Mit einem verdienten 2:0-Sieg beim vor der Pause starken, nach der Pause erschöpften 1. FC Nürnberg hat Borussia Dortmund sich für einen Tag an die Spitze der Bundesliga gesetzt.
Sebastian Kehl und der eingewechselte Lucas Barrios, der vor wenigen Tagen noch den Club verlassen sollte, trafen in der 48. und 82. Minute für den Deutschen Meister, der in der Anfangsphase mit dem intensiven Spiel der Franken nicht zurecht kam, sich aber mehr und mehr befreite, ohne dabei über alle Maßen zu glänzen.
Dieter Hecking vertraute fast der gleichen Startelf wie beim 0:1 in Nürnberg und tauschte nur Alexander Esswein in der Sturmspitze gegen Tomas Pekhart aus. Der BVB, immer noch ohne den verletzten Mario Götze, lief in der gleichen Formation auf wie beim Sieg über Hoffenheim.
Starke Anfangsphase des Club
Im bitterkalten Stadion sahen die Fans eine extreme Energieleistung des FCN. Das, was die Clubberer in Hannover an Einsatz hatten vermissen lassen, boten sie hier im Überfluss. Laufen, kämpfen, grätschen - so hieß das Programm, das Hecking gegen die Kälte ausgegeben hatte.
Vor allem in den ersten 20 Minuten gewann der Club damit die Oberhand und erarbeitete sich eine Reihe von guten Chancen, die meist auf die gefährlichen Standards von Adam Hlousek folgten. So etwa nach zehn Minuten: Ecke von links, Mats Hummels klärte direkt vor die Füße von Dominic Maroh, dessen Schuss aus zehn Metern von einer tollen Fußabwehr Roman Weidenfellers am Überqueren der Torlinie gehindert wurde.
Nach der nächsten Ecke wäre aber auch Weidenfeller chancenlos gewesen, als Timmy Simons am kurzen Pfosten zum Kopfball kam. Nur der gut auf der Linie postierte Shinji Kagawa verhinderte mit einer Kopfabwehr den Führungstreffer für den Club.
Bender früh verletzt
Nach und nach kam aber nun der BVB besser ins Spiel. Leider galt das nicht für Sven Bender, der sich bei einer Grätsche von Daniel Didavi an der Seitenlinie verletzte und schon nach gut 20 Minuten durch Moritz Leitner (und nicht etwa durch den Ex-Nürnberger Ilkay Gündogan) ersetzt wurde. Didavis übermotiviertes Einsteigen war typisch für die Gangart, die Nürnberg anschlug - nicht richtig böse, aber sehr, sehr bissig: In der ersten Spielhälfte gewann der Club fast zwei Drittel aller Zweikämpfe des Spiels.
Angesichts der engen Räume im Mittelfeld, wo Sebastian Kehl, Bender und Leitner sich regelmäßig heranhetzenden Nürnbergern gegenübersahen, war es wohl verständlich, dass Dortmund ungewöhnlich vertikal spielte. Nicht umsonst entstand die beste Chance der ersten Hälfte aus einem Ball Kehls aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Robert Lewandowski, der aber im Eins-gegen-eins an Raphael Schäfer scheiterte.
Nach der Pause dauerte es dann nur drei Minuten, bis der BVB in Führung ging. Leitner hatte einen steilen Pass auf den rechten Flügel gespielt. Hlousek war schon in Hannover durch starke Standards und zweifelhaftes Defensivverhalten gleichermaßen aufgefallen, und auch hier streute der gelernte Flügelstürmer wieder eine haarsträubende Szene ein, als er Lukasz Piszczek in seinem Rücken entkommen ließ. Der Rechtsverteidiger legte von der Torauslinie zurück auf Kehl, und der Kapitän durfte seine starke Leistung mit dem Abschluss in die lange Ecke zum 0:1 krönen.
Nürnberg nach der Pause erschöpft
Das Spiel stellte sich nun nicht mehr ganz so rasant dar wie vor der Pause, was kein Wunder war, so kraftzehrend, wie die Spielweise der Gastgeber gewesen war. Jedenfalls konnte Nürnberg nun nicht mehr so pressen wie zu Beginn, was nicht gerade eine gute Voraussetzung dafür war, um diesem BVB noch die Punkte streitig zu machen.
Dreimal landete der Ball noch im Nürnberger Tor, zweimal davon aus Abseitsposition, aber einmal wurde der Treffer von Floran Meyer anerkannt. Das war in der 82. Minute, als Timmy Simons den Ball an den eingewechselten Lucas Barrios verlor. Der Paraguayer bediente Kevin Großkreutz, der in die Mitte auf Kagawa legte. Dessen Abschluss wurde von Schäfer sensationell pariert, aber damit hatte Lucas gerechnet: Er setzte nach, Gegenspieler Simons nicht - 0:2, ein klassisches Barrios-Tor.