Borussia Dortmund Der Deal des BVB mit Rheinmetall ist ein schwerer Fehler

Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund und Armin Papperger von der Rheinmetall AG geben sich die Hand
Der Fußballklub und der Rüstungskonzern gehen Hand in Hand: Hans-Joachim Watzke (links), Vorsitzender der Geschäftsführung des BVB und Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG
© Borussia Dortmund / DPA
Borussia Dortmund will sich künftig von einem Rüstungskonzern sponsern lassen. Der Verein sendet damit ein Signal, das in scharfem Widerspruch zu den Werten des Fußballs steht.

Es ist noch keine drei Monate her, da sagte der Bremer Fußball-Verband für ein Wochenende alle Spiele ab. Man wolle ein Zeichen setzen gegen die zunehmende Gewalt im Amateurfußball, die einen "neuen, traurigen Höhepunkt" erreicht habe, hieß es. Die Generalabsage sorgte bundesweit für Aufsehen. Sie entfachte eine Debatte über die Verrohung des Fußballs, der doch ein gewalt- und diskriminierungsfreier Sport sein will – und das auf Amateurplätzen immer seltener schafft. Trotz Sozialarbeit, Anti-Agressionstraining und viel gutem Willen.

Diese Debatte ist den Verantwortlichen des Bundesligisten Borussia Dortmund mit Sicherheit nicht entgangen, denn der Verein versteht sich als besonders erdverbunden, als Klub der Pöhler und Malocher. Nun aber, wenige Tage vor dem Champions League-Finale gegen Real Madrid, wird öffentlich, dass der BVB beabsichtigt, sich künftig von Rheinmetall sponsern zu lassen. Der Rüstungskonzern werde einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr zahlen, so berichten es mehrere Medien.

Waffen und Fußball – eine unselige Kombination 

Das ist erstaunlich wenig Geld angesichts des Schadens, den die Partnerschaft mit dem Waffenhersteller anrichten wird beim BVB. Sie beschädigt seine Glaubwürdigkeit und konterkariert vieles von dem, was sich Profiklubs so gern in ihr sogenanntes Leitbild schreiben. Nämlich, dass sie sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind, dass Fußball für einen friedlichen, regelgeleiteten Wettstreit steht und eben nicht für das Recht des Stärkeren. 

Umso verstörender wirkt jetzt der Rheinmetall-Deal. Er sendet das falsche Signal zu einer Zeit, in der der Fußball mit einem Gewaltproblem zu kämpfen hat bei den Amateuren und auch die Welt jenseits der Rasenplätze so konfliktbehaftet ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Überfall Russlands auf die Ukraine, der Krieg zwischen Israel und Gaza, antisemitische Übergriffe in Deutschland – dieser Kontext muss mitgedacht werden, wenn man heute über die Rolle und Verantwortung des Sports spricht.   

Gerade jetzt, in dieser Krisenzeit, müsste eigentlich die Stunde des Fußballs schlagen. Jetzt müsste er seine Bindekraft ausspielen und den Fans eine Heimat geben, eine ideelle zumindest. Die Menschen gehen ins Stadion, weil dort Werte wie Zusammenhalt und Solidarität gefeiert werden. Fußballfans sind gnadenlos romantisch, und sie sind empfindsam. Einen Rüstungskonzern in den Sponsorenpool zu holen und auf Banden für sich Werbung machen zu lassen, zeugt von fehlendem Feingefühl. Gerade bei einem Verein wie Borussia Dortmund, der den Claim "Echte Liebe" für sich beansprucht. 

Der Deal wird Borussia Dortmund in eine Identitätskrise stürzen

Rheinmetall ist die falsche Liebe. Es geht hier nicht darum, einem naiven Pazifismus das Wort zu reden und zu meinen, dass Waffen per se zu verurteilen sind. Nein, sie werden mehr denn je benötigt, damit sich zum Beispiel ein Land wie die Ukraine gegen den russischen Aggressor verteidigen kann.

Im Umkehrschluss bedeutet dies aber nicht, dass es in Ordnung wäre, Waffen gesellschaftsfähig machen zu wollen. Zwischen Limonaden- und Autowerbung im Stadion einfach mal ein Rheinmetall-Logo einblenden – das geht nicht. Das ist eine Grenzüberschreitung.

Der Rheinmetall-Deal, diese Prognose sei gewagt, wird Borussia Dortmund in eine gewaltige Identitätskrise stürzen. Schon jetzt formiert sich Widerstand, erste Online-Petitionen zur Verhinderung des neuen Sponsors kursieren bereits im Netz. Eine Welle aus Wut und Empörung baut sich gerade auf. 

Um es militaristisch auszudrücken: Der BVB wird eine gute Verteidigungsstrategie benötigen.

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos