Nationalspieler Bastian Schweinsteiger steht demnächst im Mittelpunkt eines Rechtsstreits: Wie stern.de exklusiv erfuhr, hat ihn die Zivilkammer des Landgerichts München I für den 24. Juli geladen. Es geht um sehr viel Geld. Bastian Schweinsteiger, 23, ist der einzige Bundesligaprofi, der binnen sechs Jahren die Dienste von fünf verschiedenen Spielerberatern in Anspruch genommen hat. Einer dieser Berater, der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Gerrit Hartung, geht nun gerichtlich gegen seinen früheren Schützling vor.
Zu dem Prozess (AZ 34 O 21175/06) kommt es laut Klageschrift, weil Schweinsteiger Hartung Honorare schuldig geblieben sein soll - 28.000 Euro fordert der Rheinländer vom Münchner. In einem zweiten, noch nicht terminierten Verfahren (AZ 20 O 4337/08) will Hartungs Firma GH Sport Management GmbH & Co. KG weitere 800.000 Euro einklagen. Schweinsteiger, derzeit im EM-Quartier der deutschen Mannschaft in Tenero, wollte sich zu der Klage gegenüber stern.de nicht äußern.
Die Vorgeschichte des Prozesses gibt Einblick in das Geschäft der Spielerberatung. Der Nationalspieler kannte Gerrit Hartung bereits einige Jahre - Hartung berät auch Tobias Schweinsteiger, Bastians älteren Bruder, ebenfalls Fußballprofi. Im Jahr 2005 bat Bastian Schweinsteiger Hartung, ihn anwaltlich zu vertreten: Er möge für ihn die Zusammenarbeit mit dem Spielerberater Roland Grahammer beenden.
Geschäftsbeziehung währte ein halbes Jahr
Hartung übernahm den Job - und wenig später schloss seine Agentur selbst einen Vertrag mit Schweinsteiger, der besagt, dass ab sofort er, Hartung, sein Berater sei. Die Geschäftsbeziehung begann im November 2005 und währte ein halbes Jahr lang. Hartung sagt: "Ende April 2006 teilte Schweinsteiger mir mit: Damit Du es nicht aus der Presse erfährst, ich beauftrage jetzt auch die Agentur Playce. Die vertritt auch Oliver Kahn."
Ob ein Berater bei Vertragsabschlüssen zehn, zwölf oder noch mehr Prozent Provision kassiert, ob er Werbekunden findet und die richtigen Klauseln in die Arbeitsverträge einbaut, ist unter Fußballprofis ein verbreitetes Thema. Es geht oft um Hunderttausende, manchmal Millionen Euro.
Schweinsteiger trennte sich vor der WM 2006 von Hartung, habe aber - so stellt es Hartung dar - zwei Fehler gemacht: Zum einen habe ihm der Spieler nicht das komplette Honorar für Hartungs Dienstleistungen als Anwalt überwiesen. Zum anderen habe Schweinsteiger bis heute nicht den Beratervertrag mit Hartung gekündigt.
Ribéry setzt sich gegen Klage erfolgreich zur Wehr
Die Münchner Richter werden sich insbesondere den Beratervertrag genau anzuschauen haben. Nicht jede schriftliche Abfassung einer Zusammenarbeit ist juristisch einwandfrei. Gerade hat der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne einen so genannten Vermittlungsvertrag zwischen dem Berater Bruno Heiderscheid und dem damaligen Olympique-Marseille-Profi Franck Ribéry für nichtig erklärt. Der Luxemburger hatte, nachdem Ribéry sich von ihm getrennt, aber seinen Vertrag nicht sofort gekündigt hatte, rund 750.000 Euro von dem französischen Fußballspieler eingeklagt, zunächst erfolgreich. Doch Ribéry ging in Berufung. Nun muss Heiderscheid ihm 600.000 Euro zurückzahlen.
Bastian Schweinsteiger arbeitete nach seiner Trennung von Gerrit Hartung mit der Agentur Playce zusammen, wechselte jedoch ein Jahr später zum Züricher Unternehmen 4sports, das auch den damaligen Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld berät. Inzwischen hat Hitzfeld den FC Bayern verlassen, Schweinsteiger hat laut Presseberichten kürzlich 4sports gekündigt.