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FC Bayern gegen Manchester City Erst gewackelt, dann geglänzt

Zweiter Sieg im zweiten Champions-League-Spiel: Gegen Manchester City gewann Bayern München dank Mario Gomez mit 2:0. Richtig souverän wurde es aber erst nach dem Wechsel.
Von Klaus Bellstedt

Gut 15 Minuten waren in der Allianz-Arena gespielt, als Jupp Heynckes sich wutschnaubend von seinem Platz erhob und seiner Mannschaft wilde Zeichen gab. Der Bayern-Trainer wollte sein Team aus der Lethargie wecken. Und das war auch dringend nötig. Denn was sich in der Anfangsphase dieses Champions-League-Matches der Münchener gegen Manchester City abspielte, war schon bemerkenswert. Selten trat ein Gegner im bayerischen Wohnzimmer so forsch und spielstark auf wie der aktuelle Tabellen-Zweite der englischen Premier League. Es war gar nicht so sehr die Lethargie, die die Hausherren hemmte. Die Bayern waren ganz einfach beeindruckt ob der Spielweise der "Citizens".

Zum besseren Verständnis: Manuel Neuer bekam in der ersten Viertelstunde vier Schüsse auf sein Tor. So viele Versuche hatte Bayer Leverkusen am letzten Wochenende in 90 Minuten zustande bekommen. Die Bayern fanden einfach nicht in diese Partie, überließen ManCity gezwungenermaßen das komplette Mittelfeld und agierten wie eine Auswärtsmannschaft. Wenigstens das Glück war ihnen hold, denn wenn man ehrlich ist, hätte es bereits nach 180 Sekunden Elfmeter für das Team von Trainer Roberto Mancini geben müssen. Boateng hatte den überragenden David Silva umgegrätscht, aber der fällige Pfiff blieb aus.

"Zwei Tore besser waren die Bayern nicht"

Das Pressing von Manchester setzte den Bayern enorm zu. Hinzu kam, dass die vier Offensivkünstler Agüero, Dzeko, Nasri und Silva einzelne Spieler aus dem Münchener Defensivverbund immer wieder hinauslockten, um im nächsten Moment blitzschnell und steil in die Spitze zu passen. Dass Holger Badstuber wegen einer Erkältung fehlte, machte sich schon bemerkbar. Auffallend war aber auch die Passivität des zuletzt so überzeugenden Mittelfelds um Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos. Das Duo versteckte sich zunächst völlig und ging in der Masse mit unter.

Als Jupp Heynckes berühmter Glühkopf langsam aber sicher anfing, einen apfelroten Farbton anzunehmen, wagte sich seine Mannschaft nach 35 Minuten schließlich doch noch mal über die Mittellinie. Keiner der 66.000 Zuschauer im Stadion hätte es wohl für möglich gehalten, dass die Bayern zur Pause noch zwei Tore erzielen würden. Dass es doch so kam, lag einerseits an eklatanten Abwehrschnitzern von Manchester wie vor dem 1:0 durch Mario Gomez (38.), als Franck Ribéry nicht am Torschuss gehindert wurde, oder eben an der individuellen Klasse des Bayern-Stürmers, der vor dem 2:0 (45.+1) nach einem Freistoß von Toni Kroos am schnellsten schaltete und per Nachschuss traf. Wie sagte Bundestrainer Joachim Löw zur Pause so schön? "Also, zwei Tore besser waren die Bayern nicht." Dem konnte man nicht widersprechen.

Ribéry, Kroos und Gomez ganz stark

Nach dem Wechsel wurde es ein komplett anderes Spiel. Mit der Sicherheit des Zwei-Tore-Vorsprungs ließ es sich für den FC Bayern nun viel leichter spielen. Endlich lief der Ball auch mal über mehrere Stationen. Und: Die Zweikämpfe wurde angenommen. Diesbezüglich verdiente sich überraschenderweise vor allem Franck Ribéry Bestnoten, der nicht nur in der Vorwärtsbewegung mit viel Power glänzte, sondern auch nach hinten arbeitete und sich mit der englischen Kante Micah Richards immer wieder kernige Zweikämpfe lieferte. Auch Schweinsteiger lief sich die Hacken wund und lenkte die Partie nun geschickt aus dem Mittelfeld. So verdienten sich die Bayern in ihrer zweiten Champions-League-Partie der neuen Saison diese Führung mehr und mehr.

In die Karten spielte den Hausherren aber auch die merkwürdige Wechseltaktik von City-Coach Roberto Mancini, der in der zweiten Hälfte nacheinander seine bis dahin so starken Offensivkräfte Dzeko und Nasri herunter nahm und dafür mit de Jong und Milner Defensivakteure auf den Platz schickte - und das bei einem 0:2-Rückstand. Den Bayern konnte das nur recht sein. Sie spielten immer souveräner und bis zum Schluss ihren Stiefel herunter. Manchester City hatte sich längst aufgegeben. Wer hätte das nach 35 Minuten gedacht: Am Ende fühlte sich dieser Sieg doch tatsächlich leicht und locker an.

Jupp Heynckes' Gesichtsfarbe hatte sich schon weit vor Abpfiff wieder normalisiert. Er grübelte vermutlich schon über die Erkenntnisse dieses Abends nach. Einerseits hatte seine Mannschaft erstmals in dieser Saison Gegenwind erhalten. Und der hatte durchaus seine Wirkung erzielt. Die Bayern wackelten in der ersten Hälfte bedenklich. Darüber wird zu sprechen sein. Andererseits präsentierte sich seine Truppe im weiteren Spielverlauf wie eine internationale Spitzenmannschaft und zog mithilfe ihres überragenden Toptorjägers Mario Gomez den Kopf aus der Schlinge. Mehr noch: Die Bayern, bei denen neben Mario Gomez Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos zu den Stärksten zählten, dominierten diesen starken Gegner. Für den weiteren Verlauf der Champions League macht das Mut. Aber ein bisschen sollten sie auch gewarnt sein.

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