Franz Beckenbauer erwägt nach neunjähriger Amtszeit den Rückzug als Präsident des deutschen Fußball- Rekordmeisters FC Bayern München. "Ob ich mich wieder zur Wahl stellen werde, weiß ich nicht", sagte der 57-Jährige am Donnerstag in München. Gleichzeitig äußerte er sich sehr optimistisch über die Aussichten der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal. "Ich traue ihr den EM-Titel zu. Es wäre schön, wenn das Team dort bestätigen kann, dass der Vize-WM- Titel vom Vorjahr kein Zufall war", sagte Beckenbauer.
Bestandsaufnahme
Vor den Präsidiumswahlen im November will Beckenbauer, der auch Aufsichtsrats-Vorsitzender der Bayern-AG ist, eine Bestandsaufnahme machen und dann eine Entscheidung treffen, ob er dem größten deutschen Sportverein weiterhin als Präsident zur Verfügung stehen wird. Beckenbauer hatte 1994 den heutigen Vize-Präsidenten Fritz Scherer an der Club-Spitze abgelöst.
Aufwand für die WM 2006
"Die Entscheidung hängt davon ab, wie viel Zeit ich für dieses Amt noch habe. Der Tag hat nur 24 Stunden", sagte Beckenbauer, "und irgendwo muss ich die Zeit weg nehmen. Allein mein Aufwand für die Weltmeisterschaft 2006 ist sehr intensiv." Spekulationen, er gehöre zu den möglichen Kandidaten für das Amt des künftigen Präsidenten des Welt-Fußballverbandes FIFA, erteilte er eine Absage, "aber es gibt andere interessante Aufgaben".
Der Präsident des Organisationskomitees für die WM 2006 kann sich eine Tätigkeit im Exekutiv-Komitee der FIFA vorstellen. Bis zur WM in Deutschland wird Beckenbauer als Partner für die größte Weißbierbrauerei der Welt (Erdinger) arbeiten.
Kaiser-Lob für die Nationalelf
An der Qualifikation der DFB-Elf für die EM hat Beckenbauer keinen Zweifel. "Ich glaube, dass wir als Gruppenerster durchgehen", meinte der ehemalige Teamchef vor dem Gruppen-Gipfel am Samstag gegen Schottland, "die Schotten werden rennen wie nie zuvor und Berti Vogts möchte Deutschland gerne eins auswischen, aber ich bin überzeugt, dass wir nicht verlieren." In Portugal traut er dem Völler-Team eine ähnlich überraschende Rolle wie bei der WM zu. "Wir sind zwar keine Brasilianer, sondern ehe robuste Handwerker. Aber es bleibt genug Zeit, um die Spieler konditionell auf höchstes Niveau zu bringen und so topfit und austrainiert wie in Japan und Südkorea an den Start zu bringen", erklärte Beckenbauer.