Eines werden die Profis von Borussia Dortmund heute Abend auf jeden Fall sein: ausgeruht. Am Wochenende beim 4:2-Sieg gegen den FC Augsburg schonte BVB-Trainer Jürgen Klopp fast alle Stammspieler. Im Vergleich zum 0:0 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Malaga veränderte der Coach sein Team auf acht Positionen - nur die gesetzten Neven Subotic, Felipe Santana und Marcel Schmelzer mussten von Beginn an ran.
Wird die Frische heute den Ausschlag geben? Wohl kaum, denn auch Malaga trat am Samstag gegen San Sebastian (2:4) ohne sieben Stars an. Die Andalusier setzen voll auf die Karte "Königsklasse" - weil die Platzierung in der Liga keine Rolle spielt. Wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play wurde der Club für das kommende Jahr von den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Ein Grund mehr, in der laufenden Spielzeit einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Die Vorbereitung auf das Rückspiel in Dortmund verlief jedoch alles andere als optimal: Auf dem Weg nach San Sebastian musste der Flieger der Spanier nach drei Blitzeinschlägen notlanden. Zudem weilt Trainer Manuel Pellegrini nach dem Tod seines Vaters in Chile und wird erst wenige Stunden vor Spielbeginn in Dortmund erwartet.
Vorteil BVB - auch weil die Heimbilanz der Borussen in dieser Spielzeit beeindruckt: vier Spiele, vier Siege. Als einzige Mannschaft ist die Klopp-Elf noch ungeschlagen. Wird diese Serie fortgesetzt? Vor dem Anpfiff (20.45 Uhr im stern.de-Liveticker) beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Spiel.
1. Was muss der BVB besser machen als im Hinspiel?
Keine Frage: Das 0:0 aus der ersten Runde des Viertelfinals lässt beiden Teams die Chance aufs Weiterkommen. Schießt Malaga ein Tor, muss Dortmund aufgrund der Auswärtstorregelung mindestens zweimal treffen. "Das ist eine gefährliche Ausgangssituation", sagte Sven Bender im "Kicker". Allerdings: Die Leistung aus dem Hinspiel macht Hoffnung. Die Borussia dominierte das Geschehen klar, im Zentrum des Spielfelds initiierte Ilkay Gündogan einen Angriff nach dem anderen. Immer wieder gelang es den Westfalen, die spanische Abwehr mit Doppelpässen auszuspielen. Einziger Kritikpunkt: die mangelhafte Chancenverwertung. Gelingt der Klopp-Elf in dieser Hinsicht eine Steigerung, wird sie auf dem Weg ins Halbfinale nicht zu stoppen sein.
2. Schickt Jürgen Klopp seine Topelf aufs Feld?
Nach den Eindrücken aus dem Abschlusstraining stehen alle Stars zur Verfügung. Das heißt: Auch die zuletzt angeschlagenen Roman Weidenfeller, Mats Hummels, Jakub Blaszczykowski und Marco Reus können spielen. Gerade die Rückkehr von Abwehrchef Hummels, der vier Wochen wegen einer Sprunggelenksverletzung fehlte, würde der BVB-Defensive deutlich mehr Stabilität verleihen. Ersatzmann Santana, der immer für einen Schnitzer gut ist, müsste dann weichen. Ob Klopp den deutschen Nationalspieler nach so langer Zeit ohne Spielpraxis aber gleich von Beginn an bringt, erscheint fraglich. Im Mittelfeld übernimmt aller Voraussicht nach "Kuba" Blaszczykowski den Part des jungen Jonas Hofmann, der gegen Augsburg bei seiner Startelf-Premiere überzeugt hatte. Damit kann Klopp seine bestmögliche Offensivformation aufbieten: "Kuba" und Marco Reus auf den Außenpositionen, im Zentrum Spielgestalter Mario Götze und in vorderster Spitze Torjäger Robert Lewandowski.
3. Wie werden die Dortmunder taktisch agieren?
"Wir wollen einfach nur Fußball spielen", sagte Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz vor der Partie. Jeder weiß, was das bedeutet: Pressing, Pressing, Pressing. Von der ersten Minute an. In der Gruppenphase bekamen das bereits Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam zu spüren, im Achtelfinale dann Schachtjor Donezk. Vor heimischer Kulisse setzt die Borussia ihre Gegner noch konsequenter unter Druck als auswärts. Wenngleich Dortmund auch auf fremden Geläuf so offensiv verteidigt wie kaum ein anderes Team. Fragen Sie mal Jose Mourinho. Wird der Ball gewonnen, geht es über Spielgestalter Gündogan in Windeseile nach vorne. Der deutsche Nationalspieler ist der entscheidende Akteur im System von Klopp, die Drehscheibe, die Passmaschine. Dank seiner Technik und Übersicht kann er den Ball punktgenau hinter die gegnerische Abwehr spielen, wo in Götze, Reus und Lewandowski exzellente Abnehmer lauern.
4. Auf wen gilt es bei Malaga zu achten?
Das Hinspiel hat gezeigt, dass auch Malaga über technisch herausragende Fußballspieler verfügt. Einer sticht dabei heraus: Youngster Isco (20). Der spanische Nationalspieler kann dribbeln und gute Standards schießen, sein Torabschluss ist gefährlich. Außerdem hat Isco, der in seinen Bewegungen und seiner Schusstechnik ein bisschen an Mehmet Scholl erinnert, den „tödlichen“ Pass im Repertoire. In dieser Champions-League-Saison hat der von mehreren Topclubs umworbene Regisseur bereits dreimal getroffen und zu weiteren drei Treffern die Vorarbeit geleistet. Außerdem zu beachten: die Routiniers Toulalan, Joaquin und Saviola.
5. Welcher BVB-Spieler steht im Fokus?
Bei Mario Götze von einer Torkrise zu sprechen, wäre sicher übertrieben. Doch der Dortmund-Genius, der in dieser Spielzeit so zielstrebig agiert wie noch nie in seiner Karriere - 19 Torbeteiligungen in der Bundesliga, neun in der Champions League - ließ zuletzt einige Gelegenheiten aus. Vor sechs Tagen in Malaga hätte er allein für eine komfortable Ausgangssituation sorgen können, doch ihm versagten mehrfach die Nerven. Auch gegen Augsburg vergab Götze gute Chancen. Hat er sich seine Munition für das Rückspiel aufgehoben? "Ich bin überzeugt, dass Mario Götze treffen wird", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem "Kicker". Und wenn nicht? Dann hat Dortmund immer noch andere torgefährliche Spieler, die für den kleinen Spielmacher einspringen können. Allen voran Robert Lewandowski, der gegen Augsburg nun auch im zehnten Bundesliga-Spiel nacheinander erfolgreich war. In der Königsklasse stehen für den Polen bereits fünf Treffer in der Statistik. Oder Marco Reus, der in dieser Saison schon dreimal das so wichtige 1:0 erzielte. Enormes Offensivpotenzial, das für ein Weiterkommen gegen Malaga allemal reichen sollte.