»Nimmersatt« Michael Schumacher hat sich sieben Tage nach dem Titel-Festschmaus seinen ersten Ferrari-Sieg beim Heimrennen als Nachtisch genehmigt. Der fünfmalige Formel-1- Weltmeister triumphierte beim Großen Preis von Deutschland und verwandelte den umgebauten Hockenheimring in ein Tollhaus. 117.000 Zuschauer an der nicht ganz ausverkauften Strecke feierten das »Schumacher-Festival« in Rot bei Gluthitze mit ohrenbetäubendem Getöse, wildem Fahnenschwingen und Freudengeheul. Der Ferrari-Star aus Kerpen jubelte und ballte die Faust.
- Vorläufiges Endergebnis GP Deutschland
Ralf Schumacher wegen Defekt nur auf Platz drei
Den ersten deutschen Doppelsieg auf deutschem Boden verhinderte ein technischer Defekt an Ralf Schumachers Williams-BMW. Vier Runden vor Schluss verlor der kleine Bruder, der hier im Vorjahr gewonnen hatte, den scheinbar sicheren zweiten Platz, weil er unplanmäßig zum dritten Mal an die Box musste. So bekam sein Teamkollege Juan Pablo Montoya den zweiten Platz kampflos geschenkt. Hinter Ralf Schumacher belegte Rubens Barrichello im zweiten Ferrari Rang vier.
Schumi bricht Rekord von Nigel Mansell
Michael Schumacher gewann nach 67 Runden in 1:27:52,078 Stunden. Montoya wies 10,5 Sekunden Rückstand auf. Der bereits seit einer Woche als Weltmeister feststehende Ferrari-Star stellte mit seinem neunten Saisonsieg bereits fünf Rennen vor Saisonschluss den von ihm und Ex-Champion Nigel Mansell gehaltenen Rekord ein. In der Fahrerwertung baute Schumacher (106 Punkte) seinen Vorsprung vor Montoya (40) auf 66 Zähler aus. Ralf Schumacher (36) ist Dritter vor Barrichello (35).
- Fahrer-Wertung nach 12 von 17 Rennen
Bruder-Duell am Start geht an Michael Schumacher
Michael Schumacher entschied das Startduell gegen seinen neben ihm stehenden Bruder klar für sich. Der Ferrari-Star verteidigte seine erste Pole-Position auf dem Hockenheimring und baute die Führung kontinuierlich aus. Nach einigen Positionsverschiebungen fand das Feld schnell seinen Rhythmus. Spannung kam erstmals in der elften Runde auf: Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen und sein Williams-BMW- Widersacher Juan Pablo Montoya lieferten sich ein atemberaubende Rad- an-Rad-Duell um Rang 4, das der Kolumbianer schließlich für sich entschied.
Von diesem Zeitpunkt an rückte auch der weiß-blaue Schumacher dem roten wenigstens vorübergehend etwas auf die Pelle. Barrichello hielt als Dritter den Anschluss und attackierte den Williams-BMW-Rivalen. Montoya lag nach einem Drittel bereits 18,7 Sekunden zurück.
Nach Boxenstopp: vorübergehende Führung für Ralf
Nach seinem Boxenstopp in der 28. Runde musste Michael Schumacher die Führung vorerst an seinen Bruder und Montoya abgeben. Als das Williams-BMW-Duo wenig später die Reifen wechselte, war die alte Rangordnung wieder hergestellt: Michael vor Ralf Schumacher, Barrichello, Montoya und Räikkönen. Der zweite Boxenstopp des Führungs-Quartetts kostete den Brasilianer den dritten Platz.
Endlich wieder ein Sieg auf dem Hockenheimring
Superstar Schumacher beendete durch seinen insgesamt 62. Grand- Prix-Sieg zugleich seine »schwarze Serie« auf dem Hockenheimring: 1999 musste er wegen seines Beinbruchs von Silverstone zuschauen; 2000 brachte ein Startcrash mit Giancarlo Fisichella das frühe Aus; im Vorjahr stieg erst Luciano Burti über seinen Ferrari, ehe nach dem Neustart ein technischer Defekt das Ende aller Siegträume bedeutete.
