Borussia Dortmund bleibt auf nationaler Bühne das Team der Stunde. Dank des 2:0 (1:0) im 139. Revierderby über den FC Schalke 04 verbuchte der Deutsche Meister aus den vorigen acht Partien fast optimale 22 Punkte und stürmte damit zumindest für einen Tag an die Tabellenspitze.
Unbeeindruckt vom 1:2 beim FC Arsenal nur drei Tage zuvor bot der BVB im Duell Reviernachbarn eine starke Leistung. Vor 80.720 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park sorgten Robert Lewandowski (16.) und Felipe Santana (61.) für den verdienten Sieg.
Ohne Bender, Großkreutz und Kagawa
Im Vergleich zum Arsenal-Spiel änderte Jürgen Klopp sein Team auf drei Positionen. Sven Bender (verletzt), Kevin Großkreutz und Shinji Kagawa waren nicht mit dabei. Moritz Leitner, Jakub Blaszczykowski und Lucas Barrios rückten in die Anfangself. Das bedeutete, dass Robert Lewandowski ins offensive Mittelfeld hinter Barrios rückte. Mario Götze lief trotz eines Pferdekusses, den er in London erhielt, auf. Der 19-Jährige spielte auf der ungewohnten linken Angriffsseite, Blaszczykowski rechts. Bei Schalke gab es im Vergleich zum Spiel gegen den 1. FC Nürnberg keine Veränderung in der Startelf.
Gleich zu Beginn wurde klar, in dieser Begegnung steckt viel Energie. Beide Teams agierten engagiert, zum Teil auch hektisch. Die Borussia hatte klare Vorteile im Ballbesitz. Die erste Halbchance konnten somit auch die Gastgeber verzeichnen. Lukasz Piszczek hatte Blaszczykowski bedient, der aus spitzem Winkel über das Tor schoss (7.). Wenig später musste Lars Unnerstall den Ball aus dem Netz fischen. Nach einer fragwürdigen Freistoßentscheidung zirkelte Marcel Schmelzer den Ball vor das Tor der Schalker, wo Joel Matip seinem Gegenspieler Robert Lewandowski alle Freiheiten ließ, zum 1:0 für den BVB einzuköpfen (16.).
Unnerstall noch der beste Schalker
Schalke zeigte sich verunsichert, bekam kaum Linie ins eigene Spiel. Die Dortmunder nutzten die Überlegenheit allerdings zu wenig. Auch als Mario Götze nach Blaszczykowski-Flanke im Nachsetzen an Kyriakos Papadopoulos vorbei kam, vergab der Dortmunder die Einschusschance. Lars Unnerstall hatte den Winkel verkürzt und sein Team vor einem 0:2-Rückstand bewahrt (29.).
Die Schalker ließen ihren Gegenspielern weiterhin viel Platz. In der eigenen Vorwärtsbewegung bot sich dem ballführerenden Spieler meist kaum jemand an. Dadurch ins Dribbling gezwungen, verloren die Schalker das Spielgerät schnell wieder. Dortmund machte in der ersten Hälfte vieles richtig. Götze auf die defensivschwache rechte Schalker Seite zu stellen, war ein Erfolg. Aber auch Blaszczykowski bereitete dem meist auf sich allein gestellten Christian Fuchs große Probleme.
Schalke nur mit einer Halbchance
Einzig und allein die Tatsache, dass der BVB das zweite Tor nicht nachlegen konnte, trübte den schwarz-gelben-Jubel über die starke erste Halbzeit. Nach dem Pausentee präsentierten sich die Schalker geordneter. Dortmund übte nun nicht mehr den Druck aus, den sie noch in den ersten 45 Minuten über weite Strecken aufrechterhalten konnten und die erste Halbchance, der erste Torschuss für Schalke überhaupt, hatte Lewis Holtby, der das Seitennetz traf (54.).
Eine Götze-Chance in der 60. Minute leitete eine erneut gute Phase der Dortmunder ein. Das 2:0 resultierte erneut aus einer Standardsituation. Nach einem Eckball hatte Schalke den Ball eigentlich schon geklärt, die Borussen setzten nach, Piszczek köpfte den Ball wieder in den Sechzehner, die Abseitsfalle der Gäste misslang, Hummels legte per Kopf quer auf Barrios, dessen Versuch konnte Unnerstall aus kürzester Distanz noch parieren, den Nachschuss versenkte Felipe Santana, der schneller nachgerückt war, als die Schalker Defensive (62.).
Klopp, der Vater des Erfolgs
Schalke wich erneut weit zurück, Lewandowski kam zu einer guten Chance, seinen Schuss aus 20 Metern hielt Unnerstall im Nachfassen (66.). Die Schalker blieben harmlos und konnten den kombinationssicheren Gegner oft nur durch Fouls stoppen. Auch die Einwechslungen von Teemu Pukki und Ciprian Marica verpufften. Die beste Chance des Spiels für die Gäste hatte schließlich Papadopoulos, dessen Flatterball Roman Weidenfeller nur prallen lassen konnte (88.). Auf der Gegenseite vereitelte Unnerstall noch eine Großchance gegen Lewandowski (90.).
Letztlich durfte sich Jürgen Klopp als Vater des Erfolges ansehen. Denn der Schachzug, Götze von rechts nach links und somit gegen die defensivschwachen Baumjohann und Uchida zu stellen, hatte sich gelohnt. Schalkes Defensive konzentrierte sich dadurch stark auf Götze, auf der rechten Seite entstand ein Loch, das Blaszczykowski vor allem in Halbzeit eins für gefährliche Angriffe nutzen konnte.
Allerdings machten die zweikampfschwach und mutlos agierenden Schalker es den Borussen auch leicht. Dennoch fielen die Tore aus Standardsituation oder infolge dessen. So war auch nach Ende der zweiten Hälfte klar, das einzige Dortmunder Manko war die mangelnde Chancenauswertung. Nach einem 2:0 über den ungeliebten Erzfeind kann man das in Dortmund allerdings gut verschmerzen.
Michel Massing