Während andere Bundesliga-Vereine alle Hände voll damit zu tun haben, genug Sponsorengelder aufzutreiben, schmiedet der FC Bayern München fleißig an Strategien. Mit einem millionenschweren Einstieg des Sportartikel-Herstellers adidas als Partner und der geplanten Umwandlung in eine Aktiengesellschaft bricht der FC Bayern München in ein neues Zeitalter auf. Der Champions-League-Sieger und der bayerische Sportartikelkonzern vereinbarten jetzt die Fortsetzung ihrer 35-jährigen Zusammenarbeit. Danach beteiligt sich adidas mit ungefähr 75 Millionen Euro (147 Millionen Mark) am größten deutschen Sportverein und macht damit den Weg frei für die geplante Umwandlung der Bayern in eine Kapitalgesellschaft. Diese soll schon in zwei Monaten auf der nächsten Jahreshauptversammlung des FC Bayern beschlossen werden.
Geld fürs Stadion
Vereinspräsident Franz Beckenbauer schloss am Dienstagabend bei der offiziellen Vertragsunterzeichnung in München einen Börsengang zumindest »in den nächsten fünf Jahren« weiter aus. Hauptgrund für das Geschäft mit adidas ist der vom FC Bayern gemeinsam mit dem TSV 1860 München geplante Stadionneubau: »So ein Stadion kostet Geld. Das braucht eine gewaltige finanzielle Substanz, die wir nicht haben«, sagte Beckenbauer. Bei einem Bürgerentscheid am 21. Oktober entscheiden die Münchner über den geplanten Stadionbau.
adidas als exklusiver Partner
Bayern-Manager Uli Hoeneß bezeichnete den seit langem geplanten Einstieg des im fränkischen Herzogenaurach ansässigen Konzerns als »perfekte Partnerschaft. Wir freuen uns, eine neue Ära des Erfolgs beginnen zu können«. Hoeneß bestätigte, dass auch adidas-Konkurrent »Nike« gerne bei den Bayern eingestiegen wäre. »Der FC Bayern ist derzeit der profitabelste Fußballverein der Welt«, meinte Hoeneß. Momentan gebe es allerdings keine Pläne, über adidas hinaus weitere Partner am Club zu beteiligen, sagte der Manager.
Ausrüstervertrag verlängert
Am Dienstag verlängerte adidas, neben dem Automobilhersteller Opel Hauptsponsor des FC Bayern, gleichzeitig den 2005 auslaufenden Ausrüstervertrag vorzeitig bis zum Jahre 2010. »Diese neue Partnerschaft wird uns helfen, die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu bewältigen«, erklärte Beckenbauer.
Wert der Bayern: 1,5 Milliarden
Die notwendige Zustimmung von 75 Prozent der Vereinsmitglieder für eine Umwandlung des FC Bayern in eine Kapitalgesellschaft gilt nur noch als Formsache. Die Delegierten des Renommierclubs hatten bereits 1996 die Umwandlung in eine AG abgesegnet. In dieser Saison erwartet der Bundesligist eine Umsatzsteigerung von zuletzt 283 Millionen auf über 300 Millionen Mark; der Gewinn wird sich von 17,7 Millionen in der Saison 1999/2000 offenbar fast verdreifachen. Der Gesamtwert des Unternehmens FC Bayern beträgt im Falle eines Börsengangs nach Schätzung von Hoeneß gute 1,5 Milliarden Mark.
Bezahlung per Aktie
Auf frisches Kapital werden die Bayern allerdings vorerst warten müssen, da adidas den Kaufpreis nicht mit Bargeld, sondern mit eigenen, neuen Aktien bezahlt. Über die Dauer der »Lockup«-Periode, während der die Aktien vom FC Bayern gehalten werden müssen, mochten beide Vertragspartner »keine Details« öffentlich machen. Eine Option, den nun erworbenen Anteil von 10 Prozent noch weiter aufzustocken, bestehe nicht, sagte Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der adidas-Salomon AG. Er bezeichnete den FC Bayern als »Top-Symbol in der Welt des Sports«. Eine ähnliche Beteiligung an anderen Fußballvereinen sei momentan »nicht vorgesehen«.
Der »Kaiser« als Aufsichtsratsvorsitzender
Die durch die AG-Umwandlung bevorstehende Änderung der Vereins- Struktur erfordert beim FC Bayern auch eine Neuorientierung an der Club-Spitze. Das bewährte Modell mit dem Führungstrio Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge als Vizepräsident und Manager Hoeneß soll vorerst beibehalten werden. Mit der Gründung eines Aufsichtsrats und Vorstands werden sich aber andere Funktionen ergeben, wobei sich Beckenbauer bereits mit dem Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden angefreundet hat. Nach Beckenbauers Vorschlag soll der Club im Vorstand von Rummenigge, Hoeneß und Geschäftsführer Karl Hopfner geführt werden.