin. 2018 begingen Kenny Chow und mindestens sieben andere Fahrer Suizid. Nun hat das Coronavirus die Situation noch verschärft. "Die Pandemie ist verheerend", sagt Bhairavi Desai von der Gewerkschaft Taxi Workers Alliance. "Vor der Pandemie waren die Fahrgastzahlen um 50 Prozent gesunken, jetzt bewegt sich der Rückgang bei 90 Prozent."

7000 Taxis in der Garage

Von rund 13.000 Lizenzen fahren nach Gewerkschaftsangaben zurzeit nur rund 5000 Taxis regelmäßig. Etwa 7000 verlassen nicht einmal ihre Garage. William Pierre fährt weiterhin, obwohl er pro Tag kaum mehr als 100 bis 150 Dollar einnimmt. Davon muss er noch 50 Prozent an die Firma abgeben, von der er sein Fahrzeug least. "Ich möchte nicht zu Hause bleiben", sagt der aus Haiti gekommene Fahrer. "Ich möchte da draußen sein, um meine Familie zu ernähren."

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Könnten die gelben Taxis, die in den 1960er Jahren die gestreiften Fahrzeuge ablösten, also tatsächlich aussterben? Gewerkschaftsvertreterin Desai fordert einen Schuldenerlass der Stadt für die Fahrer, damit es nicht soweit kommt. Und New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio versprach Hilfe - sofern die Bundesregierung in Washington der schwer von der Pandemie getroffenen Stadt unter die Arme greift.

Die Gewerkschaft verstärkt nun die Proteste, dutzende Fahrer blockierten am vergangenen Mittwoch etwa den Verkehr auf der Brooklyn Bridge. "Wenn man dieses Gelb sieht, weiß man, dass man in New York ist", schwärmt Desai. "Es ist ein Wahrzeichen, Teil des wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen Gefüges unserer wunderschönen Stadt."

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

AFP
Catherine Triomphe/ikr

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