Bernie Ecclestone schafft es sogar als 91-jähriger Ex-Formel-1-Boss permanent in die Schlagzeilen. Zuletzt war er bei der Ausreise aus Brasilien in Gewahrsam genommen worden, weil in seinem Gepäck eine Pistole (wenn auch ohne Munition) gefunden worden war. Dann sorgten seine Aussagen über den russischen Präsidenten Wladimir Putin für große Empörung. Den halte er für eine "erstklassige Persönlichkeit" und er würde trotz des Ukraine-Krieges für ihn "durchs Feuer gehen", sagte Ecclestone. Später entschuldigte er sich für die Aussagen.
Nun aber hat Ecclestone ein weitaus größeres Problem als eine Pistole im Reisekoffer und dumme Aussagen über Diktatoren. Die britische Staatsanwaltschaft Crown Prosecution Service klagt den Briten wegen Betrugs an. Es gehe um Vermögenswerte im Ausland im Wert von mehr als 400 Millionen Pfund, also mindestens 472,6 Millionen Euro, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit. Demnach soll Ecclestone die Besitztümer den britischen Steuerbehörden verschwiegen haben.
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Ein Faible für Diktatoren hatte Bernie Ecclestone immer schon
"Die Staatsanwaltschaft erinnert alle Beteiligten daran, dass gegen diesen Angeklagten jetzt ein Strafverfahren läuft und er ein Recht auf ein faires Verfahren hat", sagte Generalstaatsanwalt Andrew Penhale. Die erste Anhörung ist am 22. August in London geplant, theoretisch ist eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft möglich.
Ecclestone prägte die Formel 1 seit der Übernahme der Werbe- und Fernsehrechte Ende der 1970er Jahre wie kein Zweiter. Der nur knapp 1,60 Meter große Brite machte die Serie als machtvoller Geschäftsführer zu einem weltumspannenden und milliardenschweren Unternehmen. Aus seiner politischen Einstellung machte er dabei nie einen Hehl. Geschäfte mit Diktatoren und autokratischen Staaten waren für den erfolgreichen Unternehmer immer leichter zu realisieren – was er auch stets betonte.
Einmal kaufte er sich frei – in Deutschland
Schon einmal entging der Brite einer Strafe, weil er sich quasi freikaufte. Damals lautete der Vorwurf auf Bestechung. Es ging vor einem Münchner Gericht um den Verkauf der Formel 1 an das Investmentunternehmen CVC im Jahr 2006. Im April 2013 kam es deswegen zum Prozess. Ecclestone rettete sich damals vor dem Gefängnis, weil das Gericht das Verfahren gegen eine Geldauflage von 100 Millionen US-Dollar einstellte. Im Januar 2017 setzten ihn die neuen Formel-1-Besitzer von Liberty Media als Geschäftsführer ab.