Frust bei Heinz-Harald Frentzen
Für Heinz-Harald Frentzen setzte sich der Frust fort. Nach der Farce von Frankreich, wo er nur einige Alibi-Runden im Training drehen durfte, blieb dieses Mal sein Arrows-Cosworth beim Start wegen eines Defektes stehen. Erst mit drei Runden Verspätung konnte der Mönchengladbacher, dessen Formel-1-Zukunft weiter offen ist, das Rennen aufnehmen. Nach 22 Umdrehungen war dann endgültig Schluss. Es war Frentzens vierter technisch bedingter Ausfall der Saison.
Heidfeld freut sich über WM-Punkt
Nick Heidfeld freute sich als Sechster hinter McLaren-Mercedes- Fahrer David Coulthard über einen WM-Punkt bei seinem Heimrennen. Der Sauber-Pilot aus Mönchengladbach kämpfte sich vom zwölften Platz kontinuierlich nach vorn, profitierte aber auch von einigen Ausfällen.
Boris Becker eröffnet neuen Hockenheimring
Der frühere Tennis-Star Boris Becker hatte 40 Minuten vor dem Start bei der offiziellen Übergabe auf der Start-Ziel-Geraden ein Band mit der Aufschrift »The new Hockenheimring Baden-Württemberg« durchschnitten. Der Umbau des ehemaligen Hochgeschwindigkeitskurses kostete 62 MIllionen Euro und dauerte ein halbes Jahr.
Vorläufiges Endergebnis GP Deutschland
Großer Preis von Deutschland in Hockenheim, 67 Runden à 4,574 km (306,458 km):
1. Michael Schumacher (Kerpen) Ferrari 1:27:52,078 Std. (Schnitt: 209,262 km/h);
2. Juan Pablo Montoya (Kolumbien) Williams-BMW + 10,503 Sek.;
3. Ralf Schumacher (Kerpen) Williams-BMW + 14,466;
4. Rubens Barrichello (Brasilien) Ferrari + 23,195;
5. David Coulthard (Großbritannien) McLaren-Mercedes;
6. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) Sauber-Petronas;
7. Felipe Massa (Brasilien) Sauber-Petronas;
8. Takuma Sato (Japan) Jordan-Honda;
9. Mika Salo (Finnland) Toyota
Ausfälle:
Heinz-Harald Frentzen (Mönchengladbach) Arrows-Cosworth (18. Runde);
Allan McNish (Großbritannien) Toyota (23. Runde);
Mark Webber (Australien) Minardi-Asiatech (23. Runde);
Jenson Button (Großbritannien) Renault (24. Runde);
Jacques Villeneuve (Kanada) BAR-Honda (27. Runde);
Jarno Trulli (Italien) Renault (36. Runde);
Olivier Panis (Frankreich) BAR-Honda (39. Runde);
Enrique Bernoldi (Brasilien) Arrows-Cosworth (48. Runde);
Eddie Irvine (Großbritannien) Jaguar-Cosworth (57. Runde);
Giancarlo Fisichella (Italien) Jordan-Honda (59. Runde)
Nicht am Start:
Alex Yoong (Malaysia) Minardi-Asiatech
Schnellste Rennrunde:
Michael Schumacher (Ferrari) 1:16,462 Min.
Trainingsschnellster:
Michael Schumacher (Ferrari) 1:14,389 Min.
Fahrer-Wertung nach 12 von 17 Rennen:
1. Michael Schumacher 106
2. Juan Pablo Montoya 40
3. Ralf Schumacher 36
4. Rubens Barrichello 35
5. David Coulthard 32
6. Kimi Räikkönen 17
7. Jenson Button 11
8. Nick Heidfeld 7
9. Giancarlo Fisichella 6
10. Jarno Trulli 4
11. Felipe Massa 4
12. Jacques Villeneuve 3
13. Eddie Irvine 3
14. Olivier Panis 2
15. Mark Webber 2
16. Mika Salo 2
17. Heinz-Harald Frentzen 2
Konstrukteurs-Wertung nach 12 von 17 Rennen:
1. Ferrari 141
2. Williams-BMW 76
3. McLaren-Mercedes 49
4. Renault 15
5. Sauber-Petronas 11
6. Jordan-Honda 6
7. BAR-Honda 5
8. Jaguar-Cosworth 3
9. Minardi-Asiatech 2