Mit seiner überdimensionalen Baskenmütze und der Pauke vor dem Leib hat Manolo etwas Schrulliges und Verschrobenes. Die Nummer 12 auf dem roten Trikot soll signalisieren, dass er sich als der zwölfte Mann der spanischen Fußballnationalelf fühlt. Manche tun den unermüdlichen Schlachtenbummler, der sich kein Länderspiel der Spanier entgehen lässt, als einen Spinner ab. Aber in Wirklichkeit ist Manuel Càceres, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, seiner Zeit voraus.
Die Fans sind nämlich im modernen Profi-Fußball nicht mehr nur passive Zuschauer. Sie sind längst selbst zu einem Teil des Spektakels geworden. Und kaum einer hat das früher begriffen als "Manolo el del Bombo" (Manolo, der mit der Pauke): Der 57-jährige Spanier ist heute selbst ein Medienstar. Er dürfte der berühmteste Fußballfan der Welt sein. Zur WM entdeckten mehrere Firmen ihn als Werbe-Ikone. Eine polnische Biermarke ließ mit ihm einen Werbespot in Südafrika drehen. In Spanien prangt Manolo auf den Titelseiten von Reklamebroschüren einer Kaufhauskette.
"Spanien und Deutschland im Endspiel - das wäre das Größte"
In Deutschland wird er seine siebte WM miterleben. "Ich bin dabei, meine Koffer zu packen", sagt er in einem Telefoninterview. "Ich denke, dass Spanien und Deutschland gut abschneiden werden. Beide Länder im Endspiel - das wäre das Größte." Manolo trommelt seit 38 Jahren. Angefangen hatte er beim Provinzclub UD Huesca, später feuerte er die Kicker von Real Saragossa an, dann die des FC Valencia und der Nationalelf.
Seine erste WM erlebte der Gastwirt, der nur die Grundschule besucht hatte, 1982 in seinem Heimatland. Damals reiste er per Anhalter durch Spanien von einem Austragungsort zum nächsten. An eine Etappe erinnert sich ganz besonders: "Da nahm mich ein Leichenwagen mit. Ich musste meine Pauke auf den Sarg stützen und habe die ganze Fahrt nur gebetet."
"Ohne Fußball kann ich nicht sein"
Sein Faible kann er selbst nicht so recht erklären. "Ohne Fußball kann ich nicht sein", sagt er. "Ich bin einfach nur stolz, Spanien unterstützen zu dürfen." Dabei hat die Selección eigentlich wenig Anhänger, denn die spanischen Fans begeistern sich eher für den FC Barcelona oder Real Madrid.
Manolo sah Generationen von Nationalspielern und Trainern kommen und gehen. Seit 1982 verpasste er keine WM, auch wenn an der Fußball-Leidenschaft seine Familie zerbrach. "Manolo, der Fußball oder ich", stellte ihn seine Frau in den 80er Jahren vor die Wahl. Als er von einem Länderspiel aus Österreich heimkehrte, fand er eine ausgeräumte Wohnung vor. Seine Frau und die vier Kinder hatten ihn sitzen lassen. Auch seine zweite Frau verließ ihn später. "Ich lebe wohl besser allein", lautet seine Schlussfolgerung.
"Mich kennt doch jeder."
Manolo lebt vor allem von seiner Kneipe, die er in Valencia gleich neben dem Mestalla-Stadion betreibt und die mit den vielen Fotos einem Fußballmuseum gleicht. Nebenbei verkauft er Fanartikel wie Nachbildungen seiner Baskenmütze oder der Pauke. Für die WM wird er sein Lokal für mehrere Wochen schließen. "Unter dem Strich wird mich die WM 4000 bis 5000 Euro kosten", schätzt er. Der spanische Fußballverband RFEF nimmt ihn zwar im Flugzeug mit nach Deutschland, aber für die Unterkunft und die Reisen zwischen den Spielorten kommt er selbst auf.
Seine Berühmtheit hat auch einen Vorteil. Manolo kann seine Pauke trotz aller Sicherheitsvorkehrungen mit in die WM-Arenen nehmen. "Wenn ein Ordner im Überreifer mal Einwände erhebt, wird das Problem mit Hilfe der Verantwortlichen sofort aus der Welt geschafft", weiß Manolo zu berichten. "Mich kennt doch jeder."