61,2 Millionen Euro, aber kein Punkt: Hertha BSC hat nach dem Millionen-Deal mit einem Großinvestor sein sportliches Konto nicht aufstocken können und steht 2014 immer noch ohne jeden Zähler da. Der Berliner Club, der den Vertrag mit einem US-Finanzriesen als "wichtigsten Meilenstein in der Geschichte von Hertha BSC" feierte, verlor am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga etwas unglücklich mit 1:3 (1:1) gegen den nach der Winterpause aufstrebenden 1. FC Nürnberg und verpasste den Sprung auf die Europapokalplätze. Der "Club" hingegen gewann zum zweiten Mal in Serie und verließ durch den ersten Saisonauswärtserfolg als Tabellen-15. die Abstiegsränge.
Richtig turbulent wurde es im Olympiastadion in der Schlussphase. Schiedsrichter Michael Weiner gab zunächst Nürnbergs Ondrej Petrak für ein Handspiel auf der Torlinie die Rote Karte - nahm die Entscheidung aber zurück, da zuvor Adrian Ramos im Abseits gestanden und FCN-Torwart Raphael Schäfer behindert hatte. "Eine mutige aber richtige Entscheidung", sagte Schäfer. "Er hätte auch anders entscheiden können", bewertete hingegen FCN-Trainer Gertjan Verbeek die knifflige Situation. "Wir haben in der Hinrunde viel Pech gehabt. Heute war es mal andersherum", sagte der Niederländer bei Sky.
Hertha-Manager Michael Preetz war sichtlich zerknirscht. "Das ist natürlich bitter", sagte er. "Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, aber nicht gewonnen." Korrekt war die Entscheidung Weiners in der vierten Minute den Nachspielzeit nach Foul von Marcel Ndjeng an Daniel Ginzcek Strafstoß für Nürnberg zu geben. Josip Drmic (90+4.) traf zum Endstand.
Hertha hätte erhöhen können
Die Berliner waren durch ihren Toptorschützen Ramos zwar mit 1:0 in Führung (4. Minute) gegangen. Doch Markus Feulner (20.) und Drmic (68.) sicherten vor 37.483 Zuschauern mit ihren Toren im Olympiastadion den Franken den Sieg in der Hauptstadt - seit fast sechs Jahren hat der "Club" nun gegen die Berliner nicht mehr verloren. Hertha rangiert nach zwei Rückrunden-Niederlagen mit 28 Punkten auf dem achten Platz.
Nürnberg wurde bei Winter-Schmuddelwetter in der Hauptstadt kalt erwischt. Die aus der Not neuzusammengestellte Innenverteidigung mit Neuzugang Ondrej Petrak und Javier Pinola konnte Ramos nach einem Eckball von Ronny nicht am Kopfball hindern. Der Kolumbianer traf zu Saisontor Nummer 12 und übernahm nach dem Nachmittagsspiel die alleinige Führung in der Bundesliga-Torjägerliste. Hertha setzte beherzt nach. Ronny, etwas überraschend von Trainer Jos Luhukay in die Startelf gestellt, war an einigen guten Aktionen beteiligt. Ramos (8./10.) hätte früh erhöhen können.
Nach dem ersten Schock agierte der Club etwas mutiger: Nach schwerem Stockfehler von Johannes van den Bergh, der den Ball genau Feulner vor den Fuß legte, schoss der Nürnberger Mittelfeldmann aus 16 Metern zum Ausgleich ein. Kurz darauf nahm Luhukay van den Bergh vom Platz. Der Linksverteidiger hatte schon in der zweiten Minute Gelb gesehen und war sichtlich von der Rolle.
Tonangebend, aber ohne Torchancen
Nürnberg spielte mutig mit, betrieb viel Laufaufwand und hatte nach dem ersten Saisonsieg gegen Hoffenheim offenkundig neues Selbstbewusstsein. Nach dem Ausgleich fehlte aber jede Torgefahr. Hertha agierte zielstrebiger und hätte mit einer Führung in die Pause gehen müssen. Ramos (35.) verzog nach einem schönen, von ihm selbst eingeleiteten, Konter freistehend. Pinola klärte einen Schuss von Marcel Ndjeng (37.) kurz vor der Torlinie.
In der zweiten Halbzeit war die Hertha weiter tonangebend. Nur rechte Torchancen konnten sich die Berliner nicht herausspielen. Der agile und schnelle Ronny scheiterte mehrfach mit seinen gefürchteten Freistößen. Nürnberg schien mit der Aussicht auf den Punkt zufrieden. Und schlug dann bei der ersten Gelegenheit eiskalt zu. Daniel Ginczek traf zunächst den Pfosten, Drmic setzte nach und schob zum ein. Auch den Schlusspunkt setzte der Club-Profi mit seinem Foulelfmetertor.
