In mehreren Stadien Europas kam es am Wochenende zu Protestaktionen gegen die Menschenrechtslage in Katar, dem Austragungsort der kommenden Fußballweltmeisterschaft. Neben der deutschen Mannschaft setzten sich auch die norwegische Auswahl, sowie die Mannschaften aus Dänemark und den Niederlanden für bessere Arbeitsbedingungen und Menschenrechte in dem Wüstenstaat ein. Die Dänen trugen am Sonntagabend vor der Partie gegen Moldau spezielle T-Shirts mit der Aufschrift "Football Supports Change" ("Fußball unterstützt Wandel").
Die gleiche Botschaft stand auf den schwarzen Shirts, die die niederländischen Nationalspieler um die früheren Bundesliga-Profis Luuk de Jong und Davy Klaassen und Barça-Star Frenkie de Jong am Samstag beim WM-Qualifikationsspiel am Samstagabend gegen Lettland bis kurz vor dem Anpfiff getragen hatten. Danach spielte die Mannschaft von Bondscoach Frank de Boer in Amsterdam in ihren traditionellen Oranje-Trikots – und gewannen mit 2:0 (1:0).
Auch Dänemark, Niederlande und Norwegen mit T-Shirt-Aktionen
Dortmunds Superstürmer Erling Haaland und seine norwegischen Mitspieler präsentierten vor der 0:3-Niederlage gegen die Türkei weiße Shirts mit dem Aufdruck: "Human rights – On and off the pitch" (Menschenrechte – auf und neben dem Platz). Außerdem waren Norwegen und Deutschland darauf mit einem Haken versehen, darunter stand "Next?" – wer folgt als nächstes? Dazu hatten die Spieler ihre linke Hand mit fünf abgespreizten Fingern erhoben. "Das Zeichen ist das bekannteste für Menschenrechte", sagte Sindre Stranden Tollefsen von Amnesty Norwegen dazu der norwegischen Zeitung "Dagbladet".

Bereits am Mittwoch hatten die Spieler von Nationaltrainer Ståle Solbakken ihr erstes Qualifikationsspiel gegen Gibraltar (3:0) für eine stille Botschaft zur Menschenrechtslage in Katar genutzt. Dabei hatten sie bei der Nationalhymne Shirts mit dem Schriftzug für Menschenrechte getragen. Einen Tag später präsentierte die deutsche Nationalelf vor dem Anpfiff gegen Island (3:0) Shirts mit Buchstaben, die gemeinsam das Wort "Human Rights" bildeten.
Amnesty International: "Zeichen für Menschenrechte"
"Die Trikot-Aktion der deutschen Nationalmannschaft setzt ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für Menschenrechte. Die Zeiten, in denen Sport unpolitisch zu sein hatte, sind vorbei", sagte dazu Julia Duchrow, Stellvertreterin des Generalsekretärs von Amnesty International in Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur.
"An den gravierenden Menschenrechtsverletzungen in Katar ändert sich jedoch erst etwas, wenn aus der symbolischen Geste praktische Konsequenzen folgen", sagte Duchrow: "Amnesty fordert Mannschaften und Verbandsfunktionäre dazu auf, sich zu informieren, wo sie spielen, trainieren und sich aufhalten werden, und ihre Stimme und ihren Einfluss geltend zu machen, um sicherzustellen, dass die Rechte von Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten geschützt werden."
Bereits mehr als 6500 Gastarbeiter gestorben
Katar steht als WM-Gastgeber 2022 immer wieder wegen Ausbeutung von Gastarbeitern in der Kritik. Nach Recherchen des "Guardian" sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6500 Gastarbeiter aus fünf asiatischen Ländern gestorben. Katars Regierung erklärte, dass sie in den vergangenen Jahren mit Reformen die Lage der Arbeiter deutlich verbessert habe.