Jens Lehmann "Ich strenge mich an"

Jens Lehmann versucht gute Miene zum bösen Spiel zu machen: Er steht heute zwar im Testspiel gegen Belgien im deutschen Tor, aber eine wirkliche Chance, Kahn zu verdrängen, hat er nicht.

Die Rückkehr ins Tor der deutschen Nationalelf nach zermürbenden 18 Monaten auf der Bank hatte sich Jens Lehmann eigentlich anders vorgestellt. Der 34-jährige Keeper des FC Arsenal will die Nummer eins von Oliver Kahn, nun bekommt er über 90 Minuten gegen Belgien eine Chance, die keine ist. "Ich hoffe, das ich alles richtig mache", sagte Lehmann vor seinem 17. Länderspiel. Nachdem er im Anschluss an das 2:1 in Kroatien vor einem Monat den verbalen Konkurrenzkampf mit Rivale Kahn verschärft hatte, Rudi Völler aber den Kapitän als unumstritten einstufte, steht Lehmann nun besonders im Fokus.

Lehmann versucht vor allem "wenig Stress zu haben"

Patzt er? Nimmt er seine Rolle als EM-Ersatzmann klaglos an? Will er mit Kahn sprechen? "Ich spiele. Ich spiele gegen Belgien. Ich strenge mich an", erklärte Lehmann bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem offen ausgebrochenen Torwartstreit immer in dem Bemühen, keine neuen Angriffspunkte zu geben. "Ob es eine echte Chance ist oder nicht, darüber mache ich mir keine Gedanken. Es ist ein wichtiges Länderspiel für uns", formulierte der ehemalige Dortmunder, der mit Arsenal eben den Startrekord der Premier League auf 30 Spiele ohne Niederlage ausgedehnt hat. In England jagt Lehmann noch nach drei Titeln. Im DFB-Team will er versuchen, "in den zwei Tagen so wenig Stress wie möglich zu haben".

Vier-Augen-Gespräch mit Kahn steht noch aus

Dass Kahn im Schlosshotel Lerbach, wo Völler sein Aufgebot versammelt hat, und im Kölner Stadion nicht dabei ist, erleichtert zumindest diese Aufgabe. Wie das Verhältnis zwischen der deutschen Nummer eins und zwei aber vor der Europameisterschaft auf eine erträgliche Arbeitsgrundlage gestellt werden soll, kann erst vor dem kommenden Länderspiel am 28. April in Rumänien geklärt werden.

"Er hat gesagt, wie er plant zur EM, das war’s dann", beschrieb Lehmann jenes Vier-Augengespräch mit Völler in London, das ein erster Schritt gewesen sein soll. Mehr wollte der Wahl-Engländer dazu auch nicht sagen: "Ich bin jetzt hier, um Fußball zu spielen." Mit wem er wann und worüber reden soll, "damit beschäftige ich mich nicht".

Völlers in Treue fest zu Kahn

Völler ordnete Lehmann am Montag mit dem Hinweis auf das Engagement beim FC Arsenal zwar nochmals als einen der "weltbesten Torhüter» ein, schloss jedoch gleich an: "Jens hat es sich verdient zu spielen. Aber wir haben natürlich auch Oliver Kahn, unseren Kapitän und die Nummer eins. Wir ziehen das Ding so durch."

Lehmann beißt auf die Lippen

Lehmann bleibt nur die Gegenwart. "Die Nationalmannschaft ist die einzige Sache im Leben, die mich ärgert", hatte er vor seiner Rückkehr ins deutsche Tor erklärt. Nach drei großen Turnieren als Ersatzmann muss Lehmann auch bei der EM in Portugal zuschauen, egal wie er gegen die Belgier hält. "Jens Lehmann hat es verdient, dass ihn die Leute in Köln anfeuern", forderte FC-Köln-Idol Toni Schmacher, einer von Lehmanns Vorgängern, zumindest eine faire Atmosphäre

Jens Mende und Klaus Bergmann

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