Das oft als Lotterie bezeichnete Elfmeterschießen im Fußball soll gerechter werden. Die europäische Fußball-Union Uefa testet dazu einen neuen Modus für die Siegersuche vom Elfmeterpunkt. Statt wie bisher die Entscheidung nach dem Prinzip ABAB zu suchen, wollen die Funktionäre jetzt das Prinzip ABBA ausprobieren lassen. Hinter den kryptischen Buchstabenfolgen verbirgt sich die Reihenfolge der Schützen der beteiligten Mannschaften.
Bei dem seit den 1970er-Jahren und bis heute etablierten Modus läuft das Elfmeterschießen wie folgt ab: Per Münzwurf wird entschieden, welche Mannschaft mit dem ersten der fünf Schüsse beginnt, die andere Mannschaft zieht jeweils nach. Sollte nach zehn Schüssen noch kein Team als Sieger feststehen, wird in dieser Reihenfolge weitergeschossen, bis ein Spieler verschießt und die andere Mannschaft ins Tor trifft.
Reihenfolge der Schützen ändert sich
Der Testlauf der Uefa sieht nun vor, an der Reihenfolge der Schützen zu schrauben, sodass das Elfmeterschießen so abläuft:
1. Schuss: Mannschaft A, Spieler 1
2. Schuss: Mannschaft B, Spieler 1
3. Schuss: Mannschaft B, Spieler 2
4. Schuss: Mannschaft A, Spieler 2
5. Schuss: Mannschaft A, Spieler 3
6. Schuss: Mannschaft B, Spieler 3
7. Schuss: Mannschaft B, Spieler 4
8. Schuss: Mannschaft A, Spieler 4
9. Schuss: Mannschaft A, Spieler 5
10. Schuss: Mannschaft B, Spieler 5
Sollte dann noch kein Sieger ermittelt sein, wird weitergeschossen, bis eine Mannschaft verschießt und die andere trifft:
11. Schuss: Mannschaft B, Spieler 6
12. Schuss: Mannschaft A, Spieler 6
13. Schuss: Mannschaft A, Spieler 7
14. Schuss: Mannschaft B, Spieler 7
15. Schuss: Mannschaft B, Spieler 8
... und so weiter.
Das Elfmeterschießen soll gerechter werden
Getestet wird der neue Modus während der U17-Europameisterschaften der Männer und der Frauen, die in Kroatien gestartet sind, wie der Verband auf seiner Webseite bekanntgibt. Die Regelhüter des internationalen Fußballs vom "International Football Association Board" gaben grünes Licht für den Versuch.
Ihr Ziel ist es, die Fußballregeln gerechter zu machen und der althergebrachte Modus des Elfmeterschießens ist nach Ansicht vieler Experten alles andere als fair: Die Mannschaft A, die den ersten Schuss ausführen darf, hat bislang einen Vorteil. Sie gewinnt in 60 Prozent der Fälle, erklärt der Berliner Sportpsychologe Georg Froese für den Deutschen Fußballbund. Der Grund: Auf den Schützen der Mannschaft B lastet ein hoher Druck, denn ein Fehlschuss kann oft schon das Aus bedeuten, weil sie in der Regel nur ausgleichen, aber nicht vorlegen können.
Ob der neue Modus tatsächlich gerechter ist, soll nach den Tests evaluiert werden. Besonders interessiert schaut man womöglich aus England auf das Resultat. Die Auswahl von der Insel gilt bislang als chronisch erfolglos im Elfmeterschießen.
