Andrej Woronin fällt am Freitag im wichtigsten Fußballspiel der jungen Nation eine wichtige Säule aus. Der Leverkusener erlitt beim Achtelfinalsieg über die Schweiz einen Muskelanriss im rechten Oberschenkel und würde auch im Fall des Halbfinal-Einzuges fehlen. "Nur wenn es danach für uns noch weiter ginge, besteht eine geringe Hoffnung", sagte Woronin am Mittwoch mit Blick auf das Finale und das Spiel um den dritten Platz. "Das ist natürlich ganz bitter für ihn. Er ist total enttäuscht", sagte Teammanager Oleg Taradej. Somit ist Cheftrainer Blochin auch in der fünften WM-Partie zum Umstellen der Stammformation gezwungen. Allerdings sind die gegen die Schweiz gesperrten Defensivkräfte Andrej Russol und Wjatscheslaw Swiderski wieder mit von der Partie – viel ändern an seiner bisherigen Defensiv-Taktik müssen die Ukrainer also nicht. , was der Defensiv-Taktik der Ukrainer entgegenkommen dürfte.
Aufgeschnappt
"Der Totti, der hat doch bei fast jedem Turnier die Rote Karte bekommen. Wenn Du ihm das sagst, spuckt er sofort zurück."
(Andrej Woronin zur ukrainischen Taktik im WM-Viertelfinale gegen Italien)
"Die Null muss stehen"
Gegen Italien setzt Oleg Blochin trotzdem weiter auf die "Rehakles"-Taktik: Mit dem überraschenden Vordringen in die Runde der letzten Acht sind die spielerisch wahrlich nicht überzeugenden Osteuropäer inzwischen in die Rolle der Griechen geschlüpft, die vor zwei Jahren bei der Europameisterschaft allen Favoriten ein Bein stellten. "Wir spielen vorsichtig. Nennen Sie es Ergebnis-Fußball", gestand Blochin nach dem Elfmeterkrimi gegen die Schweiz ein. Wie einst das Team von Otto Rehhagel, das sich bei der Euro 2004 jeweils durch 1:0-Siege über Frankreich, Tschechien und Portugal in der K.o.-Runde zum Titel vorkämpfte, gilt auch für Blochin die Devise: Die Null muss stehen. Das tat sie in neun der vergangenen zehn Länderspiele. Vorne muss dann der Schiedsrichter helfen wie beim umstrittenen Elfmeter gegen Tunesien oder die Nervenstärke wie gegen die Schweiz.
"Glaube an uns selbst"
"Niemand hat vor zwei Jahren den Griechen zugetraut, so weit zu kommen. Das könnte auch für uns ein Erfolgsrezept sein", strapaziert Blochin immer wieder das Vorbild für sein Außenseiter-Team. Kurios, dass die Ukrainer mit der Kopie der "Eichhörnchen-Taktik" von "Rehakles" schon in der WM-Qualifikation ausgerechnet dessen Team eliminiert hatten. "Wir sind einem cleveren Gegner unterlegen, der mit einer Möglichkeit den Sieg perfekt gemacht hat", sagte Rehhagel nach dem 1:0 der Ukrainer in Piräus, wo sie den Europameister mit dessen eigenen Waffen geschlagen hatten.
"Teamgeist und der Glaube an uns selbst" sind laut Andrej Schewtschenko die Erfolgsgaranten der Ukrainer. Vom großartigen Potenzial des besten Torjägers der Champions League war bislang bei der WM hingegen nichts zu sehen. Begeisterung hat dieser Stil bislang nur im eigenen Lande ausgelöst, neutrale Fans quittierten die Taktik der "Kiewer Mauer" eher mit Pfiffen und zynischen Sprechchören.
Mauertaktik gegen Italien
Doch der Erfolg gibt Blochin recht. "Wir sind so weit gekommen, dass es uns manchmal wie ein Traum vorkommt", sagt der frühere Starstürmer und verweist gern darauf, dass andere zuvor so hoch gelobte Teams wie Spanien, Niederlande oder Tschechien schon längst die Segel streichen mussten. Gerade dem.0:4-Auftakt gegen die Spanier, die als erste seit den Albanern die Abwehr überwanden, kam für den Erfolgskurs große Bedeutung zu: Von diesem Zeitpunkt an raufte sich das Team zusammen und stand gemeinsam unerbittlich für den Erfolg ein. "Es wird nun auch für die Italiener ganz schwer, gegen uns zu gewinnen", schickt daher auch Jungstar Artjom Milewski eine Kampfansage in Richtung des großen Favoriten, dem beim.0:0 in der Vorbereitung ebenfalls kein Treffer gelungen war.