Schiedsrichter in der Kritik Da VAR doch was! Danny Makkelie und der Videobeweis – eine schwierige Beziehung

Danny Makkelie bei einem Einsatz bei der WM in Katar 2022. Der Schiedsrichter steht nach der Champions-League-Partie zwischen dem FC Chelsea und Borussia Dortmund in der Kritik.
Danny Makkelie bei einem Einsatz bei der WM in Katar 2022. Der Schiedsrichter steht nach der Champions-League-Partie zwischen dem FC Chelsea und Borussia Dortmund in der Kritik.
© Alexander Hassenstein / Getty Images
Zwar war das Ausscheiden des BVB in der Champions League sportlich sicherlich berechtigt, nach der Partie richtete sich der Zorn der Dortmunder aber gegen Schiedsrichter Danny Makkelie. Dieser hatte nicht zum ersten Mal eine fragwürdige Entscheidung mit dem VAR getroffen.

Der Schiedsrichter ist im Sport häufig der Buhmann, so auch am Dienstagabend an der Stamford Bridge in London. Danny Makkelie hatte einen Elfmeter auf Anraten des VAR wiederholen lassen. Regeltechnisch war die Wiederholung zwar richtig, doch hätte der VAR Makkelie gar nicht darauf aufmerksam machen dürfen (Warum, lesen Sie hier).

Bei Borussia Dortmund war man außer sich, Berater Matthias Sammer bezeichnete den Schiedsrichter als "sehr, sehr arroganten Menschen", Mittelfeldspieler Emre Can erklärte: "Wir haben am Ende unverdient, auch wegen dem Schiedsrichter, verloren". BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ätzte gegenüber dem Sportinformationsdienst: "Man hatte immer das schlechte Gefühl, dass er der wichtigste Mann auf dem Platz sein wollte“.  Dass die Niederlage des BVB und das damit verbundene Ausscheiden aus der Champions League auch von der Leistung am Dienstag durchaus berechtigt war, geriet dabei in den Hintergrund. Im Fokus steht dagegen Makkelie, auch weil der 40-Jährige, der eigentlich als einer der besten Schiedsrichter der Welt gilt, in den vergangenen Jahren immer wieder in den Mittelpunkt rückte – auch wenn er nicht immer schuld war.

Makkelie wird von Trainern und Schiedsrichtern kritisiert

Im Juli 2021 fieberte Fußball-England mit den Three Lions. Bei der wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobenen Europameisterschaft spielten die Engländer im Halbfinale gegen Dänemark um den Einzug ins Finale in London. Als das Spiel in der Verlängerung ging, geriet ein Mann in den Mittelpunkt, wo er mit Sicherheit nicht stehen will: Schiedsrichter Danny Makkelie. Bei einem Dribbling im Strafraum der Dänen ging Raheem Sterling zu Boden, Makkelie zeigte sofort auf den Punkt. Englands Kapitän Harry Kane verwandelte zum entscheidenden 2:1, der Videoschiedsrichter schaltete sich zuvor nicht ein. 

Zum Unverständnis vieler, denn Sterling reichte ein minimaler Kontakt, um theatralisch zu Boden zu sinken. "Sterling hat den Kontakt gesucht, es war ganz klar zu wenig für einen Elfmeter", urteilte der ehemalige Spitzenschiedsrichter Urs Meier im Anschluss an die Partie bei "Goal.com". Er habe zwar auch im ersten Moment gedacht, dass es einen Kontakt gegeben habe, aber beim Betrachten der Wiederholung seine Meinung geändert. "Für mich ist es absolut unverständlich, dass er (der VAR, Anm. d. Red.) den Schiedsrichter nicht wenigstens vor den Bildschirm geschickt hat, um sich die Szene noch einmal anzusehen", sagte Meier und bekam auch von anderen Seiten Unterstützung. Arsène Wenger, lange Jahre Trainer von Arsenal London und eine Ikone auf der Insel, kritisierte ebenso den VAR ("In Momenten wie diesen verstehe ich nicht, warum der Videoassistent nicht den Schiedsrichter bittet, sich das anzuschauen"), für Startrainer José Mourinho war es "niemals ein Elfmeter". 

Wenige Monate zuvor gerieten Makkelie und sein Schiedsrichtergespann ebenfalls in die Kritik: Beim WM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Portugal übersahen Makkelie und seine Linienrichter einen klaren Treffer von Portugals Superstar Cristiano Ronaldo – weder die Torlinientechnik noch der VAR waren damals im Einsatz. Die Partie endete 2:2 – Serbien und Portugal (über die Play-Offs) schafften letztlich die Qualifikation zur WM. Dennoch schäumte Ronaldo nach der Partie, ließ auf Instagram seinem Frust freien Lauf. "Es gibt Zeiten, mit denen man schwer umgehen kann, besonders wenn man das Gefühl hat, dass eine ganze Nation verletzt wird", schrieb Ronaldo, portugiesische Medien schrieben unterdessen von einem "Diebstahl!". Makkelie sah nach der Partie seinen Fehler ein und entschuldigte sich beim portugiesischem Team sowie Nationaltrainer Fernando Santos. "Der Schiedsrichter hat sich entschuldigt und ich habe großen Respekt vor ihm", so Santos, der sich damals dennoch über den nicht gegebenen Treffer ärgerte.

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Julian Nagelsmann und der "Witz" von Paris

Dass der VAR nicht unbedingt der beste Freund Makkelies ist, musste auch schon RB Leipzig erfahren. In der Vorrunde der Champions-League-Saison 2020/2021 reisten die Sachsen zu Paris St. Germain. Bereits nach wenigen Minuten zeigte Makkelie hier auf den Punkt, nachdem der damalige Leipziger Marcel Sabitzer den Pariser Ángel di María zu Fall gebracht haben soll. Die Wiederholung aber zeigte, dass es keinerlei Kontakt gab. Der VAR aber blieb auch hier stumm, Neymar erzielte den einzigen Treffer des Abends. Auch als es am Ende der Partie ruppiger zuging, verweigerte der VAR bei zwei Platzverweis-würdigen Fouls der Pariser die Kontaktaufnahme zu Makkelie. "Der Elfmeter war ein Witz, so etwas auf Champions-League-Niveau, das ist schon echt traurig", schäumte der damalige RB-Trainer Julian Nagelsmann.

Die jüngste Debatte um Makkelie gab es jedoch bei der WM in Katar. Als in der Vorrunde Polen und Argentinien aufeinander trafen, zeigte der Niederländer mal wieder auf den Punkt. Bei einer Flanke hatte Polens Torhüter Wojciech Szczęsny den argentinischen Superstar Lionel Messi mit der Hand im Gesicht berührt. Makkelie ließ zunächst weiterlaufen, entschied beim Blick auf die Bilder aber auf einen sehr schmeichelhaften Elfmeter, den Messi dann aber verschoss.

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