Der wie entfesselt auftrumpfende VfL Wolfsburg hat mit seinem höchsten Sieg der Saison die Talfahrt gebremst und überwintert nach der erfolgreichsten Halbserie in der Fußball-Bundesliga auf Tabellenplatz vier. Nach drei Niederlagen in Serie feierten die "Wölfe" gegen Arminia Bielefeld ein 5:0 (4:0)-Schützenfest und rückten Spitzenreiter Bayern München mit nur vier Punkten Rückstand dicht auf den Pelz. Mit seinem ersten Bundesliga-Tor leitete Thomas Rytter (14. Minute) den vierten Sieg im vierten Heimspiel gegen die Arminia ein, den Diego Klimowicz (26.) und Thomas Brdaric (37./40.) schon vor der Pause perfekt machten. Martin Petrov (67.) verwandelte einen Foulelfmeter, den Petr Gabriel an Brdaric verursacht hatte, und krönte seine Super-Leistung.
Beim unter Wert geschlagenen besten Aufsteiger, der mit 24 Punkten Zehnter bleibt, fehlte der Gelb-gesperrte Rüdiger Kauf, den Arminia-Trainer Uwe durch Michael Fink nicht gleichwertig ersetzen konnte. Wolfsburgs Trainer Erik Gerets konnte vor 24.013 Zuschauern in der VW-Arena wieder Kevin Hofland und Petrov aufbieten. Vor allem die Rückkehr des Bulgaren zeigte Wirkung. Nicht nur Owomoyela hatte seine liebe Not mit dem Torjäger, der sich diesmal als Vorbereiter profilierte.
Ganz stark: D'Alessandro
Einen starken Eindruck hinterließ bei Wolfsburg auch Andres D’Alessandro. Mit einer langen Flanke bediente der Olympiasieger Rytter, der volley die Führung erzielte. Nur zwölf Minuten später ging der muntere Torreigen weiter - diesmal war Petrov maßgeblich beteiligt. Seine Ecke verwertete Klimowicz per Kopf zum 2:0. Der schwächelnde Owomoyela kam gegen den Argentinier zu spät.
Eine Kopie war das vierte Tor durch Brdaric, der mit seinem Doppelpack die torreichste Halbzeit der Wolfsburger in deren Bundesliga-Geschichte vervollständigte. Bei Treffer Nummer drei hatte Nationalspieler Brdaric von Petrovs Vorarbeit profitiert, der im Sprint Owomoyela stehen ließ und Brdaric glänzend bediente. "Wir standen mächtig unter Druck. Die Erwartungen sind schon sehr hoch geworden hier in Wolfsburg", sagte Brdaric und verabschiedete sich zum Treffpunkt der Nationalmannschaft.
Brdaric war auch der Initiator des fünften Wolfsburger Streichs. Seinen Sturmlauf konnte Gabriel im Strafraum nur per Foul stoppen. Den Elfmeter wollte eigentlich D’Alessandro schießen, doch Petrov schnappte sich den Ball, verwandelte sicher und gab dem stinksauren Argentinier keine Gelegenheit zum weiteren Protest.
Gladbach gelingt Befreiungsschlag nicht
Borussia Mönchengladbach ist trotz eines Elfmeter-Geschenks der erhoffte Befreiungsschlag im Abstiegskampf nicht geglückt. Nach zuletzt drei Niederlagen beendeten die "Fohlen" die Bundesliga-Hinrunde am Sonntag mit einem 1:1 gegen Bayer Leverkusen, das beiden Mannschaften jedoch nicht weiterhilft. Während die Borussia mit drei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf Rang 15 überwintern muss, verpasste Champions-League-Achtelfinalist Leverkusen den Anschluss ans obere Drittel und bleibt Achter.
Dimitar Berbatow hatte die Gäste vor 52 211 Zuschauern im Stadion im Borussia-Park in der 57. Minute in Führung gebracht. Dem besten Gladbacher, Vaclav Sverkos, gelang nach einem umstrittenen, an ihm selbst verwirkten Foulelfmeter der Ausgleich (69.). Bayer-Torwart Jörg Butt war wie alle Leverkusener auch nach dem Schlusspfiff noch verärgert über die Entscheidung von Schiedsrichter Lutz Wagner: "Wir wollten das Spiel gewinnen, haben aber einen sehr fragwürdigen Elfmeter bekommen. Jens Nowotny hat klar den Ball gespielt." Sverkos beharrte schmunzelnd auf seiner Version: "Es war keine Schwalbe. Nowotny hat den Fuß und den Ball getroffen."
Sein Trainer Dick Advocaat war glücklich über den Punktgewinn ("Ich bin sehr zufrieden") und forderte erneut "drei, vier Spieler" als Verstärkung. Sein Gegenüber Klaus Augenthaler blickte schon auf das kommende Jahr: "Wir haben in der Bundesliga zu viele Punkte verschenkt und wollen in der Rückrunde angreifen."
Premiere für Melka im Borussen-Tor
Während Augenthaler bis auf den erkrankten Robson Ponte seinem in der Champions League gegen Kiew erfolgreichen Team vertraute, veränderte Advocaat die Mannschaft nach der 0:6- Pleite in Berlin gleich auf vier Positionen. Die überraschendste Änderung gab es im Tor. An Stelle des verunsicherten Darius Kampa stand erstmals in dieser Saison Michael Melka im Borussen-Tor.
Zwar bekam der 26-Jährige in seinem insgesamt achten Bundesliga- Spiel kaum Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen, doch mit seiner Rettungstat gegen den von Diego Placente freigespielten Berbatow (31.) vereitelte er die beste Möglichkeit der ersten Hälfte, in der beide Mannschaften eine desaströse Offensiv-Leistung boten.
Das änderte sich nach dem Seitenwechsel. Die ersten zaghaften Versuche von Sverkos (50.) und Oliver Neuville (55.) beantwortete Leverkusen mit dem Führungstor. Nach einem Zuspiel von Bernd Schneider wand sich Berbatow um seinen Gegenspieler und ließ mit seinem achten Saisontor Melka keine Abwehrchance (57.).
Danach spielte nur noch Gladbach und Sverkos den Alleinunterhalter für die Bayer-Defensive. Nach zwei Schussversuchen (61., 62.) und Igor Demos fulminanten Lattenknaller (67.) drängte der Tscheche in den Strafraum und ließ sich im Zweikampf mit Jens Nowotny geschickt fallen. Zum zweifelhaften Elfmeter trat der Gefoulte selbst an. Bei Joris van Houts Kopfball fünf Minuten vor dem Ende war sogar das Siegtor möglich, doch Butt klärte mit einem Reflex.