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Profiboxer und Erdogan-Gegner "Nur eine billige Ausrede": Profiboxer Ünsal Arik rechnet mit Özil ab

"Das ist doch nur eine billige Ausrede": Profiboxer Ünsal Arik zählt Mesut Özil an
Der deutsch-türkische Profiboxer Ünsal Arik (Archivbild) erhebt schwere Vorwürfe gegen Ex-Nationalspieler Mesut Özil
© gbrci/Geisler-Fotopress/ / Picture Alliance
Der deutsch-türkische Profiboxer und Erdogan-Gegner Ünsal Arik greift Ex-Nationalspieler Mesut Özil scharf an. Er wirft dem Fußballer "billige" Ausreden und "dumme" Aussagen vor: "Alles, was Özil gerade macht, ist politisch."

Ünsal Arik hält damit nicht hinter dem Berg, was er von Recep Tayyip Erdoğan hält: Im Jahr 2016 gewann er einen WM-Kampf und posierte nach seinem Sieg mit einem Anti-Erdogan-T-Shirt im Ring, überhaupt schreckt er vor scharfen Worten für den türkischen Staatspräsidenten ("Erdogan macht Polit-Diktatur, für mich ist er Hitler 2.0") zurück. Auch in einem aktuellen Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) übt der deutsch-türkische Profiboxer, der in Parsberg in der Oberpfalz geboren wurde, wortreich Kritik an dem Politiker - und Ex-Nationalspieler Mesut Özil, dem er schwere Vorwürfe im Umgang mit der Erdogan-Affäre macht. 

Demnach hätte der Fußballer vom DFB "rausgeschmissen" werden müssen, "weil Özil seiner Rolle als Vorbild nicht gerecht geworden" sei. Sein Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan kurz vor der Fußball-WM hat für heftige Kontroversen und viele Fragezeichen gesorgt, nicht zuletzt durch Özils Schweigen - bis er am gestrigen Sonntag seinen Rücktritt bekannt gab und das umstrittene Bild verteidigte. "Er hat sich politisch auf die Seite eines Diktators gestellt und ihn im Wahlkampf unterstützt", moniert Ünsal im "FAZ"-Interview. "Ich engagiere mich seit Jahren gegen Erdogan, weil Tausende unschuldige Menschen wegen ihm im Gefängnis sitzen." 

Ünsal Arik zu Erklärung von Mesut Özil: "Eine dümmere Aussage habe ich noch nicht gehört"

Eine Passage in Özils Erklärung stößt dem Profiboxer besonders übel auf: "Ich verstehe, dass es vielleicht schwer nachzuvollziehen ist, da in einigen Kulturen ein politischer Führer nicht getrennt von der Person betrachtet werden kann. Aber in diesem Fall ist es anders", heißt es in dem dreiteiligen Rundumschlag. "Eine dümmere Aussage habe ich noch nicht gehört", sagt der Profiboxer dazu. Man könne sich als Türke "selbstverständlich" weigern, einen "so bösen Menschen" zu treffen. Das Bild sei eine geplante Wahlkampfaktion gewesen. "Jeder, der ihn unterstützt, ist ein Mittäter", meint der Boxer. Und: "Alles, was Özil gerade macht, ist politisch". Der Ex-Nationalspieler solle "recherchieren, wofür Erdogan verantwortlich ist und erklären, warum er diesen Menschen so toll findet."

Özils Erklärung für den Fototermin - er habe Respekt vor dem höchsten Amt des Landes seiner Eltern zeigen wollen - lässt Arik ebenfalls nicht gelten. "Das ist doch nur eine billige Ausrede", sagt er im "FAZ"-Interview. "Wenn ihm das Herkunftsland seiner Mutter so wichtig wäre, hätte er sich damals für die türkische Nationalmannschaft entscheiden müssen." Es zähle nicht nur das Können, "sondern auch eine Leidenschaft für das Land, für das man spielt." Arik selbst boxe zwar für die Türkei, "weil ich mich als Türke fühle", aber deswegen unterstütze er keine Diktatur. "Das ist ein Riesenunterschied", meint er.

Links steht DFB-Präsident Reinhard Grindel an einem Rednerpult, rechts steht Mesut Özil in DFB-Trainingsjacke auf dem Platz

Auch das Bild von Ex-Kicker Lothar Matthäus, der sich als Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft mit Russlands Präsident Wladimir Putin hat ablichten lassen, sei laut Arik "etwas anders". Matthäus habe zwar "Mist gebaut", aber: "In Deutschland leben eine Million Türken und es hat direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen in der Türkei, wenn ein deutsche Nationalspieler Erdogan im Wahlkampf unterstützt. Da muss viel genauer drauf geschaut werden. Özil kapiert immer noch nicht, was er getan hat." Er sei ein "Riesenvorbild" für viele Kinder und führe sie "auf den falschen Weg". "Außerdem wird er viele Erdogan-Anhänger in dem bestärken, was sie denken. Die deutsch-türkische Freundschaft wird noch mehr zerbröckeln." Für Arik ist klar: "Der DFB hat den richtigen Zeitpunkt verpasst, Özil für sein Verhalten zu sanktionieren", sagt er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

fs

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