Fußball-Bundesligist Hamburger SV muss in der nächsten Zeit auf weitere Unterstützung seines Anteilseigners Klaus-Michael Kühne verzichten. "Für mich ist jetzt erst mal Schluss", sagte der 80 Jahre alte Unternehmer in einem Interview des "Handelsblatts". Kühne bezeichnete die Ablösesummen und den Transfermarkt als "beängstigend".
Nach eigenen Aussagen hat der Milliardär ungefähr 60 Millionen Euro in den Verein investiert, wovon rund die Hälfte eine echte Beteiligung an der HSV Fußball AG sei. Die Summe sei "unverhältnismäßig viel Geld, aber in der Branche werden ja mittlerweile noch ganz andere Beträge gezahlt".
Engagement beim HSV: "Gegenteil einer Erfolgsstory"
Zu seinem "Luschen"-Interview im "Spiegel" steht Kühne weiterhin: "Der Verein hat wahnsinnig schwierige Zeiten hinter sich. Es gab etliche Wechsel. Auch Spielereinkäufe entpuppten sich als Flops. Ist doch klar, dass man da mal unruhig wird, wenn man so viel Geld investiert wie ich." Schon Mitte August hatte er im "Spiegel" davon gesprochen, sein Engagement zu überdenken: "Es ist das Gegenteil einer Erfolgsstory und deshalb sehr traurig."
Anfeindungen stören den Logistik-Unternehmer nicht, beteuerte er nun: "Ich habe da auch ein dickes Fell entwickelt - und hätte vielleicht auch das eine oder andere Mal den Mund halten sollen. Aber ich bin ein sehr offener Mensch, der seine ehrliche Meinung sagt." Die Äußerungen des Milliardärs unter anderem zur Transferpolitik des HSV hatten zuletzt sogar die Deutsche Fußball Liga auf den Plan gerufen, die den Einfluss auf das operative Geschäft prüfen wollte.
HSV-Vorstand Bruchhagen relativiert Äußerungen
"Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass das Verhältnis zwischen Kühne und dem HSV behaftet ist, das Gegenteil ist richtig", HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen die Äußerungen Kühnes. "Der HSV ist ihm eine Herzensangelegenheit".

Die Aussagen des Anteilseigners deckten sich ganz und gar nicht mit der Kommunikation zum HSV, die von "Herzlichkeit und Emotionalität" geprägt sei, betonte Bruchhagen, der noch in der vergangenen Woche mit Kühne im Austausch gewesen sei. Ohne dessen Hilfe bei den Wintertransfers hätten die Norddeutschen möglicherweise nicht die Klasse gehalten, "es muss aber immer auch unser Ziel sein, autark zu sein". Zudem stelle sich die Frage der momentanen finanziellen Unterstützung nicht, erst im März 2018 müsse der HSV für das Lizenzierungsverfahren zur neuen Spielzeit überlegen, ob er Hilfe benötige.