Bayern-Kapitän Philipp Lahm rechnet in seinem Buch "Der feine Unterschied" auch detailliert mit dem ehemaligen Nationaltrainer Rudi Völler ab. In von der "Bild-Zeitung" veröffentlichten Passagen des Erstlingswerks behauptet Lahm unter anderem, das Team habe unter Bundestrainer Völler nur eine Stunde am Tag trainiert.
Lahm spricht von "ein bisschen Stretching", ein paar Flanken und Torschüssen. "Mir kommt das so vor, als würden ein paar Kumpels miteinander in die Ferien fahren, um Fußball zu spielen." Völlers Taktik nennt er "lustig und völlig unsystematisch". Es habe keine taktischen Besprechungen gegeben und keine Videoanalyse zukünftiger Gegner.
2004 war eine andere Fußballepoche
Lahm macht die Versäumnisse nicht allein an der Person Völler fest. "Aus der Sicht von heute klingt das wie eine andere Epoche von Fußball, und wahrscheinlich stimmt das auch.", so der 27-Jährige. 2004 habe er von keiner Nationalmannschaft gewusst, die sich professioneller vorbereitet hätte als das deutsche Team.
Die heute veröffentlichten Buchauszüge bestätigen die Vermutung, Völlers gestriger Wutausbruch sei vor allem durch die auf ihn selbst bezogenen Schmähungen motiviert. Der heutige Sportchef von Bayer Leverkusen hatte Lahms Enthüllungen scharf verurteilt und als zum Teil "schäbig und erbärmlich" bezeichnet. Er echauffierte sich darüber, wie Nationalspieler beispielsweise mit Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann ins Gericht geht. Völler bescheinigte Lahm "null Charakter".
Lahm wirft in seinem Buch "Der feine Unterschied" nicht nur Völler und Klinsmann Schwächen bei der Trainingsarbeit vor. Er kritisiert auch den Führungsstil des in der Vorsaison entlassenen van Gaal sowie die Methoden des einstigen Bayern-Trainers Felix Magath.
Neben Völler zeigten sich auch weitere Fußballer unzufrieden mit Lahms Enthüllungen. So rügte der frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld den Münchner Fußballprofi, Teamkollege Arjen Robben widersprach Lahms Darstellungen über Ex-Trainer Louis van Gaal. "Ich finde das eigentlich nicht günstig, denn als aktueller Nationalspieler sollte man sich ein wenig zurückhalten", sagte der Schweizer Nationaltrainer Hitzfeld im TV-Sender "Sky". Lahm sei "ein bisschen falsch beraten".