stern-WM-Jury: Deutschland - Ghana "Die Jungs wären lieber am Hotel-Pool geblieben"

Deutschland gegen Ghana war ein tolles Spiel! Nur nicht unbedingt vom Ergebnis her. Die stern-WM-Jury weiß, was Jogis Jungs gut getan hätte.

Ich habe mich für Ghana gefreut

Ich habe das Spiel mit meinem Freund Noreez und meinem Bruder Wigo geguckt. Wir hatten uns schon den ganzen Tag darauf gefreut. Im Vergleich zum Portugal-Spiel hat Deutschland schlaff gespielt. Sie haben erst nichts auf die Reihe bekommen.

Ghana hat besser als Portugal dagegengehalten und sie haben sich gute Torchancen erarbeitet, weil sie auch sehr gute Spieler haben. Alle finden, Deutschland wäre so gut, und Ghana eher nicht. Dabei hat Ghana viel besser und energischer gespielt. Ich habe mich für Ghana gefreut.

Beim ersten Tor gegen Deutschland hätte Höwedes den Ghanaer gar nicht zur Flanke kommen lassen sollen. Am Ende war das Spiel für mich so spannend, wie das Champions Leage-Finale. Özil war ein bisschen lahm. Müller hatte mit seiner Platzwunde Pech. Ich hoffe, dass er gegen die USA wieder fit ist. Ich freue mich für Klose, weil er einen Rekord aufgestellt hat.

"Das waren Klose und Schweinsteiger"

Hier einige Zitate von meinem gestrigen Fußballabend mit fünf Freunden - von denen übrigens nur einer wirklich sportbegeistert ist.

Zwei Minuten vor dem Spiel

, Natascha: "Müssen wir hier jetzt wirklich zwei Stunden sitzen und zugucken?"

Eine Minute vor dem Spiel

, Ulli: "Komische Nationalhymne, klingt so überhaupt nicht afrikansich. Ich hab da was mit Trommeln und Lebensfreude erwartet!"

Anpfiff

, Henry: "Is' ja mal mehr Stimmung im Stadion als gegen Portugal"

6. Minute

, Christiana: "So, spielen die auch mal?"

30. Minute

, Sabine: "Seit wann tragen Schiedrichter eigentlich gelb? Natascha Dein Kuchen ist super. Sind das da Kirschen?"

37. Minute

, Ulli: "Zum Fußball gehört ne Bierfahne!"

38. Minute

, Sabine: "Möchte noch einer von dem Rose?"

43. Minute

, "Wie lang noch bis zum Klo?" "Zwei Minuten. Sabine ist aber drauf" "Stört mich nicht..." "Ulli!"

Halbzeit

, Henry: "Ich dachte wir gewinnen gegen Ghana..."

47. Minute

, Sabine: "Oh, jetzt müssen wir nach links schießen"

51 Minute

, Alle: "Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!"

kurz darauf

, Alle: "NEIIINNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNN!"

Sabine: "Nein, das war gut. Das ist gut so!" Ulli: "Hä? Wie bitte? Wie BITTE???? Das war gut so? Spinnst Du? Ich dreh hier gleich durch!" Sabine: "Ja, jetzt wachen die Deutschen auf!" Christiane: "Die können aber auch laufen, die Ghanaer oder heißen die Ghanesen?" Christiane: "Boateng, komischer Name, aus welcher Gegend kommt der?" Ulli: "Alte Büsumer Krabbenfischer-Familie, Schatz..."

63. Minute

, Alle: "NEEEIIINNNNNNNNN!"

Henry:

"Oh, Gott wir verlieren. Gegen Ghana. Gegen Ghana! Wir verlieren! Ich kann da nicht mehr hinschauen."

69. Minute

, Alle: "JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!" Sabine: "Sag ich doch, das war der "Hallo-Wach-Auf-Effekt" Hat der Kommentator auch eben gesagt."

Ulli: "Das waren Klose und Scheinsteiger."

