Mit dem ersten Sieg gegen Borussia Dortmund seit über 15 Jahren ist dem 1. FC Nürnberg der Befreiungsschlag in der Fußball-Bundesliga gelungen. Nach drei Niederlagen nacheinander schaffte der deutsche Pokalsieger am Sonntag mit dem hochverdienten 2:0 (1:0) gegen die erschreckend schwachen Dortmunder einen überlebenswichtigen Erfolg im Abstiegskampf. Kapitän Tomas Galasek (10.) brachte seine Mannschaft mit einem 25-Meter-Schuss in Front, bei dem BVB-Torwart Roman Weidenfeller schlecht aussah. Sekunden vor dem Ende erlöste Angelos Charisteas mit seinem zweiten Saisontreffer die lange Zeit zitternden Franken. Die Gastgeber verpassten aufgrund ihrer schwachen Chancenverwertung einen höheren Sieg.
Während die Nürnberger mit dem zweiten Heimsieg den Abstand zu einem Nicht-Abstiegsplatz auf zwei Punkte verkürzten, taumeln die über weite Strecken desolaten Dortmunder nach dem fünften Spiel ohne Sieg der Gefahrenzone entgegen. Auch der lange Zeit verletzte Kapitän Sebastian Kehl konnte in seinem ersten Einsatz seit dreieinhalb Monaten seinem Team keine Sicherheit geben. Das Team von Trainer Thomas Doll präsentierte sich ohne Ideen und Einsatzwillen und musste nach der Gelb-Roten Karte für Markus Brzenska die letzten fünf Minuten dezimiert spielen.
Nürnberg übernahm das Kommando
Dabei bestimmten die Westfalen in den ersten Minuten vor 41.020 Zuschauern noch das Geschehen. Doch danach war es mit der schwarz-gelben Herrlichkeit vorbei. Nürnberg übernahm das Kommando. Das zweitägige Trainingslager in Herzogenaurach vor dem "Schicksalsspiel" schien zu wirken. Angetrieben von einem überragenden Galasek überzeugte der "Club" vor allem vor der Pause nicht nur kämpferisch, sondern auch spielerisch und zeigte vier Tage vor dem Uefa-Pokal- Spiel in St. Petersburg.
Der Tscheche war es auch, der mit dem ersten Schuss der Nürnberger auf das Dortmunder Tor nach zehn Minuten die Führung erzielte. Bei seinem 25-Meter-Knaller profitierte er davon, dass Weidenfeller wegrutschte und den haltbaren Ball nicht mehr erreichte. Zu dem Zeitpunkt war der BVB allerdings nur mit zehn Spielern auf dem Platz. Kehl hatte sich nach einem Zusammenprall mit FCN-Stürmer Angelos Charisteas zwei Minuten behandeln lassen müssen. Charisteas war bereits auf das Spielfeld zurückgekehrt.
Dortmund spielte desolat
Nach dem Treffer wurden die Nürnberger noch überlegener und brachten die unsichere Dortmunder Abwehr immer wieder in Verlegenheit. Einziges Manko des "Clubs": die schlechte Chancenverwertung. So scheiterte Dominik Reinhardt (18.) freistehend an Weidenfeller. Erneut Reinhardt (23.) mit einem Fernschuss sowie Mintal (43., 44.) zweimal aus aussichtsreicher Position verfehlten das Ziel.
Völlig unverständlich, dass nach dem Wechsel die Franken nicht an ihre Leistung im ersten Durchgang anschlossen. Dortmund machte Druck, die Gastgeber kamen kaum noch aus ihrer Hälfte. Erst nach einer Viertelstunde befreiten sich die Nürnberger. Der überzeugende Adler (60.) prüfte noch einmal Weidenfeller. Danach konzentrierten sich die immer nervöser werdenden Nürnberger darauf, die Führung zu verteidigen - und hatten Erfolg: Die Borussen kamen zu keinen Chancen mehr. Charisteas sorgte mit seinem schönen Tor aus 20 Metern für die Entscheidung.
Ropstock zu schwach für den HSV
Im zweiten Sonntagsspiel ist der Hamburger SV den Spitzenreitern Bayern und Bremen mit einem souveränen 2:0-Sieg gegen Hansa Rostock dicht auf den Fersen geblieben. Kapitän Rafael van der Vaart (19.) nutzte die erste Chance des Spiels zu seinem achten Saisontreffer. Der Kroate Ivica Olic (61.) sorgte nach der Pause per Kopf mit seinem sechsten Tor für die Vorentscheidung.
Sechs Tage nachdem Trainer Huub Stevens seinen Abschied zum Saison-Ende angekündigt hatte, zeigte der HSV vor 55.000 Zuschauern im Fußball-Stadion im Volkspark viel Leidenschaft und noch mehr Einsatz. Aufsteiger Rostock ging nach dem Wechsel zwar engagierter zu Werke, doch das Team von Trainer Frank Pagelsdorf konnte die achte Niederlage am 14. Spieltag nicht verhindern. Der erstarkte HSV hat nun einen Zähler weniger auf dem Konto als Spitzenreiter Bayern (31). Gegen die punktgleichen Bremer am nächsten Samstag im Weserstadion steht das Stevens-Team nun vor einer richtungsweisenden Begegnung im Titel-Rennen.
Rostock blieb harmlos
Rostock war indes kein echter Gradmesser, auch wenn der Aufsteiger in Hamburg gut mitspielte. Bei seiner Rückkehr in die Hansestadt setzte Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf, der mit dem HSV vor sieben Jahren bis in die Champions League gestürmt war, auf eine starke Defensive. Auch wenn der lange verletzt gewesene frühere HSV- Regisseur Stefan Beinlich bei den Ostseestädtern wieder von Beginn an dabei war und bis zu seiner Auswechslung (67.) die Fäden zog, blieben die Gäste im Angriff über weite Strecken harmlos.