USA Keine Kippen am Strand

Ein lauer Sommerabend am Meer, Wind in den Haaren und in der Hand eine Zigarette? In den Vereinigten Staaten ist das oft ein illegales Vergnügen, denn das Rauchen am Strand ist in immer mehr Küstenorten verboten.

Sylvette Lamann sonnt sich in Chrissie Field, dem Stadtstrand von San Francisco - einer der wenigen Strände in Kalifornien, wo das Rauchen noch erlaubt ist. Doch die Ex-Raucherin wird nicht durch Qualm vom Nachbarn und von Kippen im Sand gestört. Weit und breit kein Raucher in Sicht. "Ist es nicht herrlich, dass niemand mehr raucht", freut sich Lamann. "Schließlich geht man zum Strand, um die gute Luft zu genießen." Die Wahl- Kalifornierin spricht den meisten Westküstenbewohnern aus dem Herzen. Gesundheitsverbände, Fitness-Gruppen, Surfer und engagierte Nichtraucher haben in den vergangenen Jahren Druck gemacht - und das mit Erfolg.

"Die Strände in Südkalifornien sind quasi rauchfrei", sagt Robert Berger von der Gesundheitsinitiative "Healthier Solutions". Von den Surferparadiesen im Promi-Ort Malibu bis zu den Sandstränden von San Diego hätten sie ihr Ziel fast erreicht, erklärt der 52-jährige Nichtraucher aus Santa Monica. Seit 2003 haben 19 Kommunen und Küstenorte Rauchverbotsschilder an ihren Stränden aufgestellt. "Die Stadtpolitiker haben sich richtig ins Zeug gelegt und die Verbote durchgesetzt." Die vielen Warnungen vor der Schädlichkeit des Passivrauchens und die Tatsache, dass die Zahl der erwachsenen Raucher in Kalifornien auf 14 Prozent geschrumpft ist, täten ihr Übriges.

Schüler sammeln Kippen

Mit einer schlagzeilenträchtigen Aktion bliesen die Strandschützer im Jahr 2003 in Solana Beach bei San Diego zum Angriff. Schüler sammelten 6000 Kippen an den Stränden im Ort und luden den Müll im Stadthaus ab. Wenig später trat das erste Strand-Rauchverbot in Kalifornien in Kraft. Ein Vorstoß in der Landeshauptstadt Sacramento, alle staatlichen Strände rauchfrei zu machen, scheiterte allerdings im folgenden Jahr. "Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der Staat den Riegel vorschiebt", sagt Berger.

"Ich zahle Steuern, um Strände und Parkanlagen zu benutzen, und nun schränken solche Verbot meine Rechte ein", sagt der Raucher Robert Best empört. Er leitet die kalifornische Niederlassung der Gruppe "Smoker's Club", die sich heftig gegen die Ausweitung von Rauchverboten wehrt. "Erst recht nicht am Strand, wo doch immer eine Brise Wind weht", sagt Best.

"Wir Nichtraucher haben auch Rechte, nämlich auf saubere, gesunde Luft", wehrt Allan Reed die Argumente der Raucherlobby ab. Der 33-Jährige ist ehrenamtlicher Leiter der Surfrider-Foundation in Malibu. Der weltweite Verband von Surfern hat sich den Schutz von Stränden zur Aufgabe gemacht. "Wenn die Iren das Rauchen in ihren Kneipen verbieten, dann können wir wohl Kippen von unseren Stränden verbannen", sagt der Kalifornier. Reed ist aber kein Fan von Polizeipatrouillen am Strand, die Strafzettel verteilen. Die Androhung von Geldstrafen reiche schon aus. Früher sei er notgedrungen einige Meter weggerückt, wenn der Strandnachbar eine Zigarette ansteckte. Heute könne er Missetäter einfach auffordern, das Rauchen einzustellen.

Hohe Geldstrafen

Die Zigarette im Sand kann teuer werden: Die Ortschaft Morro Bay droht Wiederholungstätern seit Juni mit Strafen von bis zu 1000 Dollar (790 Euro). Die meisten Kommunen begnügen sich allerdings mit 100 Dollar. Als erster Staat in den USA verbannte Kalifornien das Rauchen in Restaurants und öffentlichen Gebäuden, und es gibt den Ton auch bei Rauchverboten im Freien an. Der Ort Calabasas ging in diesem Jahr so weit, Glimmstängel in der Öffentlichkeit fast komplett zu verbieten. Es gibt nur noch einige ausgewiesene "Raucherecken" in den Straßen.

Das Zigarettenverbot an kalifornischen Stränden habe sogar schon Pate für Rauch-Einschränkungen in Australien gestanden, sagt Berger. Der Badeort Cocoa Beach könnte als erster im US-Bundesstaat Florida dem Beispiel folgen. Ein ähnlicher Vorstoß in Spanien scheiterte kürzlich am Veto des Umweltausschusses des dortigen Parlaments. "Kein Wunder", sagt die Französin Lamann. "In Europa wird das noch einige Jahre dauern".

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Barbara Munker/DPA

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