Julian Nagelsmann steht vor dem größten Erfolg seiner Laufbahn: Mit einem Sieg im Heimspiel gegen den ersatzgeschwächten BVB kann der Trainer des FC Bayern den ersten bedeutenden Titel seiner Karriere holen. Doch ausgerechnet der erfolgreichste Tag seines beruflichen Lebens droht von Misstönen begleitet zu werden.
Der Grund dafür ist ein Spruch, den Nagelsmann auf der Pressekonferenz vor der Bundesliga-Partie gegen Borussia Dortmund von sich gegeben hat. Auf die Frage, ob sich seine Mannschaft bei einem vorzeitigen Titelgewinn in den restlichen Spielen zurücklehnen würde, sagte Nagelsmann: "Wir sind hier nicht ehrenamtlich unterwegs." Die Spieler verdienten viel Geld und müssten dafür Leistung abliefern. "Wir sind hier nicht bei der Freiwilligen Feuerwehr Südgiesing." Es gehe darum, in jedem Spiel zu versuchen, eine ordentliche Leistung abzuliefern.
Das kam aber bei den Menschen, die gefährliche Brände löschen und mitunter für die Rettung anderer das eigenen Leben riskieren, nicht gut an. Es klang, als würden sie nichts leisten. Auf Twitter beschwerten sich zahlreiche Menschen über diesen als respektlos empfundenen Spruch.
Kritik an Julian Nagelsmann
Johann Eitzenberger, der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Bayern, wies gegenüber der "Bild"-Zeitung darauf hin, dass in Bayern 320.000 freiwillige Feuerwehrleute 24 Stunden täglich mit einem Stundenlohn von 0,00 Euro ihren Einsatzdienst leisteten. "Wir sind bestürzt über die Äußerung, weil sie das Engagement unser Retter diskreditiert." An Julian Nagelsmann sprach er eine Einladung aus, sich eine Wache der Freiwilligen Feuerwehr in Bayern anzuschauen, "um mögliche Missverständnisse auszuräumen".

Auch Hartmut Ziebs, früherer Vizepräsident des Weltfeuerwehrverbandes, hat wenig Verständnis für Nagelsmanns Worte: "Im Gegensatz zu hoch bezahlten Fußballprofis haben die Feuerwehrleute im Einsatz nur eine Chance, um Menschenleben zu retten. Für uns gibt es kein Rückspiel." Nagelsmann solle überdenken, ob er mit dem Spirit der freiwilligen Feuerwehrleute seine Spieler besser motivieren kann. Sein Rat an den Bayern-Trainer: "Erst denken, dann reden!"
Ob Nagelsmann die Einladung annimmt und eine Feuerwehrwache besucht, dazu äußerte sich der Coach bislang nicht.