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DFB-Pokal Fürth düpiert Hoffenheim - Gladbach mit Dusel

Die Luft für Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski wird immer dünner: Im Pokal-Viertelfinale unterlag der Bundesligist vor eigenem Publikum Außenseiter Greuther Fürth verdient mit 0:1. Im Berliner Olympiastadion dauerte es dagegen noch 30 Minuten länger, ehe die Entscheidung fiel.

Nach der Pokal-Blamage gegen die SpVgg Greuther Fürth dürften die Tage von Holger Stanislawski als Trainer von 1899 Hoffenheim gezählt sein. Mit zehn Spielern verlor der Bundesliga-Achte am Mittwoch im Viertelfinale gegen den Zweitliga-Spitzenclub mit 0:1 (0:1) und verabschiedete sich nach einer desolaten Leistung sang- und klanglos aus dem Wettbewerb. Vor der Minuskulisse von 14.000 Zuschauern in Sinsheim besiegelte ein Tor von Olivier Occean in der 44. Minute die Pokal-Sensation und beförderte Fürth erstmals in die Vorschlussrunde. Zu diesem Zeitpunkt waren die Hausherren nach der Roten Karte für Marvin Compper (36.) wegen einer Tätlichkeit nur noch zu zehnt.

Vor der Partie gegen den ambitionierten Zweitligisten hatte sich Stanislawski von der öffentlichen Kritik durch Club-Mäzen Dietmar Hopp unbeeindruckt gezeigt. "Ich kann mit Druck umgehen, das ist nicht das Problem. Wichtig ist, dass die Jungs funktionieren", sagte der Coach im TV-Sender Sky. Der Unterstützung der Fans kann sich der Trainer sicher sein: Bei der Verlesung der Aufstellungen skandierten sie statt der Nachnamen der Spieler immer wieder "Stanislawski".

Occean kalt bis ans Herz

Nach fünf Heimspielen ohne Sieg fehlte den Kraichgauern aber die Sicherheit. Obwohl Stanislawski nach dem matten 2:2 gegen Augsburg unter anderem die zuletzt enttäuschenden Sejad Salihovic und Ryan Babel auf die Bank gesetzt hatte, lief das Spiel nicht rund. Auch der vom VfL Wolfsburg als Ersatz für Vedad Ibisevic geholte Srdjan Lakic konnte die Angriffsmisere nicht beheben. Der Platzverweis für Compper, der wegen eines Wischers ins Gesicht von Stephan Fürstner vom Feld musste, steigerte die Verunsicherung beim Bundesligisten.

Bis zur ersten Torszene mussten die Fans 24 Minuten lang warten. Dann lenkte Fürths Torhüter Max Grün Peniel Mlapas Schuss zur Ecke. Auch an der zweiten Hoffenheimer Chance war der U 21-Nationalspieler entscheidend beteiligt. Diesmal verhinderte Heinrich Schmidtgal mit seiner Rettungstat kurz vor der Linie den drohenden Rückstand für die Franken (33.). Bei den Gästen war Occean auffälligster Angreifer. In der 30. Minute war 1899-Keeper Tom Starke gegen den Kanadier im Bilde, doch kurz vor der Pause spielte Occean die komplette Innenverteidigung der Badener aus und vollstreckte zum 0:1.

Fürth bis zum Schluss gefährlich

Hoffenheim agierte auch im zweiten Durchgang zu hektisch und ohne spielerische Linie nach vorne. Neuzugang Lakic rieb sich immer wieder in Zweikämpfen auf und fand keine Bindung zum Spiel. Mitte der zweiten Halbzeit wechselte Stanislawski seinen bis dahin besten Angreifer Mlapa aus und ersetzte ihn durch Babel. Die Fürther erwiesen sich zunehmend als ebenbürtiger Gegner. Sercan Sararer (72.) nach spektakulärem Solo und Occean (79.) vergaben sogar die Chancen zum 0:2.

Gladbach mit viel Dusel ins Halbfinale

Eine ungerechtfertigte Rote Karte und eine Dummheit von Roman Hubnik haben den Bundesliga-Überflieger Borussia Mönchengladbach den Weg ins Pokal-Halbfinale geebnet. Das Führungstor beim 2:0 (0:0)-Sieg im Pokal-Viertelfinale bei Hertha BSC erzielte Filip Daems in der 101. Minute per Foulelfmeter, nachdem der Unparteiische Felix Brych im Berliner Strafraum nach einem Wortgefecht von Hubnik gegen Igor Camargo einen Kopfstoß gesehen hatte. "Die Krönung war, was der Schiedsrichter in der Verlängerung gepfiffen hat. Hier sind 50 000 Zuschauer im Stadion. Keiner hat gesehen, was er gesehen hat", sagte Michael Skibbe. Berlins neuer Trainer stellte fest: "Das war eine eindeutige Fehlentscheidung."

