Als Dinesh Joseph nach einem Kurztrip nach Lanzarote zurück nach London fliegen will, traut er seinen Augen nicht. Dem 45-jährigen Südafrikaner wird von Ryanair-Mitarbeitern ein Fragebogen ausgehändigt, den er bitte ausfüllen soll – ansonsten dürfe er nicht an Bord. Das Problem: Der Fragebogen ist in Afrikaans, einer von elf Landessprachen, die von nur 14 Prozent der Südafrikaner gesprochen wird, Dinesh spricht sie nicht. Gegenüber der "Metro" berichtet er, dass er um einen Fragebogen auf Englisch gebeten habe, die Mitarbeiter ihm aber gesagt hätten, dass "dies seine Sprache sei". Mit Hilfe von Google Translate beantworte Dinesh die Fragen und durfte nach London-Gatwick reisen – von der Airline aber fühlt er sich diskriminiert und verletzt.
Auch Catherine Bronze und ihr Sohn Kolby wurde der Fragebogen vorgelegt, als die beiden von einem Urlaub in Irland nach Essex zurückreisen wollten. Auch sie spricht Afrikaans nicht fließend, mit der Folge, dass Mutter und Sohn nicht an Bord durften und sich ihr Urlaub in Irland um zwei Tage verlängerte, bis sie ihr britischer Ehemann aus Dublin abholte.
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Enorm verbessern konnte sich im aktuellen Ranking die französische Fluglinie – von Platz 23 auf 10. Damit ist die Airlines die beste in Europa – noch vor Lufthansa, British Airways und KLM. Im Bild der Abschied des letzten Fluges am Flughafen Berlin-Tegel vor dessen Schließung am 8. November 2020.
Ryanair verweist auf zusätzliche Sicherheit
So wie Joseph und Bronze geht es derzeit vielen Reisenden mit südafrikanischem Pass, die nach London oder von London aus reisen wollen. Gegenüber "News 24" bestätigte die Fluggesellschaft, dass es bei ausgewählten Fällen zu den Tests kommt. Hintergrund der Tests seien demnach gehäufte Fälle, bei denen gefälschte südafrikanische Pässe im Umlauf seien. "Wegen einer Häufung an Fällen, bei denen Flugreisende mit gefälschten Pässen aus Südafrika die Reise antreten wollen, kann es vorkommen, dass Flugreisenden mit solchen Pässen ein einfacher Fragebogen vorgelegt wird", zitiert "News24" aus der Stellungnahme von Ryanair. Demnach handele es sich um eine zusätzliche Überprüfung, ob die Person tatsächlich aus Südafrika stamme.
Die Fluggesellschaft sehe in der Überprüfung der Sprachkenntnisse die unaufdringlichste Art des Sicherheitschecks. Ryanair verwies darauf, dass man dafür verantwortlich sei, dass im Sinne britischer Gesetze die Daten der Reisenden korrekt erfasst werden. Warum der Fragebogen aber nur in Afrikaans und nicht auch beispielsweise in Zulu oder Xhosa – den beiden Landessprachen, die noch häufiger gesprochen werden – ausgehändigt wird, ist unklar. Afrikaans ist zwar weit verbreitet im Land, doch auch die Sprache, die während der Apartheid der Schwarzen Bevölkerung aufgedrängt wurde. Wer der Fragebogen aber nicht korrekt ausfülle, der dürfe nicht an Bord, die Flugkosten werden erstattet, berichtet "Metro".
Britische Botschaft schaltet sich ein
Die Aktion von Ryanair schlägt so hohe Wellen, dass sich selbst die britische Botschaft in Südafrika einschalten musste. Am Freitag erklärte diese auf Twitter, dass der Fragebogen in keinerlei Zusammenhang mit den Einreisbedingungen für Südafrikaner in Großbritannien stehe. Ähnlich reagierte das irische Außenministerium. "Südafrikanische Bürger brauchen keinerlei Test, um von oder nach Irland zu reisen", erklärte ein Ministeriumssprecher gegenüber der "Metro".
Kritik gibt es aber auch an den 15 Fragen des Bogens. So wird unter anderem nach der Hauptstadt oder dem höchsten Berg des Landes gefragt. "Jeder Nicht-Südafrikaner könnte diese Fragen beantworten", kritisiert Zinhle Novazi in der "Financial Times". Die Südafrikanerin musste ebenfalls für einen Flug den Fragebogen ausfüllen. Dinesh Joseph verstehe ebensowenig der Grund des Tests. "Wie soll das beweisen, dass mein Pass gefälscht ist", fragt er. Für ihn gebe es da keinerlei Zusammenhang. Die Ryanair-Mitarbeiter hätten nicht mal auf sein Schengen-Visa geschaut, das unter anderem auch biometrische Daten beinhaltet: "Das Ganze ist lächerlich und richtig beleidigend.
Quellen: "Metro", News24, The South African, Financial Times