Erst kürzlich hat der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, Wolfgang Holzhäuser, ein echtes Endspiel für die Bundesliga gefordert. In einer Finalrunde aus vier Mannschaften soll dann der Meister ermittelt werden. Zwei Halbfinals und ein Finale – Holzhäuser verspricht sich davon mehr Spannung, bessere Quoten im TV und mehr Geld für die Liga – schließlich ist immer alles verbesserungsfähig. Auch ein Bundesliga-Titelkampf.
Gegner dieser Vorschläge, und das ist wohl die Mehrheit, haben es in diesen Tagen allerdings leicht, Argumente für den klassischen Titelkampf zu finden: Die Liga ist spannend, aus einem Vierkampf ist ein Zweikampf von amtierenden Meisters gegen Rekordmeister geworden – und das Beste: Am nächsten Spieltag treffen beide Teams aufeinander. Am kommenden Mittwoch findet also so ein "Endspiel" um die Meisterschaft statt, zumindest ist es ein "Schlüsselspiel" (Heynckes). Hält Dortmund die Bayern mit einem Remis oder einem Sieg auf Abstand, ist eine Vorentscheidung im Titelkampf gefallen. Fußball-Deutschland fiebert dem brisanten Duell entgegen: High Noon in Westfalen.
Die Stiefel sind geputzt, die Waffen geölt
Es ist so gekommen, weil die Kontrahenten aktuell ihre Aufgaben souverän erledigen. Mario Gomez hat die Bayern am Samstagnachmittag nach exakt 24 Sekunden in Führung geschossen. In der Folge agierten die Gastgeber in der Allianz Arena zwar nachlässig und die tapferen Augsburger glichen aus. Mit einem Remis wäre der Meisterschaftszug abgefahren gewesen. Aber die Blöße wollten sich die Bayern nicht geben. In der zweiten Halbzeit zogen sie das Tempo exakt so lange an, bis Gomez erneut die Führung erzielte. Pflicht erfüllt. Auch das ist eine Stärke der aktuellen Bayern, auf sie ist Verlass.
Und die Dortmunder? Nach dem wahnsinnigen 4:4 gegen Stuttgart am vorvergangenen Freitag hatten sie genug Zeit, ihre Kräfte zu sammeln. In Wolfsburg war die Mannschaft von Jürgen Klopp wieder voll da. Mit der gewohnten Offensivpower und großer Effizienz zeigte sich der BVB gut gerüstet für das Duell am Mittwoch. Um im Bild zu bleiben: Die Stiefel sind geputzt und die Waffen gut geölt.
Schnappatmung im Abstiegskampf
Es gibt aber noch mehr Argumente gegen Holzhäuser. Eine Finalrunde würde den Focus auf den Titelkampf verstärken. Das wäre wenig sinnvoll. Denn die anderen Entscheidungen sind oft genauso spannend, zumindest für die Fans der jeweiligen Clubs oder die neutralen Beobachter. Die Stuttgarter Anhänger dürfen sich nach dem 29. Spieltag berechtigte Hoffnungen auf die Europa League machen, während Bremen gerade bitterböse abschmiert. Leverkusen, Wolfsburg, Hannover und sogar Hoffenheim haben noch Chancen auf einen internationalen Platz.
Und die "Finalrunde" im Tabellenkeller ist ebenfalls spannungsgeladen. Auch dafür braucht es keinen neuen Titel-Modus. Mindestens sechs Clubs stecken im Abstiegskampf. Da wird die eine oder andere Entscheidung erst am letzten Spieltag fallen. Hertha, der HSV und Köln verursachen unter ihren Fans regelmäßig Schnappatmung – und es wäre höchst bedauerlich, wenn diese emotionalen Ausnahmezustände unter Teilen der Anhängerschaft am Ende einer Saison, wenn die Finalrunde stattfindet, schon passé wären.
Trauerbewältigung in der Pfalz
Nur in der Pfalz, da können sie sich nach Abschluss des 29. Spieltages schon der Trauerbewältigung widmen. Der Abstieg ist (so gut wie) sicher. Den FCK-Fans ist die Diskussion um ein echtes Titel-Endspiel jetzt eh vollkommen schnuppe.