Joachim Löw pflegte auch bei seinem allerletzten Turnierkader ein vertrautes Ritual. Er schwieg bis zum letzten Moment. Nach einer mehrtägigen Klausur mit Trainerstab und Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff vor der Bekanntgabe des DFB-Teams für die Euro 2021 verpflichtete Löw seine engsten Vertrauten zur Verschwiegenheit – das hat aber nicht ganz geklappt. Schon vor der offiziellen Nominierung sickerte durch, dass Thomas Müller und Mats Hummels ein Comeback in der Nationalelf feiern werden.
Und so kam es. Bei einer Video-Veranstaltung mit Fans und "Überraschungsgästen" hat der 61-Jährige seine 26 Auserwählten für das am 11. Juni beginnende Turnier verkündet. Die Top-Nachricht sollte die offizielle Bestätigung des DFB-Comebacks von Bayern-Leitwolf Thomas Müller und BVB-Verteidiger Mats Hummels sein - zwei Jahre nach ihrer eigentlich endgültigen Ausmusterung aus der Nationalmannschaft. So überraschend war die Top-Nachricht dann nicht mehr.
Ebenso wie der Verzicht von BVB-Kapitän Marco Reus, der am Vorabend selbst über seine Social-Media-Kanäle mitgeteilt hatte, dass er in Absprache mit Löw auf das EM-Turnier verzichte, um seinen Körper zu schonen. Reus ist sehr verletzungsanfällig und hat aus diesem Grund bereits mehrere große Turniere verpasst. Verzichten musste auch Marc-André ter Stegen. Der Torhüter des FC Barcelona muss sich einem Eingriff am Knie unterziehen.
Wegen der Corona-Pandemie dürfen die EM-Teilnehmer diesmal drei Profis mehr als üblich für den Kader nominieren – was das Tor für überraschend Nominierte wie Christian Günter (SC Freiburg) oder Jamal Musiala, 18-jähriges Top-Talent vom FC Bayern, geöffnet haben dürfte. Unsere Fotostrecke zeigt die 26 Spieler, mit denen Jogi Löw sein letztes großes Turnier bestreiten will.