Kader-Präsentation Der Nominator: Julian Nagelsmann hat zurecht ein "gutes Bauchgefühl" für die EM

Bundestrainer: Nagelsmann über "unseren" EM-Kader: "Habe das Gefühl, dass wir das gewinnen können"
© IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Luciano Lima
Sehen Sie im Video: Nagelsmann über "unseren" EM-Kader – "Habe schon das Gefühl, dass wir das gewinnen können"
Julian Nagelsmann hat bislang viel richtig gemacht und bleibt sich auch bei der Nominierung des EM-Aufgebots treu. Das ist hart für die aussortierten Mats Hummels und Leon Goretzka, lässt aber auf ein erfolgreiches Turnier hoffen. 

Julian Nagelsmann hat in Berlin das komplette EM-Aufgebot bekanntgegeben, große Überraschungen sind keine dabei. 18 Namen hatte der DFB über TV-Sendungen und soziale Medien vorher bereits gestreut, bei der offiziellen Verkündung kamen nur noch neun hinzu. Das vorläufige Aufgebot umfasst 27 Spieler. Mindestens einen wird der Bundestrainer vor der EM noch aussortieren müssen.

Auffällig ist, dass das EM-Aufgebot fast exakt jenem Kader entspricht, den Nagelsmann bereits für die siegreichen Testspiele gegen Frankreich und die Niederlande im Frühjahr nominiert hatte. Die auf einer Welle durch die Saison surfenden Stuttgarter Profis Chris Führich, Waldemar Anton und Deniz Undav sind wieder dabei, ergänzt nunmehr durch die Berufung von VfB-Keeper Alexander Nübel als vierten Torwart. Dazu ist Nico Schlotterbeck ein Comeback unter Nagelsmann gelungen. 

Wie erwartet müssen sich Mats Hummels und Leon Goretzka, die Härtefallkandidaten, das Heimturnier im TV anschauen, obwohl sie sich angesichts ihrer aktuellen Formkurve durchaus Hoffnungen hatten machen dürfen. Leicht seien die Gespräche mit den Aussortierten nicht gewesen, ließ Nagelsmann auf der PK wissen.

Julian Nagelsmann will um den EM-Titel spielen

Nagelsmann ist, so viel kann man jetzt schon festhalten, seiner radikalen Linie treu geblieben, nicht die besten Spieler zu nominieren, sondern die beste Elf – und das ist gut so. Schon die beiden Siege im März haben bewiesen, dass der eingeschlagene Weg Erfolg verspricht. Der Ansatz, die Spieler nicht nur nach Leistung, sondern auch nach zu erfüllenden Rollen aufzustellen, hat der Nationalelf definitiv einen Schub verpasst. Das Aufgebot wirkt ausbalanciert und rechtfertigt die Entscheidungen gegen Hummels und Goretzka. Es ist ein Plädoyer für das System als solches, für die Binnenstimmung, und eine Absage an Egos und Befindlichkeiten. Eine Nibelungentreue, wie sie dereinst der ewige Jogi Löw praktiziert hat, kann man Nagelsmann mitnichten vorwerfen.

Ein Beispiel: Thomas Müller gehört zum Aufgebot, weil er als Ergänzungsspieler besser funktioniert als andere und ein, O-Ton Nagelsmann, echter "Connector" sei. Der Bayern-Profi ("Radio-Müller") sei gut für die Kommunikation auf und neben dem Platz, er nutzt der Mannschaft über seine sportlichen Qualitäten hinaus. Was im Umkehrschluss aber auch bedeuten muss, dass der Bundestrainer diese ganzheitlichen Vorzüge so offenbar nicht auszumachen wusste.

Des Bundestrainers Bauchgefühl

Für die Europameisterschaft, die am 14. Juni mit dem Eröffnungsspiel in München gegen Schottland startet, sind das gute Aussichten. Nagelsmann wollte sich verständlicherweise nicht auf eine konkrete Prognose einlassen, macht aber deutlich: Er will mit dieser Mannschaft um den Titel spielen. Sollte man vorher, vielleicht sogar sehr früh scheitern, käme es bei der Beurteilung auf die Art und Weise an, ob das Turnier ein Erfolg war.

Bei seinem optimistischen Ausblick berief sich der 36-jährige Nagelsmann auf sein feines Gespür vor Spielen, dass ihn selten getäuscht habe, wie er erzählte. In der Regel spüre er schon im Bus auf der Fahrt ins Stadion, wie gut seine Mannschaft spielen werde. Ähnlich würde es ihm jetzt mit Blick auf die EM im eigenen Land ergehen: Er habe einfach ein gutes Bauchgefühl. 

Man will es ihm gern glauben.

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