Streik-Androhungen hatte es in der Serie A in den letzten Jahren immer wieder gegeben. Doch nur 1996 waren den lauten Worten auch tatsächlich entsprechende Taten gefolgt.
Bis jetzt. Denn 15 Jahre später sind im Streit um den neuen Lizenzspielervertrag die Fronten derart verhärtet, dass ein erneuter Ausstand unabwendbar wurde und der Saisonstart verschoben werden muss.
Die Verhandlungen über den neuen Lizenzspielervertrag in der Serie A gipfelten in einer Machtprobe. Für die Liga ging es am Ende nur noch ums Prinzip und für die Profi-Gewerkschaft um ihre Glaubwürdigkeit. 2010 hatte sie zweimal Streiks ausgerufen und knickte zweimal ein. Jetzt blieb sie hart. "Basta!" Italiens Fußballer streiken.
Zwei kleine Klauseln große Wirkung
In der Sache geht es um zwei Klauseln in dem Vertragswerk. Zum einen verlangen die Vereine, dass die sonst netto bezahlten Profis eine geplante Solidaritätssteuer in Italien selbst zahlen. Für die Kicker sind das Peanuts, auf die Liga insgesamt käme eine Sondersteuer von über 50 Millionen Euro zu. Die Spieler sagen: Selbstverständlich zahlen wir unsere Steuern, im Lizenzspielervertrag fixieren wollen sie es aber nicht.
Zum anderen geht es auch noch um die Trainingsfrage. Die Clubs wollen ihren Kader in Gruppen aufgeteilt trainieren können. Die Spielergewerkschaft lehnt dies ab, weil sie eine Abschiebung in Ungnade gefallener Spieler befürchtet. Eine Lösung dieser Fragen vor dem Saisonstart konnte in langwierigen Verhandlungen nicht erzielt werden, zu nötigen Kompromissen war keine der beiden Seiten fähig, sodass der Auftakt der Serie A nun verschoben werden muss.
Momentan hofft ganz Italien, dass der Ball nach der Länderspielpause am 10. September wieder rollen kann. Doch die Fronten sind derart verhärtet, dass davon nicht unbedingt ausgegangen werden kann. Verbandschef Giancarlo Abete befürchtet sogar einen noch viel längeren Ausstand.
Imageschaden für den gesamten italienischen Sport
Die Entscheidung zum Streik ruft in ganz Italien Unverständnis hervor. Die Tifosi sind wütend, Fußballverbandschef Abete "zutiefst enttäuscht", NOK-Chef Gianni Petrucci aufgebracht und die Politik alarmiert. Mit etwas gutem Willen und Kompromissfähigkeit wären die Fragen zu lösen gewesen, lautet die einhellige Meinung der außenstehenden Beobachter.
Petrucci befürchtet gar einen Imageschaden für den gesamten italienischen Sport. Er warf den Kontrahenten "Unfähigkeit" und "Egoismus" vor. Vor allem der Tonfall der immer mehr zur Schlammschlacht verkommenden Auseinandersetzung sei "inakzeptabel", betonte Sport-Staatssekretär Rocco Crimi.
"Streikt nicht!", hatte die Gazzetta dello Sport im Namen der Fans gefleht und der wohl auch um seine Werbeeinnahmen fürchtende Pay-TV-Sender Sky hatte die Spieler gemahnt: "Verratet eure Tifosi nicht!" Doch alle Appelle zu einer gütlichen Einigung waren ungehört verhallt.