Die Perspektiven sind glänzend, Oliver Kahn spricht erstmals sogar von einer vorzeitigen WM-Qualifikation - nur die Torflaute im deutschen Angriff um »Sorgenkind« Oliver Bierhoff ist das große Handicap. Nach vier Siegen in vier Spielen sollen vor allem Carsten Jancker und Oliver Neuville am Samstag in Finnland das Tor zur WM-Endrunde 2002 ein vorentscheidendes Stück aufstoßen. Kapitän Bierhoff bleibt dagegen nur eine Warte-Rolle hinter den zuletzt als »Joker« eingesetzten Miroslav Klose und Alexander Zickler.
Riesen-Möglichkeit
Champions-League-Sieger Oliver Kahn, der für den ausgemusterten Bierhoff die Kapitäns-Binde tragen wird, gab das klare Ziel aus: »Wir haben jetzt eine Riesen-Möglichkeit. Wenn wir die zwei Spiele positiv gestalten, sind wir durch«, glaubt der Münchner vor dem »Doppelpack« in Helsinki und vier Tage später in Albanien. Das DFB-Team führt mit 12 Punkten vor England (7) und Finnland (4) klar die Qualifikations-Gruppe 9 an.
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Die Finnen haben Respekt vor Rudis Truppe:
stern.de: Finnen: Punkt gegen DFB-Team wäre »historisch«
Die Mannschaften:
stern.de: Aufstellungen Finnland - Deutschland
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Das Ziel schon vor Augen forderte Rudi Völler 24 Stunden vor der Partie gegen die Finnen im mit 36 000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion von Helsinki von seinem Stürmer-Duo Jancker/Neuville ein Ende der Torflaute. Der Münchner Jancker hat für die Nationalelf - genau wie der viel gescholtene Bierhoff - seit dem 7. Juni 2000 (8:2 gegen Liechtenstein) nicht mehr getroffen. Der letzte und bisher einzige Treffer des Leverkuseners Neuville datiert gar aus dem März 1999.
Kein Bonus für Bierhoff
»Da wird es Zeit«, motivierte der Teamchef die Abteilung Attacke besonders. Beim letzten Auftritt des DFB-Teams 1999 in Helsinki traf ausgerechnet Bierhoff zweimal zum 2:1. Das aber, so Völler, hilft dem Kapitän am Samstag nicht weiter: »Es kommt auf die momentane Verfassung an«, stellte Völler emotionslos fest.
Besondere Hoffnung setzt Völler auf Oliver Kahn und dessen Bayern-Kollegen Jancker, Zickler und Thomas Linke: »Die Champions League zu gewinnen, ist toll. Aber bei einer WM erfolgreich abzuschneiden, ist eine Stufe höher.« Magier Kahn pflichtete seinem Bundestrainer bei: »Denn nach dem Champions League-Triumph gibt es nur noch den WM-Titel«. Der ehrgeizige Torhüter hat längst umgeschaltet: »Wenn man denkt, man kann in Finnland mit 80 oder 90 Prozent gewinnen, dann wird man eine Überraschung erleben.«
Gefährliche Finnen
Das finnische Team um UEFA-Cup-Sieger Sami Hyypiä (FC Liverpool) und dessen Vereinskollegen Jari Litmanen konnte Völler vor allem bei den beiden Auftritten gegen England (0:0, 1:2) beeindrucken. Die Mannschaft sei längst nicht mehr mit jenem Jahrgang zu vergleichen, gegen den Völler als Spieler locker 4:0 gewann. »Die Finnen sind jetzt viel stärker. Da spielen viele in den europäischen Top-Ligen«, unterstrich der Teamchef:
»Unkonzentriertheiten und Unordnung wie in der Schlussphase gegen die Slowakei dürfen wir uns nicht leisten.«
Von Beginn an dabei sein werden die Neulinge Gerald Asamoah und Sebastian Kehl .»Sicher, das Lob ist richtig. Aber dafür können wir uns nichts kaufen«, wies Völler auf die Gegenwart hin. Als einzige europäische Mannschaft hat Deutschland in der WM- Qualifikation noch eine weiße Weste - und so soll es auch am Samstag um 20.45 Uhr noch sein.