Die große Pressekonferenz vor dem Saisonauftakt im australischen Melbourne geriet für die Formel 1 zu einer skurrilen Veranstaltung. Weltweit grassiert das Coronavirus und beeinträchtigt den Sport bereits massiv. Die US-Basketball-Liga hat ihren Spielbetrieb vorläufihg eingestellt, in Italien wurde sämtliche Sportveranstaltungen abgesagt und Real Madrid hat sein Fußball- und sein Basketballteam in Quarantäne geschickt – nur um ein paar Beispiele zu nennen. Weitere Absagen werden folgen.
Aber auf der Pressekonferenz der Formel 1 spielte das alles während der Live-Übertragung durch Bezahlsender Sky keine Rolle. Dort stellte Moderator Tom Clarkson ausschließlich sportliche Fragen. Das Thema Coronavirus kam erst auf, als die Journalisten mit ihren Fragen an der Reihe waren - und Sky nicht mehr live dabei war. Das Fach-Magazin "Motorsport total" urteilte entsetzt: "Das Schauspiel, das die Formel 1 am Donnerstag geboten hat, kann man insofern nur als moralische Bankrotterklärung bezeichnen."

Nicht alle sind ignorant
Dennoch sind nicht alle ignorant in der Formel 1. Einige Piloten betonten, dass sie nichts gegen eine Absage des Grand Prixs hätten. Am deutlichsten äußerte sich Sechsfach-Weltmeister Lewis Hamilton: "Ich bin wirklich sehr, sehr überrascht, dass wir hier sind. Ich finde es toll, dass wir Rennen veranstalten, aber für mich ist es schockierend, dass wir alle in diesem Raum sitzen", setzte der Brite an und meinte damit unmissverständlich, dass er überhaupt nicht versteht, dass das erste Saisonrennen überhaupt stattfinden soll.
Hamilton wies auf die Lage weltweit hin: "Aber schon heute Morgen haben Sie gesehen, wie Trump die Grenzen von Europa zu den Staaten geschlossen hat, und Sie sehen, dass die NBA ausgesetzt wurde, aber die Formel 1 geht weiter", kritisierte er. Das Geld regiere den Sport ("Cash is King"), kritisierte Hamilton und das sei der Grund, warum es bisher keine Absage erfolgt sei.
Realität hat Formel 1 eingeholt
Mittlerweile wurde die Formel 1 von der Realität eingeholt. Das britische Formel 1-Team McLaren hat wegen eines Corona-Falls unter seinem Personal das Rennen abgesagt. In so einem Fall wollten sich anderen Rennställe solidarisch verhalten. Offiziell ist der Grand Prix noch nicht gecancelt. Der Motorsport-Weltverband Fia äußerte sich zurückhaltend: "Formel 1 und Fia koordinieren die nächsten Schritte mit allen Relevanten Behörden. Die Sicherheit von Fans, Teams und allem Personal beim Rennen hat für uns Priorität", hieß es. Nach einem unbestätigten BBC-Bericht wird der Grand Prix verschoben.
Quellen: "motorsport total", Formel 1, DPA