Mehmet Scholl hat mit seiner harschen Kritik an Mario Gomez nach der Partie gegen Portugal eine öffentliche Debatte über den Angreifer losgetreten. Im DFB-Lager wird das mit sichtlicher Gelassenheit zur Kenntnis genommen. Bundestrainer Joachim Löw schien es bei der Pressekonferenz beinahe Spaß zu machen, die Medien über seine Pläne im Unklaren zu lassen.
Schon vor dem erfolgreichen Portugal-Spiel war es ähnlich, als große Teile der Medien Miroslav Klose in die Startelf geschrieben hatten und Löw dann doch auf Gomez setzte. Daran knüpfte er nun an. "Ich sitze hier oben schon einige Jahre. Ich bin auch nicht immer berechenbar," antwortete er auf die Frage nach der Besetzung des Angriffs im Duell mit den Niederländern. Der Bundestrainer lässt sich nicht in die Karten schauen und fügte verschmitzt an: "Miro wird immer besser. Wenn er fit ist, ist er ein absoluter Weltklasse-Stürmer!"
Scholl? Es kümmert Löw nicht, was andere sagen
Auf die Kritik von Mehmt Scholl an Gomez wollte er gar nicht erst eingehen. "Ehrlich gesagt habe ich keine Energie, mich um das zu kümmern, was der eine oder andere irgendwo sagt. Ich als Trainer habe eine andere Sichtweise auf die Dinge. Wir beurteilen die Spieler so, wie wir das für richtig halten. So etwas wird mich die nächsten Wochen nur am Rande interessieren", so Löw, der im Anschluss demonstrativ noch einmal Gomez und auch dessen Defensivarbeit lobte.
Ex-Nationalspieler Scholl hatte nach dem EM-Auftaktspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Portugal über den Siegtorschützen Gomez gelästert: "Ich hatte zwischendrin Angst, dass er sich wund gelegen hat, dass man ihn wenden muss." "Ich bin froh, zwei Klasseleute im Angriff zu haben", konterte der Bundestrainer.
Gomez klagt nicht und lässt Tore sprechen
Wie es der Zufall wollte war auch Mario Gomez als Vertreter für die Pressekonferenz auserkoren worden und natürlich wollte alle Welt wissen, wie er die Kritik an seiner Person aufnehme. Wer ernsthaft mit einem Klagelied über die Ungerechtigkeit der Welt gerechnet hatte, der wurde natürlich enttäuscht, denn der Bayern-Angreifer gab das zu Protokoll, was jeder halbwegs interessierte Fußballfan sowieso weiß.
"Ich war in den letzten fünf, sechs Jahren der beste Stürmer in Deutschland und habe in der Champions League in den letzten zwei Jahren nach Messi die meisten Tore gemacht. Ich möchte wissen, warum ich mich ändern soll?", erklärte Gomez. Lionel Messi vom FC Barcelona hatte in der Königsklasse in den vergangenen zwei Spielzeiten 26 Mal getroffen, Gomez 20 Mal.
Gegen Holland alles klar machen
Ach ja, am nächsten Mittwoch steht noch ein vorentscheidendes Gruppenspiel gegen die Niederlande auf dem Programm. "Jeder weiß, Holland steht unter Druck", erklärte Löw. Das aber werde seinen Matchplan nicht beeinflussen. "Wir haben es schon erlebt, dass wir das erste Turnierspiel gewonnen haben und uns im zweiten das Leben wieder schwer gemacht haben", erinnerte Löw an die 1:2-Niederlage bei der EURO 2008 gegen Kroatien und das 0:1 bei der WM 2010 gegen Serbien. "Im dritten Spiel standen wir dann wieder unter einer großen Drucksituation. Wir werden versuchen, das zu vermeiden und alles klar zu machen", erklärte er.