Die Fußball-Fans der Republik hatten sich schon an den Anblick gewöhnt: Die Spieler des FC Bayern München passen einander den Ball zu, bis die gegnerische Mannschaft einen Fehler macht. Dann schlagen sie eiskalt zu und machen das Tor. Je nach Qualität des Gegners passierte das drei, vier oder sogar sieben Mal pro Spiel. Doch nun hat die Dominanz nach 53 Spielen ohne Niederlage einen Dämpfer bekommen. Ausgerechnet der vor Saisonstart als Abstiegskandidat gehandelte FC Augsburg schafft das, was der "großen" Konkurrenz aus Dortmund, Leverkusen oder Gelsenkirchen nicht gelungen ist: ein Sieg gegen die übermächtigen Bayern. Eine Niederlage, die vor Anpfiff unvorstellbar schien.
Möglich gemacht hat sie auch Bayern-Trainer Pep Guardiola. "Die Bundesliga ist vorbei, wir haben gewonnen. Das wichtigste Spiel für unsere Zukunft ist am Mittwoch", sagte Guardiola am Freitag. Kommenden Mittwoch kämpfen die Bayern zuhause gegen Manchester United um den Einzug ins Halbfinale der Champions League. Das Hinspiel am Dienstag in Manchester sah zwar lange Zeit so aus wie ein Liga-Spiel der Bayern, endete aber mit Mühe und Not nur 1:1. Zudem flog Bastian Schweinsteiger mit Gelb-Rot vom Platz und fehlt daher beim Rückspiel. Damit trotzdem ein Sieg gegen ManU rausspringt, schonte Guardiola gegen Augsburg wichtige Spieler: Franck Ribery, Philipp Lahm und Arjen Robben standen nicht einmal im Kader. Stattdessen gaben Ylli Sallahi, Pierre-Emile Höjbjerg und Mitchell Weiser ihr Startelf-Debüt.
Zwei Pfostentreffer, kein Tor
Weiser war es dann auch, der in der 31. Minute gegen Augsburgs Daniel Baier im Mittelfeld den Ball verlor. Baier passte auf den durchgestarteten Sascha Mölders, der Manuel Neuer im Bayern-Tor keine Chance ließ. Erst nach der Pause reagierte Guardiola auf den Rückstand. Mit Wiederanpfiff brachte er Mario Götze für Xherdan Shaqiri, fünf Minuten später kam David Alaba für den Debütanten Sallahi. Der Druck auf den FC Augsburg stieg zwar, der Durchbruch für die Bayern kam aber auch nicht mit Thomas Müller in der 63. Minute auf den Platz. Für die Münchener traf Alaba nur den Pfosten, Raul Bobadilla tat es ihm kurz vor Schluss für die Augsburger gleich. Es blieb beim 1:0 - die historische Siegesserie des FC Bayern war mit Abpfiff beendet. "Es wäre ein großer Fehler zu denken, wir hätten wegen der jungen Spieler verloren", sagte Guardiola nach dem Spiel. "So ist es im Fußball: Manchmal gewinnt und manchmal verliert man." Und diesmal erwischte es endlich mal wieder die Bayern.
Doch bei allem Jubel dürfen die Fußball-Fans in Augsburg und dem Rest der Repulik nicht vergessen: Die Niederlage des FC Bayern war dieser besonderen Konstellation geschuldet. Mit der Meisterschaft im Rücken und dem wichtigen Champions-League-Spiel vor der Brust schonte Pep Guardiola seine wichtigsten Stammkräfte gegen einen Gegner, der hochmotiviert - und frei von Abstiegsangst - aufspielte. Das dürfte in dieser Saison nicht mehr häufig vorkommen. Wenn die Bayern am Mittwoch aus der Champions League ausscheiden, wohl gar nicht mehr.
Dann wird die Liga wieder eine Menge Spiele des FC Bayern München sehen, die für die Fans der siebzehn anderen Bundesliga-Vereine so leidvoll wie langweilig sind: Die Bayern mit viel Ballbesitz und noch mehr Toren. Und wer weiß, wie lang die nächste Siegesserie der Bayern wird.