Völlig niedergeschlagen saß Luka Modric auf der Ersatzbank und vergrub sein Gesicht in einem italienischen Trikot. Weil der Titelverteidiger Italien am Dienstagabend in der achten Minute der Nachspielzeit noch zum glücklichen 1:1 (0:0) in diesem entscheidenden Spiel der Gruppe B traf, qualifizierte sich die Squadra Azzurra noch direkt für das Achtelfinale.
Dem WM-Dritten Kroatien und seinem Superstar von Real Madrid droht dagegen bei dieser Fußball-Europameisterschaft das Vorrunden-Aus. Mit nur zwei Punkten hat das Team nur äußerst geringe Chancen, als einer der vier besten Gruppendritten noch weiterzukommen.
Modric wurde zwar in der 55. Minute zum ältesten Torschützen der EM-Geschichte, als er nur 31 Sekunden, nachdem er mit einem Handelfmeter an Italiens Kapitän Gianluigi Donnarumma gescheitert war, im Fallen zum 1:0 getroffen hatte. Doch der späte Ausgleich von Mattia Zaccagni (90.+8) verdarb ihm diesen historischen Tag. Mit Tränen in den Augen bedankte er sich nach dem Spiel bei den Fans. Es wirkte wie sein trauriger Abschied von der großen Fußball-Turnierbühne mit der Nationalmannschaft in seinem 178. Länderspiel.
Italiens Trainer Luciano Spaletti dagegen sagte: "Man glaubt es bis zur letzten Sekunde. Und egal ob du gut oder schlecht spielst - es kann immer einen Moment geben, der alles entscheidet. Es sind Sachen passiert, die total unlogisch waren, die man nicht nachvollziehen kann."
Warum es diesmal sechs Torschützen-Könige geben könnte

Deshalb könnte es dazu kommen, dass gleich sechs Spieler Torschützenkönige werden, nämlich neben Olmo auch Harry Kane (England), Jamal Musiala (Deutschland), Cody Gakpo (Niederlande), Ivan Schranz (Slowakei) und Georges Mikautadze (Georgien).
Kane und Olmo können natürlich im Finale mit einem Tor die Sache für sich entscheiden – und echte Könige werden. Vielleicht schießen ja auch Jude Bellingham (England) oder Fabian (Spanien) zwei Tore und liegen am Ende vorn. Besonders viele Tore wären es nicht. 1984 schoß Michel Platini (Frankreich) sagenhafte neun Tore, sein Landsmann Antoine Griezmann kam 2016 immerhin auf sechs Treffer. Übrigens: Tore aus einem Elfmeterschießen am Ende eines Spiels zählen nicht mit.
Spanien in Gruppe B schon weiter
Deutschlands möglicher Viertelfinalgegner Spanien hat auch mit einer B-Elf die perfekte EM-Vorrunde abgeschlossen und Außenseiter Albanien aus dem Turnier befördert. Am Montag gewann der dreimalige Europameister trotz einer XXL-Rotation von Trainer Luis de la Fuente auch das letzte Gruppenspiel mit 1:0 (1:0). Vor 40.586 Zuschauern in Düsseldorf traf Ferrán Torres (13. Minute) vom FC Barcelona nach einem Traumpass von Leipzigs Dani Olmo. Spanien, das vor dem Spiel bereits als Gruppensieger feststand, beendet die Vorrunde ohne Gegentor und der Maximal-Ausbeute von neun Punkten.
Für Albanien endet die zweite EM-Endrundenteilnahme nach 2016 hingegen wie schon vor acht Jahren mit dem Vorrundenaus. Das Team von Nationaltrainer Sylvinho beendet die Gruppe B mit nur einem Punkt als Letzter. Gruppensieger Spanien spielt dagegen am Sonntag in Köln im Achtelfinale gegen einen Gruppendritten.
Auswirkungen auf andere EM-Gruppen
Vize-Weltmeister Frankreich, die Niederlande sowie England haben sich dadurch vorzeitig für das Achtelfinale der Fußball-EM qualifiziert. Die drei Spitzenteams profitierten am Montagabend von den Ergebnissen der Gruppe B. Frankreich, die Niederlande und England haben jeweils vier Punkte und sind innerhalb ihrer Gruppe nicht mehr von einem der drei ersten Plätze zu verdrängen. Wenn sie Rang drei belegen sollten, lassen sie Ungarn (drei Punkte, 2:5 Tore) sowie Kroatien (zwei Punkte, 3:6 Tore) in jedem Fall hinter sich und schaffen es so unter die vier besten Dritten.
Noch nicht rechnerisch qualifiziert ist Österreich. Doch auch für das Team von Ralf Rangnick sieht es bestens aus. Mit drei Punkten und einem Torverhältnis von 3:2 kann sich Österreich am Dienstag (18.00 Uhr) gegen die Niederlande eine Niederlage mit zwei Toren Unterschied erlauben und bliebe vor Ungarn und Kroatien.