FUßBALL Bierhoff bolzt jetzt an der Cote d' Azur

Die Reservebank des AC Mailand verliert einen treuen Freund. Oliver Bierhoff kehrt Italien den Rücken und hofft beim AS Monaco zu alter Stärke zurückfinden. Auch in der Nationalelf will Bierhoff angreifen.

Vom teuren Auslaufmodell in Mailand zum fürstlich bezahlten Hoffnungsträger in Monaco: Nach wochenlanger Vereinssuche will Oliver Bierhoff im Jet-Set-Paradies Monte Carlo endlich wieder Tore am Fließband produzieren und so die WM-Teilnahme als letztes sportliches Ziel verwirklichen. Mit dem Wechsel vom italienischen Top-Club AC Mailand zum AS Monaco hat der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft das auch von Rudi Völler dringend erwartete Signal für die Titelkämpfe 2002 in Südkorea und Japan gesetzt.

Entsprechend frohgemut präsentierte sich der 33-Jährige am Dienstag nach der Autofahrt mit Ehefrau Klara aus Mailand ins Quartier der Nationalmannschaft am Starnberger See. »Ich bin schon froh, dass vor dem wichtigen Spiel gegen England der Gedanke um die Zukunft aus dem Kopf gestrichen ist«, sagte Bierhoff.

Beim siebenmaligen französischen Meister hatte er am Vorabend einen Einjahresvertrag unterschrieben. Über die Ablösesumme vereinbarten die Vereine Stillschweigen. »Mein Ziel war, einen Verein zu finden, bei dem ich spielen kann. Ich glaube, mit Monaco habe ich einen Top-Club gefunden«, meinte er. Zudem passen die Lebensbedingungen: »Der Hauptaspekt war das Finanzielle. Andere Interessenten kamen nicht an die Gehaltsgröße. Monaco war sehr großzügig.«

Bierhoff wandelt endgültig in den Spuren von Jürgen Klinsmann: Sein Kapitäns-Vorgänger war 1992 ebenfalls aus Mailand nach Monaco gewechselt und hatte vor der WM 1998, als ihm nach 854 torlosen Minuten im DFB-Trikot die Ersatzbank drohte, die Flucht aus Genua zu den Tottenham Hotspurs angetreten. Beim WM- Turnier in Frankreich war »Klinsi« im Sturm neben Bierhoff wieder erste Wahl. »Das Ziel ist die WM 2002. Bis dahin will ich durch ständiges Spielen in Monaco meine Position im Sturm zurückerobern. Darum werde ich kämpfen«, sagte Bierhoff. Im Moment hat Bayern- Stürmer Carsten Jancker die besseren Karten als Mittelstürmer - auch am Samstag gegen England.

Rudi Völler war erfreut, als am Dienstagmorgen im Schlossgut Oberambach sein Handy klingelte und Bierhoff ihn persönlich über den Wechsel informierte. »Ich freue mich, dass Oliver kurzfristig eine Lösung gefunden hat. Auf Dauer war die Situation in Mailand für ihn nicht mehr zu ertragen.« Denn Bierhoff, Kapitän und mit 31 Toren in 57 Länderspielen der aktuell beste Torschütze im Team, war auch für Völler zu einem Problemfall geworden. »Mit der Lösung kann er am besten leben«, meinte Völler - und dachte wohl an sich selbst.

In Monaco wird Bierhoff dringend gebraucht. Der Club, der im Stade Louis II meist vor spärlicher Kulisse spielt, ist unter dem neuen Trainer Didier Deschamps katastrophal in die Saison gestartet. In fünf Spielen erzielte der Titelkandidat nur zwei Tore und rangiert mit zwei Punkten auf dem vorletzten Platz. »Es gibt immer Vereine, denen das Wasser bis zum Hals steht«, bemerkte Völler drastisch. Sein Debüt in der französischen Liga soll Bierhoff am 8. September gegen ES Troyes geben. »Die Mannschaft hat großes Potenzial«, glaubt er.

Der Stürmer mit den Bundesliga-Stationen Bayer Uerdingen, Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach erlebte in Italien einen steilen Auf- und Abstieg. In der Saison 1997/98 traf er für Udinese Calcio 27 Mal und wurde Torschützenkönig. Im ersten Jahr bei Milan traf er immerhin 18 Mal, danach ging es abwärts. Beim Ligastart am letzten Wochenende gehörte Bierhoff nicht einmal mehr zum Kader.

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