Vor 47.465 Zuschauern im Olympiastadion kamen die Gladbacher so zu einem schmeichelhaften Erfolg in der Verlängerung, den der Schwede Oscar Wendt in der 120. Minute endgültig sicherstellte. "In der ersten Halbzeit war Hertha besser", sagte Gladbachs Trainer Lucien Favre. Zur strittigen Szene nahm der ehemalige Hertha-Coach erst einmal nicht Stellung. "Ich habe auf der Bank nichts gesehen. In der zweiten Halbzeit und in der Verlängerung haben wir besser gespielt. Aber Hertha hatte auch Möglichkeiten."

Schiedsrichter Brych zieht Rot

Die auch im Bundesliga-Titelkampf auftrumpfenden Gladbacher haben damit den ersten großen Titel seit 17 Jahren weiter im Visier. Zum ersten Mal seit acht Jahren stehen sie im Pokal-Halbfinale. "Das ist glücklich für uns", sagte Gladbachs Mike Hanke. Nachdem der Stürmer die Fernsehbilder gesehen hatte, stellte er mit verlegenen Schmunzeln fest: "Ich möchte dazu nichts sagen." Hertha-Kapitän Andre Mijatovic meinte niedergeschlagen: "Dass so eine Szene das Spiel entscheidet, ist schon bitter." Der Schiedsrichter habe "eine Superleistung" gebracht, meinte er ironisch.

Nach zuletzt drei Bundesliga-Niederlagen unter Skibbes Regie verpassten die Berliner in der Kühlbox des Olympiastadions auch im Pokal den erhofften Befreiungsschlag. Die Hausherren waren am Ende selber schuld, denn eine umstrittene Szene sorgte für das Gladbacher Siegtor. Nach einem Zweikampf gerieten Hubnik und Igor de Camargo im Strafraum aneinander, nachdem Berlins Torhüter Thomas Kraft den Ball sicher hatte. Statt weg zu bleiben, stürmte Hubnik auf den Gladbacher zu, der wie vom Blitz getroffen zu Boden sank. "Das ist ein bisschen doof gelaufen für Berlin. In der Situation noch einmal hinzugehen, war völlig unnötig", sagte Gladbachs Torhüter Marc-André ter Stegen.

Denn Schiedsrichter Brych sah einen Kopfstoß des Berliners, stellte den Hertha-Profi vom Platz und zeigte auf den Elfmeterpunkt. "Er hat nicht attackiert, hat nicht gestoßen. Unfassbar, unfassbar", meinte Skibbe vor den Kameras des Fernsehsender Sky. Das Geschenk ließ sich Daems nicht entgehen und verwandelte den Strafstoß. Adrian Ramos vergab zwei Minuten vor dem Ende den Ausgleich, hob den Ball über das Tor. Dann kam Wendt.

Niemeyer im Pech bei Pfostenschuss

In der Kühlbox Olympiastadion spielte die taktisch prima eingestellte Hertha auf dem hart gefrorenen Boden gefälliger, doch an der besten Abwehr der Bundesliga rieb sich der selbst ernannte Außenseiter aus Berlin auf. Der bei Gladbach als Reuss-Nachfolger ins Gespräch gebrachte und zuletzt in der Bundesliga gesperrte Raffael war es, der Akzente setzte.

Vom für 17 Millionen Euro nach Dortmund wechselnden Nationalspieler Marco Reus, der beim 2:1-Erfolg der Gladbacher in der Bundesliga beide Tore erzielt hatte, war vor der Pause gar nichts zu sehen. Das sonst so gefälligen Aufbauspiel der Gladbacher erstickten bei Temperaturen unter minus zehn Grad die Berliner im Keim. Nach dem Wechsel wurden die Gladbacher gefährlicher, doch die Berliner gaben den Ton an und hatten die besseren Chancen.

Gerade war der aus Freiburg gekommene Felix Bastians eingewechselt worden, da traf der von Raffael in Szene gesetzte Peter Niemeyer in der 61. Minute nur den rechten Pfosten. Die einzige klare Gladbacher Möglichkeit verhinderte Keeper Thomas Kraft in der 78. Minute, als er dem mustergültig freigespielten Igor de Camargo den Ball vom Fuß pflückte. Dann ging es in die am Ende turbulente Verlängerung.

kbe/kng/DPA DPA

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