In einem zum Schluss turbulenten Rennen mit Safety-Car-Phase, Disqualifikation und leichtem Regen musste sich der siebenmalige Weltmeister und siebenmalige Sieger des Großen Preises von Kanada nur Silberpfeil-Pilot Kimi Räikkönen geschlagen geben. Der souveräne WM-Spitzenreiter Fernando Alonso brachte sich am Sonntag durch seinen ersten Fahrfehler in dieser Formel-1-Saison um den greifbar nahen Sieg auf dem "Circuit Gilles Villeneuve" und sorgte durch seinen ersten Ausfall unfreiwillig für mehr Spannung im WM- Kampf.
Trotz seines zweiten Podiumsplatzes nach acht Saisonrennen war Schumacher nicht richtig zufrieden. "Wir hatten uns mehr erhofft nach dem guten Qualifikationstraining. Aber das ging schon beim Start in die Hose, als Jenson Button und ich nicht wegkamen", sagte der Ferrari-Pilot. Die Safety-Car-Phase nach einem Unfall Buttons habe ihm geholfen, im letzten Renndrittel wieder an die Silberpfeile heranzukommen. "Ich war am Schluss vielleicht ein bisschen schneller als Kimi, aber es hat nicht gereicht, unter normalen Umständen an ihm vorbeizukommen."
Sieg des "Iceman"
Räikkönen setzte sich trotz kleiner Probleme mit der Lenkung am McLaren-Mercedes auf dem 4,361 Kilometer langen Kurs bei Temperaturen über 30 Grad in 1:32:09,290 Stunden mit 1,137 Sekunden Vorsprung vor Michael Schumacher durch. Der Finne lieferte eine perfekte Leistung und feierte zu Recht seinen dritten Saisonsieg. "Ich bin mehr als zufrieden", sagte der "Iceman" ziemlich kühl. "Als Michael etwas aufholte, musste ich etwas mehr puschen." Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug beschrieb: "Das war dramatisch wie selten. Die WM ist offen, auch wenn der Abstand groß ist."
Alonso verteidigte trotz seines Patzers die Führung in der WM- Wertung klar mit 59 Punkten. Räikkönen (37) weist nun noch 22 Zähler Rückstand auf den spanischen Renault-Piloten auf. Schumacher machte mit nunmehr 24 Punkten einen großen Sprung nach vorn auf den fünften Rang hinter BMW-Williams-Pilot Nick Heidfeld (25). Den dritten Platz in Kanada belegte nach 305,270 Kilometern Rubens Barrichello im zweiten Ferrari. Der Brasilianer musste wegen eines Getriebeproblems am Samstag im Qualifikationstraining als Letzter aus der Boxengasse starten.
Heidfeld mit Motorschaden
Ein Motorschaden stoppte den jüngsten Höhenflug Heidfelds nach zuletzt zwei zweiten Plätzen in Serie. Der Mönchengladbacher musste seinen BMW-Williams in der 44. Runde in der Auslaufzone abstellen. "Schade", kommentierte Heidfeld sein Pech. Toyota-Pilot Ralf Schumacher (Kerpen) belegte mit einer Runde Rückstand den sechsten Platz.
Michael Schumacher verpatzte seinen Start völlig und fiel vom zweiten auf den sechsten Platz zurück. Dadurch büßte der 36 Jahre alte Kerpener schon zum Auftakt die große Chance ein, den Rekord auf seiner Paradestrecke zu verbessern. Da die Ferrari-Taktik, den Titelverteidiger mit einem relativ leichten Rennwagen vorne weg fahren zu lassen, geplatzt war, kam Schumacher schon nach 12 von 70 Runden zum Tanken in die Box und fiel dadurch vorübergehend auf Rang 12 zurück. Dank einer brillanten Aufholjagd und einiger Ausfälle reichte die Drei-Stopp-Strategie doch noch zum guten zweiten Platz nach zuletzt vielen Nackenschlägen.
Nach den ersten Tankstopps der Renault- und McLaren-Mercedes- Besatzungen innerhalb eines Umlaufs (24. bzw. 25. Runde) konnte Giancarlo Fisichella die Spitzenposition vor Teamkollege Alonso, Raikkönen und Juan Pablo Montoya verteidigen. Kurz vor Renn-Halbzeit zogen dann Alonso und Montoya problemlos am Italiener vorbei. Der Auftaktsieger von Australien musste kurz darauf wegen eines technischen Defektes bereits zum vierten Mal in dieser Saison seinen Boliden in der Box abstellen.
Alsonso leistete sich Fahrfehler
Für Alonso war der Traum vom ersten Sieg auf dem "Circuit Gilles Villeneuve" in der 39. Runde nach einem Fahrfehler vorbei: Der WM- Spitzenreiter touchierte mit seinem Renault eine Mauer und beschädigte dabei irreparabel die Hinterradaufhängung. Damit fiel der 23-Jährige erstmals in dieser Saison aus.
Spannung kam nach einer Safety-Car-Phase 23 Runden vor Schluss auf: Button war in eine Mauer gerast, wonach das Feld aus Sicherheitsgründen neutralisiert wurde. Dadurch verloren die beiden führenden McLaren-Mercedes-Piloten rund 30 Sekunden Vorsprung auf Michael Schumacher, der nun Dritter war. Für den lange führenden Montoya kam es noch schlimmer: Weil er die rote Ampel bei der Boxenausfahrt missachtet hatte, wurde ihm die Schwarze Flagge gezeigt, was Rennausschluss bedeutet.
Claas Hennig/DPA