Henry: "Schweinsteiger verdient elt Mio. pro Jahr"

90. Minute

, Henry: "Das Spiel macht mich fertig. Ich halte es nicht mehr aus!"

Abpfiff

, Christiane "Das wird aber auch früh dunkel da drüben..."

Die süße Hotel-Pool-Versuchung

Amerikanische Kommentatoren haben einen großen Vorteil. Sie sind herrlich unbefangen. Deswegen konnte der ESPN-Mann auch Mitte der ersten Halbzeit ganz lässig sagen: "Mario Götze hat es einfach nicht drauf. Er brennt nicht für das Spiel." Richtig, so wie der Rest der deutschen Mannschaft lange Zeit gegen Ghana. Dass Jerome Boateng eher stoisch ist, weiß man ja. Das Match gegen seinen Bruder machte ihn auch nicht munterer. Und offensichtlich hatte er alle seine Teamkollegen infiziert. Vorbei war es mit dem begeisternden Fußball aus dem Portugal-Spiel. Stattdessen hatte ich das Gefühl, viele der deutschen Spieler wären lieber am Hotel-Pool sitzen geblieben.

Anders als beim Auftaktmatch schaute ich das Spiel zu Hause auf dem Sofa in HD. Auf biergeschwängertes Gegröle in der Sportsbar hatte ich keine Lust. Ich wollte das Spiel einfach genießen. Nachdem ich den grandiosen Auftritt gegen Portugal nur auf dem Mini-Iphone geschaut hatte.

Schnell war allerdings klar: Fußball-Genuss sieht anders aus. Zumindest, was das deutsche Spiel anging. Blass, langsam, gelangweilt und ohne Spaß, so trat das deutsche Team auf. Die Ghanaer rannten dafür wie verrückt. Gaben keinen Ball verloren und man spürte, wie sehr sie den Sieg wollten. Sie kämpften und ackerten. Zum Glück kamen dann Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose. Dass ich mich noch einmal über einen Auftritt von Klose freuen würde, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Respekt, wie die beiden das Spiel aufmischten - und das gesamte Team mitrissen. Geht doch. Und der Salto war für Kloses Alter auch eine reife Leistung – inklusive Landung auf dem Hosenboden. Irgendwie passend.

Übrigens: Die Amerikaner sind ja ein sportbegeistertes Völkchen. Jetzt, da NBA und NFL Pause haben, freunden sie sich mit Fußball an. Gestern sagte der Kassierer im Supermarkt - nachdem er mich als Deutsche erkannt hatte - zu mir: "Wir werden euch schlagen." Lächelnd erwiderte ich nur: "4:0 gegen Portugal." Nun ja, morgen gehe ich lieber nicht einkaufen.

Alle dachten wohl, es ginge so weiter

Zu Beginn war bei uns super Stimmung. Die Leute haben sich gefreut, dass Deutschland endlich wieder spielt. In der ersten Halbzeit haben die Leute bei den Chancen auf den Tisch gehauen – weil die Bälle nicht reingingen. Nach dem Führungstor war die Stimmung super. Alle dachten wohl, es ginge so weiter. Aber das hat sich dann schnell gelegt.

Nach dem 1:2 haben die Leute wieder auf die Tische gehauen. Weil sie es nicht fassen konnten, dass das Spiel so nach hinten los geht. Kann doch nicht sein, riefen sie. Bescheuert, dass Mustafi so ein leichtes Kopfballduell zum 1:1 verliert, hat einer der Gäste hinterher gesagt. Die Launen wechseln eben mit den Toren. Zum Glück hat Klose noch das 2:2 gemacht. Da war die Laune wieder etwas besser. Nach dem Abpfiff sind viele schnell gegangen. Letztes Mal sind sie länger geblieben und haben auf das Spiel angestoßen. Gestern war den Leuten nicht danach. Jetzt wird es im Spiel gegen Klinsmann richtig spannend.

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