Es gibt einen Mario-Gomez-Witz – und der geht so: Ein Angeklagter steht vor Gericht und wartet auf sein Urteil. Der Richter sagt: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die schlechte zuerst – Sie werden erschossen!" Zaghaft fragt der Angeklagte: "Und was ist denn dann überhaupt noch die gute?" Daraufhin der Richter: "Mario Gomez wird schießen."
Hahaha. Gomez. Das ist der, der bei der EM 2008 gegen Österreich mal aus ein paar Metern das leere Tor nicht getroffen hat. Sie erinnern sich? Bestimmt!
Mario Gomez schießt nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft. Er hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Der gilt ab sofort, unverzüglich – es sei denn Jogi Löw sollte es sich für die EM in zwei Jahren noch einmal überlegen, weil es "aus unwahrscheinlichen Gründen Bedarf" im Sturm gebe, wie Gomez es in seiner Abschiedserklärung geschrieben hat. Das wäre dann eine schlechte Nachricht.

Mario Gomez - Migrationshintergrund wie Özil
Eine richtig gute Nachricht aber scheint in diesen aufgeregten Zeiten der Özil-Debatte wie selbstverständlich hingenommen zu werden. Mario Gomez´ Rücktritt, sportlich wahrscheinlich ziemlich vernünftig, hat keine zweite Ebene. Nein, hat er nicht. Gomez geht. Schuss. Aus. Fertig. So einfach kann das Ende einer Nationalmannschaftskarriere sein.
Kein Rassismus-Vorwurf an den DFB, kein Lamento, dass man ihn nur in guten Zeiten für voll genommen habe, das er aber jederzeit der Sündenbock gewesen sei, wenn‘s mal nicht so lief. Der Immigrant. Und kein halbwegs vernünftiger Mensch käme auf die Idee, das alles zu vermuten.
Abseits! – werden jetzt bestimmt einige rufen. Da will einer die Fälle Özil und Gomez miteinander vergleichen, aber Gomez ist doch.... Ja, was? Stimmt. Er ist in Deutschland geboren. Aber das ist Mesut Özil ja auch. Mario Gomez hat einen andalusischen Vater – das reicht allemal für die Kategorie: Migrationshintergrund. Gomez besitzt überdies noch die spanische Staatsbürgerschaft, Özil hat die türkische zu Gunsten der deutschen abgelegt.
Gomez musste all die Jahre viele Buhrufe einstecken
Schon merkwürdig, wie da mit zweierlei Maß gemessen wurde, und zwar jahrelang - oder nicht? Die Kurve im Stadion ist ja in der Regel gnadenlos, die Heimat für "Political Correctness" ist sie jedenfalls nicht. Und Gomez wurde in all den Jahren seiner Karriere nicht zu knapp ausgepfiffen. Aber niemals gab es bei all den Unmutsbekundungen auch nur irgendeinen Verweis auf seinen Migrationshintergrund. Man kann vielleicht sagen: Mario Gomez war so selbstverständlich integriert, dass man gar nicht erst auf die Idee kam, ihn mit irgendwelchen Integrationspreisen zu bedenken.
Schön ist das. Und richtig. Und so, wie man sich eine bessere Welt, im Fußball und im restlichen Leben, wünscht. Eine gute Nachricht. Die Zeiten in diesem Land sind ja solange auch noch nicht vorbei, da man Italiener "Spaghettifresser" genannt hat und vor Spaniern wegen deren Heißblütigkeit gewarnt hat. Auf so etwas käme heute nicht mal mehr der tumbste Nazi, ohne Gefahr zu laufen, sich lächerlich zu machen. Die Zeiten, sie haben sich geändert. Das sollte man an so einem Tag auch mal feststellen dürfen. Wäre schön, wenn es in Fällen wie dem von Mesut Özil und der Türkei so weiterginge.

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Das Ding gegen Österreich hätte er trotzdem reinmachen müssen!
