Fußball in Saudi-Arabien Ronaldo trifft und gockelt wieder – ist aber nur noch das Abziehbild des einstigen Superstars

Cristiano Ronaldo
Cristiano Ronaldo
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Sehen Sie im Video: Ronaldo glänzt zum ersten Mal und begeistert Fans in Saudi-Arabien




STORY: Läuft bei Cristano Ronaldo! Der portugiesische Fußballstar hat in seiner neuen sportlich Heimat Saudi-Arabien die Fans in Wallung gebracht. Wenige Tage nach seinem 38. Geburstag schoss er beim Auswärtsspiel seines Klubs Al Nassr FC bei Al-Wehda alle vier Tore und führte sein Team damit nahezu im Alleingang an die Tabellenspitze. Ronaldo traf in der 21., 40., 53. und 61. Minute. Schon mit seinem ersten Tor knackte er die Marke von 500 Toren, die er in den Fußball-Ligen, in denen er schon tätig war, geschossen hat. Die meisten Tore hatte CR7 übrigens in der spanischen La Liga erzielt. Dort gelangen im in 292 Partien 311 Tore. Eine Quote, die er in Saudi-Arabien natürlich am liebsten toppen möchte. Und damit zeigen, dass er die 200 Millionen Euro, die er dort angeblich im Jahr verdienen soll, auch wert ist. Den Spielball vom Donnerstag gab es übrigens noch zusätzlich, als nachträgliches Geburtstagsgeschenk.
Seit wenigen Wochen spielt Ronaldo in der Saudi Pro League beim FC Al-Nassr. Zuerst tat sich der Superstar schwer, zuletzt gelangen ihm die ersten Glanzmomente und er jubelte wie früher. Doch es wirkt nur wie ein müder Abklatsch.

Ronaldo war für wenige Augenblicke ganz der Alte. Nach seinem ersten Tor gegen den Al-Wahda FC vollführte der 38-Jährige seinen berühmten Drehsprung-Jubel, bei dem er am Ende die Arme ein wenig abspreizt. Und es ging munter weiter mit dem Toreschießen. Drei Mal traf Ronaldo noch und erzielte damit am Donnerstag alle Treffer beim 4:0-Sieg seines neuen Klubs Al-Nassr FC, der mit dem Erfolg die Tabellenspitze in der Saudi Pro League übernahm.

Dass Ronaldo jedes Tor genoss wie in der guten alten Zeit, daran lassen die Bilder aus Saudi-Arabien keinen Zweifel. Doch sie wirken gleichzeitig befremdlich, weil man diesen Ronaldo aus Zeiten kennt, in denen er die Strafräume Europas beherrschte. Nahezu 20 Jahre lang hatte er Tore und Triumphe auf der großen Bühne gefeiert. In der Gegenwart wirkt das eitle Superstar-Show-Gehabe um so mehr wie ein trauriger Abklatsch längst vergangener Tage.

Ronaldo braucht den Fußball und die Tore

Das soll nicht abschätzig klingen. Ronaldo ist nicht der erste Profi, der auf seine alten Tage in einer schwächeren Liga noch einmal einen lukrativen Vertrag (bei Ronaldo mit kolportierten 200 Millionen Euro der wahrscheinlich lukrativste der Fußball-Geschichte) unterschreibt. Es ist eine übliche Form des Vorruhestands bei Fußball-Profis. 

Außerdem scheint er den Fußball weiterhin zu lieben. Ronaldo war nach dem Vier-Tore-Erfolg sichtlich glücklich. Den Spielball ließ er sich extra vom Schiedsrichter der Partie signieren ("Can you sign it for me?"), auch als nachträgliches Geschenk zu seinem 38-jährigen Geburtstag, den er am 5. Februar feierte.

Vielleicht wirkte Ronaldo auch so zufrieden (oder erleichtert), weil es anfangs nicht gut lief. In den ersten beiden Spielen blieb er torlos und enttäuschte seine Geldgeber, die ihn mit Millionen zuschütten, damit er der saudischen Liga Glanz verleiht. Das bittere Jahr, dass er zuvor erlebt hatte, schien sich nahtlos fortzusetzen. Erst flog er bei Manchester United aus der Stammformation, dann wollte ihn kein großer Klub in Europa verpflichten. Bei der WM in Katar fand er sich am Ende auf der Bank der portugiesischen Nationalelf wieder.  

Die Saudi Pro League ist keine klassische Operetten-Liga

Zum Trost winkte das Engagement in Saudi-Arabien. Und dort angekommen musste Ronaldo möglicherweise feststellen, dass die Saudi Pro League keine klassische Operetten-Liga ist, in der es sich leicht glänzen lässt. Das fußballerische Niveau ist nicht so schlecht, wie viele in Europa gerne unken. Es gibt Fans, die Fußball sehr ernst nehmen und ihre Teams unterstützen.

Im vorvergangenen Spiel erreichte Al-Nassr mal gerade ein mühevolles 2:2 gegen Al-Fateh. Ronaldo war es, der mit einem verwandelten Strafstoß in der Nachspielzeit den Ausgleich besorgte. Zuvor hatte er sich theatralisch über einen Pfiff beschwert, nachdem er metertief im Abseits stand. Er hatte ein große Torchance kläglich vergeben, indem er den Ball aus zehn Metern freistehend über das Tor drosch, und eine peinliche Schwalbe produziert. Er hatte sich Schmähgesänge der gegnerischen Fans anhören müssen, die lautstark "Messi, Messi, Messi" skandierten. So gesehen ist es ein bisschen wie früher. Aber nur fast.

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