Seiner alten Liebe drückt er im Titelrennen die Daumen, doch bei aller Vorfreude auf die Rückkehr zum FC Schalke 04 hat Huub Stevens nur das Wohl des jetzigen Arbeitgebers im Blick. "Ich freue mich auf das Wiedersehen. Ich habe auf Schalke noch viele Freunde und dort wunderbare Zeiten erlebt. Aber jetzt ist meine Aufgabe, den Abstieg des Hamburger SV zu verhindern", stellte der 53 Jahre alte Niederländer vor dem brisanten Duell der Hanseaten beim Bundesliga-Spitzenreiter am Freitagabend (ab 20.30 Uhr im stern.de-Live-Ticker) klar.
Auch wenn zwei Herzen in seiner Brust schlagen, und die Aufgabe "verdammt schwer" werde, betonte Stevens: "Wir haben noch elf Endspiele und absolut nichts zu verschenken. Wir sind auf jeden Punkt angewiesen". Ungeachtet dessen ist Stevens "hundertprozentig" davon überzeugt, dass Schalke sich den Traum von der Meisterschaft erfüllen wird: "Sie waren schon vor Saisonbeginn mein Favorit, und dabei bleibe ich", sagte er in einem Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".
Rost hegt keinen Groll gegen Neuer
Anders als Stevens geht HSV-Keeper Frank Rost mit einer Menge Wut im Bauch in die Partie gegen Schalke, wo er von Trainer Mirko Slomka in der Hinrunde zur Nummer 2 degradiert worden war und sich "demontiert" fühlte. Klar ist, dass Rost noch längst nicht vergessen hat, dass sie ihn bei den "Knappen" weggejagt haben. Und das nicht nur aus sportlichen Gründen. Die "Sport-Bild" berichtet in ihrer neuesten Ausgabe von Handgreiflichkeiten zwischen Rost und seinem früheren Schalker-Mitspieler Lincoln. Dass die zwei sich nie grün waren, ist auf Schalke mehr als nur ein offenes Geheimnis. Nach den Niederlagen in Leverkusen und Stuttgart im Oktober 2006 gerieten die beiden Streithähne in der Kabine aneinander und beschimpften sich aufs Übelste. Es kam wohl auch zu Handgreiflichkeiten. Nach dem zweiten Vorfall Ende Oktober verlor Rost seinen Stammplatz zwischen den Pfosten des Schalker Tores...
Gleichwohl bemüht sich Rost, der beim HSV nach dem Wechsel im Winter schnell zur Führungsfigur wurde und großen Anteil am Aufschwung hat, nach außen hin vor dem Freitagabendspiel um Gelassenheit. "Das ist abgehakt", sagte der 33-Jährige, der erstmals seinem Nachfolger Manuel Neuer direkt gegenübersteht. Gegen den 20-Jährigen hegt er überhaupt keinen Groll. "Manuel ist ein guter Kerl, der großes Potenzial hat", so Rost im "kicker".
Krstajic mit Schutzpanzer
Rosts Kapitän beim HSV, Rafael van der Vaart, beschleicht zwar - anders als Rost - kein eigenartiges Gefühl vor dem Spiel in der ausverkaufen Arena "AufSchalke", eine böse Vorahnung hat der "kleine Engel" aber dennoch: "Die wollen uns umbringen, so lautet die leicht martialische Formulierung des Niederländers, "wir müssen die Anfangsphase überleben." Trotz des zu erwartenden Schalker Sturmlaufs ist der HSVer auch zuversichtlich: "Wir kommen mit breiter Brust, weil wir endlich wieder wissen, dass wir Spiele gewinnen können." Die Schalker Verantwortlichen Manager Müller und Trainer Slomka bemühen sich vor der wichtigen Partie, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. "Hier spielt nicht Schalke gegen Rost oder Stevens, sondern Schalke gegen den HSV", betonte Müller. Er finde es unverantwortlich, dass in den Medien in Zusammenhang mit Rost das Wort "Hass" benutzt wurde. Dann brauche man sich "nachher nicht über Aggressionen auf den Rängen zu wundern".
Für die Clubs zählt ohnehin nur der sportliche Erfolg. Nach zuletzt nur einem Punkt aus zwei Spielen wollen die personell geschwächten Schalker auch ohne ihren gesperrten Spielmacher Lincoln beweisen, dass sie allen Unkenrufen zum Trotz nicht das große Zittern bekommen. "Die Mannschaft ist nicht verunsichert. Wir wollen gewinnen und die Konkurrenz unter Druck setzen", erklärte Slomka, der wieder auf den zuletzt gesperrten Lewan Kobiaschwili bauen kann. Mladen Krstajic will trotz Rippenbruchs mit einem "Schutzpanzer" spielen. Auch Stevens kann nicht seine beste Elf aufbieten. Neben einigen Langzeitverletzen fällt auch Juan Pablo Sorin (Muskelverhärtung) aus, dafür winkt Guy Demel sein Comeback.
Klaus Bellstedt mit DPA
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Schalke 04:
Neuer - Rafinha, Bordon, Hoogland (Krstajic), Rodriguez - Ernst, Bajramovic, Kobiaschwili - Hamit Altintop, Kuranyi, Halil Altintop
Hamburger SV:
Rost - Demel (Abel), Reinhardt, Mathijsen, Atouba - Mahdavikia, Jarolim, Laas, Trochowski - van der Vaart, Olic