Bayern dominieren die Frankfurter
Mit erdrückender Dominanz marschiert der FC Bayern seiner 24. Meisterschaft entgegen. Beim 5:0 (2:0) gegen Eintracht Frankfurt untermauerten die Münchner am Sonntag wieder einmal eindrucksvoll ihre Vormachtstellung im deutschen Fußball und blieben auch im 44. Bundesligaspiel in Serie ungeschlagen. Der Vorsprung des Serienmeisters auf die ersten Verfolger bleibt bemerkenswert: Bayer Leverkusen liegt 13 Punkte zurück, Borussia Dortmund sogar 17. Frankfurt bleibt mit 18 Zählern auf Tabellenplatz 14.
Vor 71.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena schossen Mario Götze (12. Minute), Franck Ribéry (44.), der eingewechselte Arjen Robben (67.), Dante (69.) und Mario Mandzukic (89.) den überzeugenden und niemals gefährdeten Erfolg heraus. Eine noch höhere Niederlage für die Eintracht verhinderte Schlussmann Kevin Trapp.
Acht Torschüsse wehrte er ab, bevor er sich eine Viertelstunde vor Schluss unglücklich am Knie verletzte und vom Platz musste. Für ihn kam Felix Wiedwald zu seinem Bundesliga-Debüt. Der 23-Jährige durfte sich in der 81. Minute auszeichnen, als er einen Schuss von Ribéry zur Ecke lenkte. Beim 5:0 durch Mandzukic war er allerdings machtlos.
Kapitulation schon vor dem Anpfiff
Ansonsten schienen die Frankfurter und ihr Trainer Armin Veh schon vor dem Anpfiff im abendlichen Nieselregen kapituliert zu haben. Die Stammkräfte Sebastian Rode und Carlos Zambrano standen nicht einmal im Kader. Ihnen droht eine Gelbsperre - und Veh braucht beide am kommenden Wochenende gegen Braunschweig dringender.
Auf der anderen Seite stand Mandzukic nach seiner Ausbootung beim Sieg in Mönchengladbach wieder in der Startelf - und überzeugte ganz mannschaftsdienlich als Vorbereiter der ersten beiden Treffer und später auch als Torschütze.
Das Ensemble von Trainer Pep Guardiola brauchte nur ein paar Minuten, um die Kontrolle auf dem Platz zu übernehmen. Den leicht fröstelnden Zuschauern in der Allianz Arena bot sich das erwartete Bild: Die Frankfurter Verteidiger liefen meist hinterher, die Bayern waren taktisch, technisch und spielerisch überlegen. Als Ziel für das erste Heimspiel 2014 hatte Guardiola ausgegeben, "den Vorsprung auf Leverkusen, Dortmund und Gladbach zu halten".
Nach ersten Möglichkeiten durch Mandzukic (8.) und Xherdan Shaqiri (10./Außenpfosten) sorgte Götze aus halbrechter Position nach feiner Mandzukic-Ablage für die verdiente Führung.
Mandzukic setzt den Schlusspunkt
Gefährlich wurde es für Bayerns Nationaltorwart Manuel Neuer erstmals nach 33 Minuten. Thiago fälschte eine Flanke von Tranquillo Barnetta so unglücklich ab, dass Neuer den Ball aus dem Winkel fischen musste. Einen Tag nach Vehs 53. Geburtstag versuchten es die Gäste mit gelegentlichen Kontern, ohne die Münchner Hintermannschaft jedoch ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Im Gegenteil: Kurz vor der Pause kombinierten sich die Gastgeber wieder einmal durch die Frankfurter Hälfte und durften das 2:0 durch Ribéry bejubeln.
"Es ist nicht immer so einfach, weil ein Gegner auf dem Platz steht, der sich gut auf uns vorbereitet. Es ist immer wieder eine neue Konzentration gefordert", sagte der verletzte Bayern-Profi Holger Badstuber in der Halbzeit beim TV-Sender Sky.
Das gelang seinen Mannschaftskollegen auch nach dem Seitenwechsel so überzeugend, dass sie es etwas ruhiger angehen ließen. Götze scheiterte am Pfosten (52.), Ribéry an der Latte (58.). Dann aber erhöhte der Tabellenführer Tempo und Präzision und erhöhte innerhalb von wenigen Minuten auf 4:0. 120 Sekunden nach seiner Einwechslung traf der zuletzt wegen muskulärer Probleme pausierende Robben auf Zuspiel von Götze, wenig später köpfte Dante ins Netz. Kurz vor dem Schlusspfiff traf dann auch noch Mandzukic selbst - und wurde nach dem 5:0 von seinen Mitspielern euphorisch beglückwünscht.